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Art City
Geisenfeld-Online

Hungerbrot über Tür der Klosterbäckerei erinnert an "magere Zeiten" in Geisenfeld

GZ. 2003
Bilder : Miek Michielsen

Wenn von der "Klosterbäckerei" die Rede ist, dann weiß in Geisenfeld ein jeder, dass von dem Betrieb der Familie Escheu die Rede ist, die sich in einem vormaligen Wirtschaftsgebäude des früheren Geisenfelder Frauenklosters befindet. Der Zugang zur Backstube am Ende des tonnengewölbten Hausflures verfügt seit einiger Zeit über ein Kuriosum, das von den Nöten der Menschen in vergangener Zeit kündet: Über dem Türsturz befindet sich ein merkwürdiges Relikt, ein sogenanntes "Hungerbrot", das in Aussehen, Größe und Farbgebung einem Brotlaib ähnlich ist. Dieser Rundling lag Jahrzehnte lang unbeachtet auf dem Speicher des historischen Backhauses und wurde nach dessen Wiederentdeckung in die äußere Backstubenwand eingemauert.

Auf der Oberseite des gebrannten Lehmweckens ist die Jahreszahl 1821 ungelenk eingeritzt, wobei die letzten beiden Ziffern fast unleserlich sind. Der Meinung des Inhabers zufolge herrschte dieses Jahr in unserem Land eine großer Mangel an Brotgetreide und so wurde von den Bäckern ein symbolisches Hungerbrot gebacken und dieses zum immer währenden Andenken an das Mangeljahr im Verkaufsraum ausgestellt · verbunden mit dem Wunsch, zukünftig vor einer solchen Unbill verschont zu bleiben. Tatsächlich ist für die Jahre 1816 bis 1818 in Bayern eine große Hungersnot überliefert, die jedoch bei der Fertigung des beschriebenen künstlichen Brotes 1921 bereits weitestgehend überwunden war. Ob es in Geisenfeld verspätet eine Notlage gegeben hat oder ob es andere Gründe für die Nennung gerade dieser Jahreszahl gibt, muss offen bleiben. Angesichts des heißen und anfangs sehr trockenen Sommers steht jedenfalls fest, dass wir auch heute noch dankbar für jede gute Ernte sei können. Denn, obwohl es der Jugend heute Dank Supermarkt und automatisierter Fertigung so scheinen mag, ist das "tägliche Brot" auch heute noch keine Selbstverständlichkeit.


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