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Kabarett
Geisenfeld-Online


Kabarettistischer Botschaft fehlte der Biss

Von Magdalena Zurek

Gemischte Reaktionen rief der Auftritt der "Lach- und Schießgesellschaft" in Unterpindhart hervor. Wer das Publikum beim Rockermeier kennt, der weiß: Durchgehende Begeisterung sieht hier definitiv anders aus.

Man darf vermuten, dass die bei vielen Besuchern vor allem vor der Pause spürbare Zurückhaltung unter anderem mit der Erwartungshaltung zusammenhing.

Denn das Label "Münchner Lach- und Schießgesellschaft" weckt Assoziationen. Man denkt an Vollblutkabarettisten, die gegen die verfilzte Politik ins Feld ziehen, bewaffnet mit scharfen Worten und Pointen als Munition.

Stattdessen gab es ein ambitioniertes Theaterstück zur Rettung der Welt "Last minute" zu sehen, das gleichsam von Luther inspiriert, die Erlösung der Menschheit vor der drohenden Apokalypse durch die Erkenntnis der Freiheit zur Wahl zwischen Gut und Böse propagiert.

Kaum ein Missstand von der Umweltsünde bis zum religiösen Fanatismus (jedweder Couleur, denn Bibel und Koran stehen sich, wie bewiesen wird, in martialischen Versen in nichts nach), der nicht gestreift wurde.

Ein hoffnungslos überforderter Engel Gabriel (herrlich glupschäugig: Thomas Wenke), Ecco Meineke als Gottvater und Rache-Ariel Mutatron sowie die von ihnen auserkorene Prophetin Alexandra (Sonja Kling als unerschütterliche Bewährungshelferin) ziehen aus, um mal valentinesk, mal à la Loriot bestückt mit biblischen Zitaten die Welt zu retten.

Angesichts der ihnen in den Weg gelegten bürokratischen Hürden erinnert ihre Mission an die eines Don Quichote. Da hilft auch die Wunderpille der Vermarktung nichts, die statt gleichgesinnter Freiheitskämpfer nur machtgeile böse Geister auf den Plan ruft.

Schauspielerisch lieferten die Protagonisten eine Glanzleistung – Duktus und Mimik waren perfekt, die Figuren vom schwulen Frisör bis zur kleinkarierten Mama auch im Kleinsten stimmig, die Dialektvielfalt beachtlich. Das Manko: Zu lang wurde manche Szene ausgedehnt, ohne dass damit der kabarettistischen Botschaft etwas hinzugefügt worden wäre. Weniger "Bussi Bussi" und dafür mehr Biss beim Wortwitz hätte der lobenswerten philosophischen Grundidee ganz sicher zu einem besseren Durchbruch verholfen.

Comedy, Kabarett und Theater

"Last Minute"

Bilder : Pressefotos aus dem Internet (1-3)
Maggie Zurek (4-5)

Als "furiose Mixtur aus Comedy und Kabarett, Klamauk und Theater" lobt die Fachkritik "Last Minute", das aktuelle Programm des Ensembles der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Als erster Termin im neuen Jahr ist dieses Programm am kommenden Freitag, 15. Januar, auf der Kleinkunstbühne Unterpindhart zu erleben.

Die Story, die der Münchener Musiker, Autor und Schauspieler Ecco Meineke ausgeheckt hat, erzählt von der Touristin Alexandra, die eine Last-Minute-Reise nach Neapel unternimmt. In ihrem Hotel, das sich als Bruchbude erweist, erscheint ihr der Erzengel Gabriel, der verkündet, dass in 14 Tagen mit der Apokalypse zu rechnen ist.

Sie alleine könne die Welt noch retten. Mit dem Erzengel und seinem Kollegen Metatron, einem schwertbewehrten Cyberkrieger, macht Alex sich auf, die Menschen an ihre Freiheit zu gemahnen, das eigene Zerstörungswerk zu stoppen. Allein, der Begriff Freiheit erweist sich als sehr frei interpretierbar.

Statt auf ein Nummernpotpourri setzt das neue Programm des Lach- und Schießensembles somit wieder auf eine groteske Kabarettkomödie. Mit herrlichem Spielwitz schlüpfen Sonja Kling, Ecco Meineke und Thomas Wenke in immer neue Rollen – vom Mafioso über die dusslige Mutti bis zum kafkaesken Primaten-Liftboy.

Politisch-philosophisch tun sich jenseits der Komik einige Untiefen auf. Dennoch gelingt unter Michael Ehnerts Regie ein pointenreiches, unterhaltsames Programm mit einem fabelhaften Komikertrio.

Karten für den Kabarettabend gibt es noch an den bekannten Vorverkaufsstellen sowie an der Abendkasse.


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