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Historische Szenen "überaus beeindruckend"

Maggie Zurek
Bilder : Peter Mühlbacher


Casting
Stadtstorch
Klostergeschichte
Geisenfelds dunkle Zeiten
Pongrazbier
Weitere Bilder der Generalprobe von Vitus Hollweck

Die Eiterbeulen, von denen die zerlumpte Frau übersät ist, sehen grässlich aus. Verzweifelt fleht sie um Hilfe, doch der Pestarzt hält sie sich vom Leib und versucht nur, seine Pillen los zu werden. – Das ist eine der vielen Szenen, von denen sich das Premierenpublikum sehr beeindruckt zeigte.

Einzig das Wetter hätte besser sein können, ansonsten lief bei der Stadtstorch-Premiere alles "wie am Schnürchen". Die Gäste der ersten mit szenischen Einlagen bereicherten Führung durch Geisenfeld – unter ihnen amtierender Landrat Anton Westner, dessen Stellvertreter Franz Rothmeier, Kreisarchivpfleger Willi Kolbinger, der Inhaber der Schlossbrauerei Herrngiersdorf, Paul Pausinger, und die Hopfenprinzessin Heidi Ruhland – zeigten sich von der spannenden und originellen Aufführung begeistert.

Noch während sie den informativen Ausführungen der beiden Stadtführerinnen Hannelore Major und Antonie Schlierf lauschten und den Blick zum Storchennest auf dem Kamin der einstigen Klosterbrauerei richteten, tauchte schon deren größter Exportschlager leibhaftig auf: Braumeister Heimeran Pongraz, der vom Hofbräuhaus 1589 "abgeworben" mit seiner Kunst schnell das bis dahin dort vertriebene norddeutsche Einböcker ("Bock")-Bier verdrängte. Natürlich hatte der Meister neben interessanten Geschichten auch eine Kostprobe frisch gebrauten "Pongraz-Bieres" parat.

"Hautnah" erlebten die Besucher im Khanngarten dann das leidvolle Schicksal der Klosterfrauen während des 30-jährigen Krieges – in Gestalt der Äbtissin Katharina Hafnerin, die mit Hilfe einer resoluten Magd eskortiert von Kapitänleutnant Schaffgotsch mit ihren teils schwer kranken Mitschwestern zum wiederholten Mal vor den Schweden fliehen musste.

Im Sinnesgarten wartete indes schon ein Medicus mit schnabelartigem Mundschutz auf die Gäste, und unwillkürlich schrak man zurück, als die verzweifelte Pestkranke mit ihren so echt wirkenden Eiterbeulen heranstolperte. Tröstlich zu hören, dass der Erreger, an dem 1633/34 noch über 800 Menschen am Ort starben, heute "gut mit Antibiotika behandelbar ist".

Vom Pestarzt getrieben, verließ man die Sterbende, um sogleich zwei vermeintlichen Hexen in die Arme zu laufen, die von ihrer Flucht und dem um sich greifenden Wahn der Verfolgung berichten. Kaum waren sie um die Ecke verschwunden, tauchte ein Bader auf, der als "Meister seines Fachs" vergeblich nach Freiwilligen zum "Zähne reißen und Egel setzen" suchte. Eine heitere Abwechslung, die wie alle Szenen in ausführliche Erläuterungen der beiden Stadtführerinnen eingebettet, schließlich zum Schlussakt im Saal des Alten Rathauses überleitete.

Zum Zeugen eines fiktiven Zwiegesprächs der letzten Äbtissin, Maria Amanda Donaubauer, mit dem Auflösungskommissär Nißl gemacht, spürte man die menschliche Tragik hinter der Säkularisation, die das Ende einer Epoche markierte.

"Überaus beeindruckend und abwechslungsreich" urteilte Anton Westner, der als amtierender Landrat Organisatoren wie Schauspielern "ein großes Lob" aussprach.

Auch Paul Pausinger gefiel die "lebendige Aufführung" sehr gut, bei der man "die Begeisterung der Akteure spürt". "Ergreifend" fand es auch die ehemalige Kulturreferentin Anneliese Lackermair, wie "man mitten in das Geschehen hineingezogen wird".

Im Anschluss waren alle Darsteller zum Empfang mit den Gästen ins neue Rathaus eingeladen, wo Bürgermeister Christian Staudter und Kulturreferentin Henriette Staudter allen Aktiven des "Stadtstorchs" ihren besonderen Dank für die "großartige Leistung" aussprachen.

Begeisternde Premiere

Maggie Zurek
Bild : Maggie Zurek


Verzweifelte Pestkranke, vermeintliche Hexen auf der Flucht und Zähne reißende Bader: Auf äußerst lebendige Art erweckten am Samstag die Darsteller bei der Premiere des Geisenfelder "Stadtstorchs" in szenischen Einlagen die Geschichte der Stadt teils humorvoll, teils ergreifend zum Leben.

Wobei der wiedererstandene Braumeister Pongraz mit dem nach ihm benannten Jubiläumsbier natürlich "eine besondere Ehr" aufhob. Am Ende einer ebenso informativen wie originellen Führung zeigte sich das Premierenpublikum begeistert


Alles Flehen der Pestkranken gegenüber dem Pestarzt hilft nichts


Nach 30 Proben kann es endlich losgehen

Maggie Zurek
Bilder : Vitus Hollweck


Am kommenden Samstag um 14 Uhr ist es so weit: Der "Stadt-Storch" feiert mit einer Sondervorführung für geladene Gäste Premiere. Bei dieser besonderen Veranstaltung werden szenische Einlagen aus den beiden zukünftigen Themenführungen zu sehen sein.

Diese handeln von der "Geisenfelder Klostergeschichte" und von den "Dunklen Zeiten" des Ortes und bieten Informationen und Anekdoten rund um die Historie der Hopfenstadt. Hannelore Major und Antonie Schlierf haben die regulären Stadtführungen inhaltlich an die Szenen angepasst und viele neue Fakten eingearbeitet.

Seit Bekanntwerden der Termine für die Aufführungen (www.geisenfeld.de) sind bei der Stadt schon etliche Buchungen eingegangen. Darüber hinaus wurden bereits sieben zusätzliche Vorführungen von Vereinen und Organisationen bestellt.

Eine Resonanz, über die sich all jene freuen, die in den vergangenen Wochen viel Freizeit für den Stadt-Storch geopfert haben.

Für die Auswahl der Kostüme zeichnete Hannelore Major verantwortlich – ein Aufgabe, die aufwendiger war, als ursprünglich gedacht. Schließlich sollten elf unterschiedliche Gewänder vom Bader bis zur Äbtissin in die jeweilige Epoche und an den Leib verschieden gebauter Darsteller passen (jede Rolle ist mehrfach besetzt).

Also hieß es für die Fremdenführerin zunächst einmal "Bücher wälzen". Etliche Modelexika für das historische Schneiderhandwerk galt es zu durchforsten nach alten Stichen, die als Vorlage dienen konnten. Wertvolle Hinweise gab auch das Internet. Und wenn es richtig knifflig wurde, half Schneidermeisterin Josefine Reith – von der Stoffauswahl bis zur Fertigstellung des Kostüms. Begeistert dabei waren auch die Darsteller selber – sie opferten Trachtenkleid und Lederhose für die Umarbeitung. Für den Schurz des Braumeisters ließ gar eine Ledercouch ihr Möbelleben.

Auch bei der Suche nach Requisiten wurde das Budget der Stadt geschont. Da beschaffte einer altes Papier aus der Fabrik eines Bekannten, das passende Tintenfass spendete Karl-Heinz Schiekofer und für das vom Bauhof gezimmerte Stehpult fand man "geschichtsträchtige Füße" aus privatem Fundus.

Kulturreferentin Henriette Staudter, in deren Büro die Fäden der Organisation zusammenliefen, ist begeistert von der wachsenden Identifikation der Teilnehmer mit dem Projekt. "Da hat sich ein Gemeinschaftsgeist zwischen Menschen entwickelt, die sich vorher gar nicht kannten", freut sie sich.

Der Truppe der Laiendarsteller gehören Ludwig Diepold, Peter Deak, Rudolf Feistenberger, Michaela Finsterer, Beatrix, Herbert und Vanessa Heidenkampf, Resi Kuffer, Anita Lachermeier, Peter Pfliegler, Renate Robin, Christine Ruchnewitz, Kerstin Schmidt, Kathrin Schreck und Anke Wilkering an. Sie haben sich über 30 Mal zu Proben getroffen, die nicht selten mehrere Stunden dauerten.

Als Autor der Szenen und erfahrener Theaterpädagoge hatte Peter Klewitz die ersten Übungen begleitet und auch die Generalprobe fand in seinem Beisein statt. Für die übrigen 27 Sitzungen war Ludwig Diepold von ihm als Spielleiter auserkoren worden, weil dieser bei Kolping und über 25 Jahre im Theaterspielkreis Pfaffenhofen aktiv ist.

Als "tolle Erfahrung" bezeichnet Diepold es, "ganz unterschiedliche Menschen mit und ohne Schauspielerfahrung unter einen Hut zu bringen". Das sei nicht immer leicht gewesen, schließlich sei er ja kein Theaterpädagoge. Nach vielen Stunden konzentrierten und ernsthaften Arbeitens aller Beteiligten ist Diepold jedoch zufrieden.

Dies ist auch Peter Klewitz mit dem erreichten Niveau: Die Probenzeit für so ein Projekt sei sehr kurz gewesen, und deshalb "war ich bei meiner Rückkehr nach vier Wochen durchaus ein wenig skeptisch", räumt der Regisseur ein. Umso angenehmer sei er aber dann überrascht gewesen, "wie viel sich da mittlerweile getan hatte".
Es werde "durchwegs mit Talent und Engagement gespielt", und so hofft Klewitz nun auf erfolgreiche Aufführungen. Ganz wie die Laiendarsteller, die zwar keine Profis, dafür aber "mit Herzblut" bei der Sache sind.

„Stadt-Storch“ in Gründung

Casting für historische Stadtführungen

Maggie Zurek
Bilder : Peter Mühlbacher


Ein historisches Bürgerfest am 10. und 11. Juli sowie ein Festakt mit Fachvortrag am 8. Oktober sollen die Höhepunkte im Programm zur Feier der 700 Jahre „Markt Geisenfeld“ sein – so der Beschluss des Organisationsteams in seiner jüngsten Sitzung.
Ergänzt werden diese beiden Termine mit einer Ausstellung mit historischen Ansichten aus dem Ort sowie historischen Kachelfunden, die von Juni bis Oktober zu sehen sein wird.

Eine zusätzliche Fotodokumentation mit Power-Point-Präsentation soll noch erarbeitet werden.

Erstmals im Rahmen der 700-Jahrfeier sollen die Stadtführungen durch Schauspieleinlagen und szenische Elemente belebt werden.

Für die Realisierung dieses Projekts, dem unter anderem die Regensburger „Stadtmaus“ zum Vorbild dient, konnte man Peter Klewitz gewinnen, der sich als Drehbuchautor, Regisseur und Schauspieler einen Namen gemacht hat – unter anderem mit dem Film „Ekkelins Knecht“, der anlässlich der Kulturtage 2008 zu sehen war.
Als ehemaliger Leiter der GZ-Lokalredaktion hat Klewitz, der bei den Hollezinogenen Tagen 2001 mit seiner Brecht-Inszenierung für Begeisterung gesorgt hatte, zudem einen sehr persönlichen Bezug zu Geisenfeld.
In Zusammenarbeit mit den beiden Stadtführerinnen Hannelore Major und Antonie Schlierf hat er bereits jede Menge informatives Material gesammelt, das als Grundlage für die dramaturgische Aufwertung der Stadtführungen dienen könnte.
Zunächst einmal ist an eine allgemeine Führung gedacht, die mit szenischen Einlagen an besonderen Punkten (Einzelheiten werden vor der Premiere nicht verraten) aufwarten wird.
Ergänzt wird diese durch zwei thematische Führungen, die sich einmal mit der Klostergeschichte sowie dem Bierbrauen befassen und zum anderen das Feld der „dunklen Gestalten“ beackern.
Wie der Name nahelegt, handelt es sich bei der letztgenannten Variante um eine spannende Nachtführung.
Um die geeigneten Schauspieler für die Szenen zu finden, wird es am 16. Januar, um 15 Uhr im Rathaussaal ein Casting mit Peter Klewitz geben.
Egal, ob sie sich für eine Sprechrolle oder für einen „Walking Act“ (sprich eine Rolle ohne Worte) entscheiden, alle Bewerber sind willkommen, die ernsthaft bereit sind, bei der Aktion längerfristig mitzuwirken.
Vorkenntnisse sind vorteilhaft, aber nicht Voraussetzung für eine Teilnahme. An das Casting schließt sich gegen 18 Uhr die Gründungsversammlung des Vereines „Stadt-Storch“ an, der sich die Weiterentwicklung und Organisation der historischen Führungen zur Aufgabe machen.

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