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Bisweilen blitzte auch Tiefsinn durch

Maggie Zurek
Bilder : Maggie Zurek

Sympathisch ist er, der Altinger Michi, wie er so ganz "nahbar" auf der Bühne steht und – ein verschmitztes Blitzen in den Augen – mit dem Publikum in der ersten Reihe schäkert. Als "entscheidender Tor", wie er sich in seinem neuen Programm selbst betitelt, bescherte er den Gästen in Unterpindhart einen amüsanten Comedy Abend.

An Temperament fehlte es dem "Phönix aus dem Kirschkompott" keineswegs, energetisch bestritt er zwei Halbzeiten mit viel Schweiß, aber ohne Konditionsprobleme. Bisweilen mit so viel Spaß am Spiel, dass er über sich selbst lachen musste.

Tor kommt von töricht, und so erhebt Altinger bekennendermaßen keinen Anspruch auf Tiefsinn. Manchmal blitzt dieser dennoch auf, wenn er larmoyante Liedermacher und selbstverliebte Phrasendrescher derbleckt oder Bigotterie und "Halbglauben" entlarvt.

Leider bleibt er aber im rasanten Wechsel der Szenen dabei oft oberflächlich und manche Feinheit und mancher Gag fällt dem Tempo zum Opfer. Weniger TV-Format täte dem Bühnenauftritt gut. Originelle Ideen wie der Dauerstreit mit einem hypochondrischen Kreislauf und der Disput politischer Hausschuhe (ein Linker und ein Rechter eben) machen dieses überwiegend vor der Pause spürbare Manko teilweise wett.

Besser punkten konnte der hochgelobte, junge Comedian eindeutig im zweiten Teil – unter anderem, weil er sich hier die Zeit nahm, "dranzubleiben" an einem Thema. Seine humoristische Analyse des Generationenkonflikts war gut beobachtet und mit skurrilen Visionen versehen. Herrlich auch die Entmystifizierung der 68-er Helden: "Wenn die einen Computer gehabt hätten, wären sie daheim geblieben".

Mittendrin greift Altinger immer wieder mal zum Gesangsmikro. Und dann kommt der Moment für Martin Julius Faber – bis dato schier unsichtbar – zu zeigen, was er drauf hat als "Band". Veganer, Nichtalkoholiker und nicht mal sexbesessen lebt er seine Leidenschaft in Tönen aus. Und befriedigt dabei seine Zuhörer gleich mit – "Like a Wirsching, fort the very first time". Derlei ist ausbaufähig und durchaus mal mehrerer Strophen würdig. . .

"Der entscheidende Tor"

Michael Altinger sagt dazu:
"Kein Titel könnte dieses Programm besser beschreiben!"

Informationen aus der HP der Kleinkunstbühne Unterpindhart
Bilder : Maggie Zurek
16. April 2010 - 20:00

Damit ist die Sache exakt auf den Punkt gebracht und jeder weiß genau, was ihn erwartet. Ein "Tor" ist, laut Duden, ein törichter, lebensfremder Mensch. Das gefällt mir! Das klingt nach mir. Ein gnadenloser Draufgänger, der gern übers Ziel hinausschießt und keinerlei Reue zeigt. So bin ich eben.

Naja, vielleicht nicht ganz so lebensfremd, dafür aber umso törichter. Also gut, töricht ist auch nicht unbedingt ein schönes Prädikat. Außerdem halte ich den Duden für überschätzt.

Da steht nämlich noch dabei, ein "Tor" wäre ein Narr. Was hat das bitteschön mit mir zu tun? Der Duden kennt mich doch überhaupt gar nicht! Aber ich lasse mir von einem Buch nicht vorschreiben, wie ich zu sein habe!

Nie habe ich einen Titel zu meinem Programm so geliebt. Deshalb werde ich auch fest zu ihm stehen! Denn in jedem Fall werde ich schwerwiegende Entscheidungen treffen, die unsere Lebensgewohnheiten jäh auf den Kopf stellen.

Und ich werde meiner Generation ihre Ehre zurückgeben, denn auch unser Dasein hat eine Bedeutung, die manchmal sogar über Ü30-Parties und Wellnesschokolade hinausgeht. Ich weiß, es klingt unvorstellbar, doch kommet und seht selbst!
Es geht natürlich nicht ohne Opfer. Und ich werde große Opfer bringen. Ein ganzes Dorf wird diesmal von der Landkarte verschwinden - im Dienst der Sache.


Na hoffentlich lässt er Unterpindhart nicht verschwinden

  
  
  
  

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