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Klosterküche und "Brodhaus"

Maggie Zurek
Fotos : Maggie Zurek, Vitus Hollweck, Miek Michielsen
Fotoseite Vitus Hollweck

Mit einem solchen Andrang hatten die Organisatorinnen nicht gerechnet: Über 200 Besucher fanden sich bei den Führungen zum Tag des offenen Denkmals unter dem Motto "Historische Orte des Genusses" in Geisenfeld ein.

Angesichts dieser Menge an Zuhörern herrschte ein ziemliches Gedränge vor den Exponaten und die überaus interessanten Ausführungen der Fremdenführerinnen gingen leider bisweilen unter.

In Zukunft werde man bei ähnlichen Veranstaltungen wohl eine vorherige Anmeldung einfordern müssen, um gegebenenfalls mehrere Gruppen bilden zu können, erklärte Antonie Schlierf, die gemeinsam mit Hannelore Major das besondere Ereignis vorbereitet hatte.

Fast neunzig Besucher waren am Vormittag schon im Klosterhof angestanden, um einen Blick in die Klosterküche und jenen Trakt des ehemaligen Benediktinerinnenklosters werfen zu können, der unlängst von der Stadt Geisenfeld erworben worden war.

Begrüßt wurden die Gäste auch von Bürgermeister Christian Staudter, der von den Plänen erzählte, das traditionsreiche Gebäude in den von Ministerpräsident Horst Seehofer ausgelobten Wettbewerb um das bayrische "Haus der Geschichte" zu schicken.

Dass sich die Räumlichkeiten mit ihren vielen Besonderheiten – von massiven kunstvollen Türstöcken bis zum "Schwalbennest" (dem stillen Örtchen, das das Dank eines wundervollen Blickes über das Ilmtal mit einem Schmunzeln ebenfalls zu den Stätten historischen Genusses gezählt werden darf) – einem solchen Zweck würdig erweisen würden, davon überzeugten sich die Besucher bei ihrem Rundgang.

Dabei erfuhren sie nicht nur ein Menge über die Essensgewohnheiten der Klosterfrauen, die zwei Mahlzeiten am Tag zu sich nehmen durften und dabei auf das reichhaltige Wildbret-Angebot des Feilenforstes zurückgreifen konnten, sondern auch, dass für den armen Mann die seltene Fleischbeilage schon mal ein Igel oder Siebenschläfer war.

Kleine Kostproben mittelalterlicher Schmankerl wie Met und Mandelplatzerl inklusive Rezeptblättern rundeten die Besichtigung ab. Nach einem Abstecher in den Sinnesgarten konnten die Gäste einen Blick auf den mehr als tausend Jahre alten Brunnen der Klosterbrauerei werfen, der sich unterhalb des heutigen Sparkassengebäudes befand.

Sie erfuhren, dass gleich neben dem Brunnen Marianne und Max Heimbucher bei Grabungen Skelette entdeckten, die eine Besiedelung des Ortes bereits im frühen 8. Jahrhundert belegen. Im Alten Rathaus, heute Heimatmuseum, warteten die Führerinnen nicht nur mit Wissen rund ums Bierbrauen, Brotbacken und den Hopfen auf.

Sie erzählten vom alten Brodhaus, das hier einst seine Pforten geöffnet hatte. Der 85-jährige Hans Bayerl, der gerade seine Memoiren herausgegeben hat, erinnert sich noch gut, wie er hier als Schuljunge "um ein Fünferl" seine zwei Laugenbrezn für die Pause erstand und diese gelegentlich mit Rosswürsten vom Pferdemetzger bereicherte.

Kreisbaumeister Gunther F.-L. Hasse war sichtlich begeistert von der Freundlichkeit und Kompetenz der beiden Stadtführerinnen, die als "großartige Botschafterinnen ihrer Heimatgemeinde" wirken. Mit einem kleinen Präsent dankte er im Namen des Landkreises für die außergewöhnlich liebevolle Gestaltung der Führungen, die sogar eine Kostprobe historischer Braukunst und traditionsreichen Klosterbrotes umfasste.

Dem Genuss auch in Geisenfeld auf der Spur

Maggie Zurek
Fotos : Miek Michielsen


Der bundesweite Tag des offenen Denkmals steht heuer unter dem Motto "Historische Orte des Genusses". Zu diesem Anlass haben die Stadtführerinnen in Geisenfeld eine außergewöhnliche "Genuss-Tour" ausgearbeitet, die auch einige Kostproben für den Gaumen bereit hält.

Aus welchem Jahr das Bild stammt ist ungewiss. Informationen dazu oder zu den Personen im Vordergrund nimmt die Heimatzeitung unter der Nummer 8181 gerne entgegen.

Nicht nur für historisch Interessierte verspricht die Führung, die am Sonntag, 12. September, um elf Uhr und um 14 Uhr zu einer originellen Erkundung besonderer Örtlichkeiten einlädt, kurzweilig zu werden. Antonie Schlierf und Hannelore Major, die seit vielen Jahren Stadtführungen organisieren und dafür unlängst offiziell geehrt wurden, haben sich einiges einfallen lassen.

Vom Treffpunkt im Klosterhof 3 aus geht es zunächst zur ehemaligen Klosterküche, die normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich ist. Dort erwartet die Besucher neben einem Einblick in einen Teil der einstigen Benediktinerinnen-Abtei eine Einführung in die Ernährungsgewohnheiten des Mittelalters. Wobei die Unterschiede zwischen klösterlicher Essenstradition und dem Mahl des einfachen Volkes durchaus thematisiert werden. Der Köchin oder dem Koch von heute wird zudem ein Blick in Rezepte aus den Klosterküchen Weltenburg und Scheyern gewährt – kleine Kostproben mittelalterlichen Gebäcks und köstlichen Mets inklusive.


Eine weitere geschichtliche Besonderheit ist die Tradition des "Brodhauses", einem gleichermaßen aus dem Mittelalter stammenden Relikt. Eine dieser Ausgabestellen für das tägliche Grundnahrungsmittel befand sich im alten Rathaus, wohin denn auch der Weg als nächstes führt. Hier werden Geschichten rund um Bier, Brot und Hopfen zu hören sein. Die Probstei Sandsbach aus Herrngiersdorf, die einst ihr Deputatsbier nach Geisenfeld lieferte, wird kleine Proben ihres Könnens als älteste private Brauerei der Welt kredenzen.

Und damit dies nicht auf einen leeren Magen trifft, sorgt ein original Klosterbrot aus Steinerskirchener Biogetreide mit Griebenschmalz für die rechte Unterlage. Als "Stoff aus dem das Leben ist" darf auch Wasser nicht im Reigen der Genüsse fehlen – davon kündet der Klosterbrunnen in der Sparkasse, der letzten Station der Reise.


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