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Die Konkurrenz locker abgehängt

Maggie Zurek
Bilder Maggie Zurek

Spritzig, unverbraucht und ungeheuer witzig – das Allgäu hat einen neuen Exportschlager: Maxi Schafroth hängte die Konkurrenz im Rennen um den Hallertauer Kleinkunstpreis 2010 locker um Längen ab und brachte das Publikum zum Toben.

Dabei trat der junge Künstler gegen durchaus ernst zu nehmende Mitstreiter an, die im Gegensatz zu ihm allesamt schon über jahrelange Bühnenerfahrung verfügen.

So hatte etwa Michael Dietmayr mit der Rolle des ersten Kandidaten kein Problem, ist er doch als Moderator der Open Kuh-Bar im Schlachthof oder bei TV-Auftritten mit "Otti" Fischer ein alter Hase im Geschäft. In kürzester Zeit gewann der "Typ Stimmungsmacher" mit rauchiger Stimme und rockigen Songs die Zuhörer für sich. Eingängige Melodien, griffige Refrains zum Mitgrölen und die gewisse Prise Anzüglichkeit (wenn’s etwa um den erotikfeindlichen "Sächsche" Dialekt ging) taten das ihre dazu, ihn auf Platz zwei der Publikumsgunst landen zu lassen.

Über 100 TV-Auftritte, 2000 Bühnenshows und als Rundfunkreporter Herbert Zimmermann in der Verfilmung des Wunders von Bern nicht nur Fußballfans ein Begriff, ging "Der Obel" (eigentlich Andreas Obering) als Senior in Sachen Pantomime und Comedy an den Start. Obwohl sein Auftritt als Trappatoni ("wo isse die Energie in die deutsche Fußballä") ebenso Bravorufe hervorrief wie sein mit urkomischen Filmszenen unterlegter Gesangspart "I’m just a Libero" reichte es für ihn am Ende nur auf Platz drei der Wertung.

Auszüge aus seinem mittlerweile neunten Soloprogramm gab O. Lendl (das "O" steht für den gehassten Vornamen Olivier), österreichischer Halbfranzose mit Talent zur Sprachlosigkeit, zum Besten. Seine Darstellung unterschiedlichster Typen beim Gespräch ohne Worte (es genügten Grunzer, Seufzer und ein gewisses Quieken) war facettenreich, sein Spiel mit Klischees bei der "Eheberatung" und die "Opera buffa der Lynchjustiz" durchaus originell. So richtig an die Seele der Zuhörer kam er aber nicht heran. Was sich in der Wertung in einem vierten Platz widerspiegelte. Die auf die Plätze Verwiesenen lagen in der Endwertung (von einer Fachjury mit doppeltem Stimmrecht und dem Publikum getroffen) jedoch recht dicht beieinander. Einzig der Abstand zum Sieger war deutlich.

Maxi Schafroth, im wahren Leben Bankkaufmann und gebürtiger Allgäuer (was beides nicht gerade sprudelndes, heißes Blut erwarten lässt. . . ) packte die Zuschauer beim Lachzentrum und ließ erst locker, als Tränen flossen (siehe auch Bericht im Kulturteil auf Seite 20).

Als zerbrechlich aussehendes Krischperl mit naivem Gschau strafte er alle Vorurteile Lügen und powerte in Begleitung von Gitarrist Markus Schalk drauflos. Keiner im Saal wird wohl je wieder Kas-Spatzen ohne den Blues im Ohr essen können.

Bei Schafroth passt einfach alles: die Mimik (in der Gegenüberstellung des voralpenländischen Bauern und dem Bänker mit "Nasallacher"), das treffsichere Spiel mit Stereotypen und die Bühnenpräsenz. Nicht nur wenn er zwei Fendt-Bulldogs auf der Straße zwischen Ober- und Unterpindhart auf Kollisionskurs schickt. Von diesem Allgäuer, dem selbst Chris Böttcher als charmant-kurzweiliger Moderator unverhohlen Anerkennung zollte, wird und will man noch viel hören. Davon sind auch die beiden Initiatoren des Kleinkunstpreises, Karl Rockermeier und Hannes Hetzen, sowie Kulturreferentin Henriette Staudter überzeugt. In Pindhart gab es einstweilen als Zugabe ein spontanes Loblied auf die Holledau à la Grönemeyer.

Kandidaten für Kleinkunstpreis stehen fest

Maggie Zurek
Bilder : Claudia Erdenreich in www.hallertau.info

Zum 16. Mal jährt sich die Vergabe des Hallertauer Kleinkunstpreises im Geisenfelder Ortsteil Unterpindhart. Am Dienstag, 18. Mai, werden sich wieder vier Kandidaten einer strengen Jury und dem Urteil des Publikums stellen.

Wie Organisator Hannes Hetzenecker erklärt, war die Resonanz heuer besonders groß. Über 30 Kandidaten, teils bereits in der Szene gut etabliert, haben sich gemeldet.

Wobei das Spektrum von "bestens bekannt" bis "absoluter Neuling" gereicht habe, so der Mitbegründer der Kleinkunstbühne. Gemeinsam mit seiner Ehefrau Gerda und Karl Rockermeier, dem Inhaber der "Pindharter Brettl", hat er das gelieferte Material genau gesichtet. Mal waren es CDs oder Live-Mitschnitte, mal schlicht ein Verweis auf eine eigene Homepage und es gab von Comedy über musikalische Schmankerl bis zum reinrassigen Kabarett alles zu sehen.

Überprüft wurde nicht nur die Performance an sich, sondern auch Charisma und Bühnentauglichkeit mit Blick auf das Pindharter Stammpublikum waren ausschlaggebend für die Wahl. "Zu schrill oder zu exzentrisch geht nicht", weiß Hetzenecker aus Erfahrung.
Ausgewählt wurden für heuer "Der Obel" (Parodist und Charakterkomiker, der sich als Vertreter der deutschen Standup Comedy versteht uns seinen Vornamen verschweigt), Maxi Schafroth (ein 24-jähriger Kabarettneuling, der zu einer bizarren Reise durch das Allgäu einlädt), Michael Dietmayr (Liedermacher und Sänger aus München mit Hand zum Humoristischen) sowie Oliver Lendl (Kabarettist aus Wien, der den Zuschauern den Schlüssel zu Reichtum und Glück verspricht).

Alle vier Kandidaten über die dem Wunsch des Veranstalters gemäß im Sinne der Fairness nicht mehr verraten werden soll, müssen sich nun am 18. Mai einer Jury stellen.

Diese wird sich voraussichtlich wie folgt zusammensetzen: Birgit Forster vom Konzert- und Veranstaltungsbüros Roland Forster aus München, Henriette Staudter, Kulturreferentin der Stadt Geisenfeld, Christa Niederreiter vom Bayerischer Rundfunk, Wilfried Gerling, Vorstandsvorsitzender der Hallertauer Volksbank, Anja Witzke, Kulturredakteurin des DONAUKURIER Ingolstadt,

Kabarettistin Elisabeth Krojer, Werner Winkler von der Münchner Kleinkunstbühne Drehleier, die Kabarettisten Michael Eberle und Volker Bergmeister, Olivia Reinecke von der Agentur für Kunst und Kultur aus München sowie Oliver Scholtyssek von Radio IN.

Zu gewinnen gibt es Preisgelder (gestiftet von der Hallertauer Volksbank, die den Wettbewerb seit Jahren unterstützt) zwischen 1 000 und 300 Euro. Als weiteren Anreiz stellt die Kleinkunst in Unterpindhart die Mitwirkung des Siegers bei einer Veranstaltung in der folgenden Saison in Aussicht.

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