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Chronik zu Geisenfeld bei
Geisenfeld-Online

1905: Mit Josef Münchs Peugeot begann in Geisenfeld das
Automobil-Zeitalter


Geisenfelder Zeitung PK Nr. 34 vom Freitag, 11. Februar 2005

Sie sind zu einer Plage geworden, die vielen Autos und Lastwagen, die tagtäglich durch das Stadtzentrum brausen. Das hätte man sich 1905 wohl nicht träumen lassen. Damals, vor genau hundert Jahren 19 Jahre nach Erfindung des "Motorwagens" durch Carl Benz und Gottlieb Daimler begann in Geisenfeld das Automobilzeitalter. Heimatpfleger Helmut Weinmayer wirft für einen Blick zurück in diese Zeit, als so ein Gefährt noch eine echte Sensation war.


Solch ein schmucker Peugeot, Baujahr 1905, war vor
hundert Jahren das erste Gefährt eines
Geisenfelders

Der erste Geisenfelder, der 1905 stolz ein Automobil sein Eigen nannte, war der Brauereibesitzer Josef Münch. Dieser kaufte sich anlässlich seiner Hochzeit mit Maria Fuchsbüchler einen schweren französischen Kraftwagen der Marke Peugeot. Wenn auch bereits gelegentlich auswärtige Autos durch Geisenfeld fuhren, so sorgte das Erscheinen von Münchs weißem Prunkstück auf den Straßen im Markt doch für viel Aufsehen. Die Leute kamen aus den Häusern, um das neumodische Gefährt zu bestaunen, das mit sage und schreibe 15 Stundenkilometern durch den Ort ratterte. Ein Autopionier wie Münch hatte es damals auf den holprigen, ungeteerten und staubigen Straßen mit seinem Vollgummibereiften, offenen Wagen nicht leicht. Es gab weit und breit keine Tankstelle, und so musste sich Münch seinen Benzinvorrat in großen, verschließbaren Kannen beim Apotheker Zetl holen, der eigens für diesen Bedarf größere Mengen bestellte.

Autos dieser Zeit waren noch pannenanfälliger als heute, und so war es ein Vorteil, dass Münch, der erst 1915 den Führerschein erwarb und der 1925 auch der erste Besitzer eines Lastwagens in Geisenfeld war, den Mechaniker Mangelsberger als Chauffeur hatte. Ein großer Werkzeugkasten wurde stets mitgeführt. Schon das Anwerfen des Motores mit einer Handkurbel war ein schweißtreibender Kraftakt. Die Scheinwerfer waren mit Karbidlicht ausgestattet, und es gab weder eine Heizung noch eine bequeme Schaltung im Auto.

Viel Ärger bereiteten dem "Automobilisten" damals die anderen Verkehrsteilnehmer. Pferde-, Kuh- und Ochsengespanne, Radler und Fußgänger fuhren und gingen, wie es ihnen passte. Besonders Bauern und Fuhrknechte hatten etwas gegen die ratternden und nach Benzin stinkenden Vehikel und fuhren oft demonstrativ in der Straßenmitte, obwohl sie von Weitem das durch das Hornsignal des Beifahrers angekündigte Nahen eines Automobils gehört haben mussten. Eine Hupe gab es zu der Zeit noch nicht.

Die Fuhrknechte ignorierten vielfach die lauten Hornklänge, machten Drohgebärden und fluchten gotteslästerlich über die "Stinkkarren", die ihre Tiere scheu machten. Für diesen Fall waren auch die Autofahrer, für die es im übrigen auch eine wetterfeste Spezialkleidung gab, mit einer Peitsche" bewaffnet".

Die Zahl der Autos in Geisenfeld stieg erst nach dem zweiten Weltkrieg mit größerem Tempo, noch 1963 gab es lediglich deren 295 im Stadtgebiet. Ein Jahr später musste die Geisenfelder Zeitung dann folgendes berichten: " Erstmals wurde von der Polizei den schnellfahrenden Autofahrern im Stadtgebiet mit Radar eine Falle gestellt."


 

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