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In 30 Minuten um die Welt

Das Geisenfelder Exotenwäldchen am Mitterbachl - eine kleine, botanische Weltreise

Der Geisenfelder (Aktion der Hallertauer) vom 13. juni 2007, Michael Werner
Bilder : Michael Werner


Die Vögel zwitschern, das Unterholz knackt, in zwei kleinen Teichen spiegeln sich Baumriesen und umherfliegende Libellen. Um die Schönheit dieses Waldstückes nahe dem Mitterbachl, das als Geheimtipp gilt, wissen nur wenige, um dessen Besonderheiten und exotische Baumarten die allerwenigsten.
Die außerordentlichen und riesenhaften Bäume sind Georg Ritter von Besnard Edler von Schlangenheim (1845-1903) zu verdanken, der seinerzeit als königlich bayrischer Forstmeister ganz nach Mode der Kolonialzeit fremde Fauna nach Geisenfeld importierte. Ganze 60 fremdländische Arten aus über 20 Ländern wurden im Exotenwäldchen angesiedelt.

So finden sich nordamerikanische Baumarten, wie eine gigantische Douglasie und eine Pechfichte, aber z.B. auch eine Japanische Lärche mitten im oberbayrischen Forstgebiet. Vor ihrem Aussterben im Laufe der Eiszeit war die Douglasie bereits in Europa heimisch und zeichnet sich durch besonders schnelles und starkes Wachstum aus.
Der mäßige Bekanntheitsgrad des Exotenwäldchens ist auch Folge langer forstwirtschaftlicher Vernachlässigung. Dies wollen Peter Donabauer, Leiter des Forstreviers Ernsgaden, und das Unternehmen Bayerische Staatsforsten ändern. Diesen wurde die Zuständigkeit im Zuge der Forstreform 2005 aus dem Besitz des "Altforstamtes Geisenfeld" übertragen.
Natürlich werde auch hier Forstwirtschaft nach ökonomischen Gesichtspunkten betrieben und Holz gewonnen, so Peter Donabauer. Dies jedoch sei Grundlage für Investitionen in Ökologie und Soziales. Das Unternehmen Bayerische Staatsforsten habe sich auf die Fahnen geschrieben, eine Balance zwischen Ökonomie, Ökologie und Sozialwesen zu schaffen.
Und in der Tat wurde schon einiges geschafft. Ein ca. 3 Kilometer langer Wanderweg und ein Besucherparkplatz an der BaarerStraße wurden errichtet, die das Waldstück als Naherholungsgebiet attraktiv machen sollen, um vielleicht den einen oder anderen von seiner Couch in den Wald locken, zu radeln oder zu laufen.

Als Anschauungsobjekt für den Unterricht und für Grundschüler und Kindergartengruppen dient das Exotenwäldchen schon heute. Die Kinder können hier den Wald mit all ihren Sinnen erfahren und auf spielerische Weise die Natur kennen und schätzen lernen. Eine Aktualisierung und Erneuerung der Informationstafeln zu den seltenen Bäumen erhofft sich Peter Donabauer von einem FH-Studenten, der bald ein Praktikum im Ernsgadener Forstbetrieb leisten will.
Und genau wie bei den Menschen ist auch im Wald die Unterstützung der Jugend eine Investition in die Zukunft. So soll in den kommenden Jahren der Wald konsequent verjüngt werden, wobei verstärkt auf die Mischwaldform gesetzt wird, um nachfolgenden Generationen einen standortgerechten und zukunftssicheren Wald zu hinterlassen. Dazu wird der momentan dominante Kiefer- und Fichtenbestand reduziert, um optimale Lichtverhältnisse für Buchen und Tannen zu schaffen. Diese Abkehr von Monokulturen und die Kultivierung von Baumarten, bei denen Borkenkäferbefall nahezu ausgeschlossen werden kann, sehen die Verantwortlichen als wichtige Maßnahme des Forstbetriebes gegen die Auswirkungen des Klimawandels.
Dass sich der ökologische Beitrag des Forstbetriebes darin nicht erschöpft, zeigen die vielen Möglichkeiten der Nutzung im Einklang mit der Schaffung von Lebensraum für die zurückgedrängte Tierwelt. Punktuell wird totes Holz der Natur überlassen. Somit entstehen kleine Biotope, die bedrohten Arten wie Fledermäusen oder dem seltenen Schwarzspecht Nahrung und Unterschlupf bieten und sich wie ein großmaschiges Netz durch das Waldgebiet bei Geisenfeld ziehen.
Verantwortungsbewusste und langfristig geplante Forstwirtschaft kommt also dem Unternehmen, den Menschen und dessen Umwelt zugute. Mit dem Exotenwäldchen hat Geisenfeld sich zudem ein besonders reizvolles und natürliches Waldstück bewahrt, dessen bewusste Nutzung auch den Erhalt als Naherholungsgebiet und Lebensraum gewährleistet.


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