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Kabarett
Geisenfeld-Online


Viel Fäkalhumor und nur wenige gelungene Nummern

Text und Pressebilder GZ 06.02.06 : Ellen Kellerer


Nein, das war nichts: So sehr sich Kabarettist Frank Sauer am Freitagabend auf dem Kleinkunstbrettl beim Rockermeier auch abmühte - der berühmte Funke wollte beim Publikum nicht überspringen. Verhaltener Applaus, nur vereinzelte Lacher und mühsam hervorgeklatschte Zugaben auf dem Niveau von Dieter Hallervordens ,,gespieltem Witz" - und fast schon Aufatmen beim Publikum, als die zweistündige ,,Sauerei" - so hieß auch noch das Programm - vorbei war.
Denn was der Freiburger da bot, war nicht eben die Art von Humor, die sich das qualitativ durchaus verwöhnte Unterpindharter Publikum erwarten durfte, sondern eine hektische Aneinanderreihung von Gags zum Thema ,,Hygiene" in allen Spielarten.
Schön, dass Herr Sauer festgestellt hat, wie viele Waschmittelzutaten es doch gibt und diese in atemberaubenden Tempo aufzählen kann. Aber wo ist da der Witz? Einige flache Gags über Hygiene im übertragenen Sinne: Sprachliche Säuberungen, dass beispielsweise Autohändler jetzt VAG Partner heißen, die härtere und nicht unbedingt witzigere Variante, dass der Herzinfarkt auch euphemistisch ,,Koronarpause" heißen könnte, und viel, viel Fäkalhumor, der vielleicht eine Woche vorher gut auf so mancher Faschingsbühne angekommen wäre.
Es ist zwar interessant, was so alles im Weihwasser gefunden wurde, doch die mehr als ekelerregenden Inhaltsstoffe von Würmern bis Mikroben hat eben auch nicht Frank Sauer erforscht - Zitate seien erlaubt, aber den Gag kann Dauerzappler Sauer nun wirklich nicht als auf seinem Mist gewachsen beanspruchen.
An den Haaren herbeigezogen sind die Sprünge im Programm von Monsterfilmparodien samt Einspielungen aus dem Off, überflüssige Persiflagen auf amerikanische Dauerwerbesendungen (die ja nun wirklich schon selbst reines Kabarett sind und nicht noch der Parodie bedürfen) und fast schon mit erhobenem Zeigefinger hervorgebrachte Passagen zum Terrorismusproblem sowie plötzliche philosophische Anwandlungen über Hippokrates´s Säftelehre (aha, auch noch ein Kabarettist doctus, wissen wir jetzt alle).
Da hat leider auch der textlich und szenarisch wirklich gelungene Mikroben-Rap am Schluss des Programms nicht mehr helfen können. Man kann schon einmal unangenehme Themen ansprechen, und Exkremente, Verwesung und Tod auch kabarettistisch thematisieren. Abendfüllend aber ist Frank Sauers verbales Sammelsurium über Tampons, Rotweinflecken und Fettflecken jedenfalls in Unterpindhart durchgefallen.

Frank Sauers "Sau(b)ereien"

Text und Pressebilder aus der Homepage : www.franksauer.net
Regie Christian Bronder


Sauerei!
“Und wer macht das weg?” Dreck, Staub, Krümel, Flecken, Viren, Schmutzränder, Amokläufer, Obdachlose und braune Flaschen im Grüncontainer - das sind unsere Gegner im täglichen Kampf um hygienische Sauberkeit, den Glanz der Nation und die Reinheit des Herzens.

Da werden Popel auf Teppichböden geschnippt und keiner wills gewesen sein, Tauben kacken durchs geöffnete Schiebedach, getrocknete Lehmwürste platzen aus Wanderstiefelprofilsohlen auf den frischgewischten Küchenboden - Dreck ist allgegenwärtig, das macht ihn als Feind so perfide. Und täglich nehmen wir den Kampf auf: Eigelb, Kragenrand, Bratensosse - das ist für die Hausfrau die Achse des Bösen. Auch der tapfere Hausmann weiss: Man muss waschen wischen polieren saugen klopfen kratzen bürsten, damit nicht alles verschmutzt verrotzt verstaubt verkrustet und verdreckt.

Da wird gebadet geduscht gerieben gerubbelt geseift gecremt und shampooniert - ein Leben zwischen Tröpfcheninfektion und Darmspülung, zwischen Elektrosmog und Putzkolonne, zwischen 11. September und Frühjahrsputz. Denn die SAUEREI lauert hinter jeder Ecke. Wir bekämpfen alles, von Rotweinfleck bis Ölteppich - wobei man so manches auch positiv sehen kann: Rotwein macht zumindest keine Obstflecken, und eine öldurchtränkte Robbe kann man immerhin noch würfeln und als Grillanzünder nehmen.
Ansonsten gilt: Zeig uns, wo der Besen hängt. Oder wo der “General” steht. Der ja nicht umsonst “General” heisst. Denn auch Kriege sind nichts anderes als internationale Putzaktionen im Kampf gegen dunkle Flecken auf der Landkarte.

Schmutz und Dreck heissen heute Turban, Saddam und Al Kaida, und auch morgen finden die Weltaufräumer sicher wieder jemanden, dem sie ungefragt die Möbel geraderücken können. Durchfegen. Ausradieren. Wegputzen. Und gern auch mal ein schmutziges Geschäft - die Weste weiss, das Geld gewaschen.

SAUEREI ist ein Schleudergang durch die Welt von Persil und Moral, eine Inspektion der Schmutzkrustenabwehrstaffel in Köpfen, Küchen und Besenschränken. Doch was steckt dahinter? Suhlt man sich nicht auch gerne? Auch das dreckige Lachen über schmutzige Witze kann reinigend wirken. Paradox, aber wahr. Dampfstrahler oder Dreckschleuder - auf die Füllung kommt es an.

SAUEREI - das sind die Lappenbekenntnisse eines Bürsten-Komikaze. Frank Sauer hat die Zitronenfrische mit der doppelten Lachkraft, er weiss die schönsten Fleckenrezepte, kennt den Parteiensumpf und kann exotische Schmutzsorten auswendig aufsagen. Und wenn Sie nach diesem Programm gereizte Schleimhäute und abgebrochene Fingernägel haben... das sind dann eben reinigungstechnische Kollateralschäden. Denn wo gewienert wird, fallen Späne.
SAUER macht eben nicht nur sehr lustig, sondern auch ziemlich sauber.



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