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Kabarett
Geisenfeld-Online


Halb getürkt, ganz gewonnen

Maggie Zurek, Geisenfelder Zeitung, 10. März 2008
Bilder : Maggie Zurek

Mit seinem Programm "halb getürkt" wagt der preußische Türke Bülent Ceylan sich als "doppelte Minderheit" erstmals in den Süden der Republik. Und gewinnt die Herzen jenseits des Weißwurstäquators mit seinem "Pälzer Scharm" im Handumdrehen.

Auch beim teilweise ergrauten Pindharter Publikum konnte der TV bekannte Comedian, der sonst vor allem die Jugend begeistert, punkten. Man hört ihm gerne zu, schon allein, weil er seine Botschaft nicht in gestochen arrogantes "Oxford Hochdeutsch" packt, sondern fröhlich im Monnemer Dialekt seiner kurpfälzischen Heimat drauflos palavert. Oder eben "türkelt". Je nachdem ob er gerade in die Machoseele von Hassan schlüpft, den gewieften Gemüsehändler Aslan mimt oder Mommfred, den unterbelichteten Hausmeister zum Besten gibt. Als Sohn eines muslimischen Türken und einer katholischen Deutschen ist Zerrissenheit sein Schicksal, die multiple Persönlichkeit vorprogrammiert. "Depri" ist er deshalb aber nicht. Sein Kampf gegen Vorurteile basiert auf der Erkenntnis "wer nicht über sich selber lachen kann, der ist arm dran".
Und zum Lachen gibt es Anlass genug. Über den Indianer aus dem Stamm der Aschpatschen, der den Spiritus in sich hat und für die Welt "and for the Money-too" trommelt. Über Anneliese, die weiß, dass man als Mann oft nur "durch den Busch zum Glück kommt". Und immer wieder über die Tücken der Integration, wenn ein türkischer Papa an Weihnachten eben "Allah Jahre wieder" singen und "Allah Heiligen" feiern muss, um des Höchsten Wohlgefallen und die Liebe seiner katholischen Frau nicht zu verlieren. Statt mit scharfzüngig-tiefgründigem Politkabarett greift Ceylan Vorurteile von unten an, clownesk und mit fröhlicher Leichtigkeit – politisch völlig unkorrekt eben. Kein Kalauer ist vor ihm sicher, kein Klischee. Andererseits wird er nicht wirklich böse, weshalb man guten Gewissens Tränen lacht über die "duftende Tussi" bei Douglas und Blutwurst verdammende Zeugen Jehova Fundis.

Wirklich in seinem Element ist Ceylan jedoch, wenn er improvisiert, sich mit wachsendem Vergnügen auf das Hallertauer Publikum ein- und sich von diesem auch schon mal aus dem Konzept bringen lässt. Das abschließende Urteil des Künstlers "Schää war’s" bestätigen die Zuschauer mit kräftigem Applaus.


Rheinische Antwort auf Django Asül

Kabarettist Bülent Ceylan gastiert am 7. März auf der Unterpindharter Kleinkunstbühne

Maggie Zurek, Geisenfelder Zeitung, 1. März 2008
Bilder

Als rheinische Antwort auf Django Asül will der Mannheimer Halbtürke Bülent Ceylan nun auch die Hallertau erobern. Jenseits des Weißwurstäquators heimst er seit Jahren Kabarettpreise und Journalistenlob ein. Ob er auch das Pindharter Publikum überzeigen kann, wird sich am Freitag, 7. März, zeigen.

Als Sohn eines türkischen Vaters und einer deutschen Mutter bedient der Träger des Baden Württemberger Kulturpreises die gängigen Klischees von „Hasan“ und „Mampfred“ gleichermaßen. In acht unterschiedlichen Rollen spielt er mit vollem Körpereinsatz und völlig ohne Scheu vor Klamauk jene Gestalten, die eine Multikulti Gesellschaft so zu bieten hat. Sein Genre ist die Comedy, zunehmend mit Politischem gewürzt – was er als Zugeständnis an die drei Jahrzehnte Lebenserfahrung deklariert, die er mittlerweile mit sich schleppt. Und so macht er sich schon mal Gedanken um die Rente und wie man sie verprassen könnte.
Bülent spielt mit Worten, sein Witz scheut aber auch vor Kalauern nicht zurück, die gepaart mit dem ganz eigenen Schaam (sprich Charme) seines Mannheimer Dialekts nicht nur das junge Publikum begeistern. In der Presse wird er „frenetisch gefeiert“ (Südhessen Morgen) und seine Vielseitigkeit gelobt. Den Weg ins TV und die Anerkennung berühmter Kollegen hat er sich längst errungen, ist Gast bei Urban Priol oder in Ottis Schlachthof, tritt live mit Xavier Naidoo oder den Söhnen Mannheims auf und schaffte unlängst mit seinem Programm „halb getürkt“ sogar den Sprung ins öffentlich rechtliche ZDF.
Die Feuerprobe in Bayern hat der türkische Preuße schon vor Jahren beim Paulaner Bräu bestanden. Bevor er sich jedoch dem kritischen Publikum in Unterpindhart stellt, hat sich Bülent Ceylan erst mal in Würzburg und Augsburg schon mal warm gespielt. Voll echte Karten für „halb getürkt“ gibt es noch an den Vorverkaufsstellen und an der Abendkasse.

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