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Pelzig glänzt als Störenfried mit "Worten statt Taten"

Frank Markus Barwassers hintergründige Analyse des "regierenden Marktes"

GZ : Ellen Kellerer
Bilder Hans Galler

 

8125 · laut Statistik des Technikers · "Worte statt Taten" in zwei Stunden: Mit seinem aktuellen Programm gastierte am Mittwochabend Frank-Markus Barwasser alias "Erwin Pelzig" im Stadel des Gasthof Rockermeier. Rund 500 begeisterte Zuschauer erlebten den professionellen Dampfplauderer "Belzig mit haddem B" und seine beiden Weggefährten "Haddmud" und "Dr. Göbel" in einer Person in Höchstform. Mit Herrenhandtäschli und Cordhütli verkörpert Pelzig den Spießer schlechthin. Tief in ihm drin steckt dann aber doch der Revoluzzer, der schon mal gerne einem ehemaligen Deutsche-Bahn-Vorstand Breuer mit seiner Wortmeldung bei der Aktionärsversammlung den letzten Nerv raubt.

52 Aktien besitzt Pelzig, verschiedene wohlgemerkt, und das berechtigt ihn zu ebensovielen Störaktionen bei Großkonzernen. Gleichzeitig macht er sich sogar zum Anstifter der Unruhestifter: Einige Ansprechpartner im Publikum, an die sich Gedächtniswunder Barwasser während des gesamten Abends immer wieder namentlich wandte, wurden mit echten Aktien bedacht - "und im Herbst treff mer uns dann zum Stören bei der Hauptversammlung". Überhaupt sieht Pelzig alias Barwasser darin die einzige Möglichkeit, die momentane Unsicherheit, die regiert, zu untergraben: Nicht mit Kanzler Schröder will er debattieren, sondern "mit dem seine Chefs" von VW, Daimler-Chrysler und der Deutschen Bahn, "aber mit dene hör mir uff, da is ja der Haddmud mit seine Gebrauchtwachen noch seriös dagechen."

Und wenn systematisches Untergraben der heimlichen Regierung der freien Wirtschaft nichts hilft, dann sollte man sich wenigstens zu einem ihrer Handlanger machen · in Stasi-Manier wird da Dr. Göbel ausspioniert und ihm von den "Informanten" der freien Wirtschaft Pelzig und Hartmut ein Wintergartenvertreter nach dem anderen auf den Hals gehetzt oder sein Briefkasten mit Salbenpröbchen "wegen der Genitalpilzg´schicht" zugemüllt.

Als Meister der Indiskretion schwimmt Pelzig im Strom der Infogesellschaft mit, mit allen Mitteln auf der Suche nach einem Weg aus der Misere angesichts der "unsicheren Weltlaache", deren Lösungsvorschläge seitens der Politik ein Frank-Markus Barwasser mittels eines Pelzig locker ad Absurdum führt: Arbeitsplätze sind unsicher, aber in Zukunft soll man länger arbeiten - "also soll ich den Job, den ich scho mit 50 verloren hab, mit 67 Jahren noch mach"; die Konstruktion einer Korrelation von Firmenpleiten und Ehescheidungen ("wenn Gefühle in die Wirtschaft abfließen, dann bleiben in der Ehe nur noch Tatsachen"); und nicht zuletzt die Erkenntnis auch eines Pelzig, dass es die Fliege ja viel leichter hat, weil sie flexibel ist, aber der Mensch dem Tier dann doch voraus ist, weil er denken und sprechen kann (was ja mit 8125 Worten genügend bewiesen wurde) und die Zufriedenheit durch Liebe kennt · aber bitte nur mit der entsprechenden Zahl Carports in der Eigenheimvilla in Spanien nebst "Segelböötli".


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