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Kabarett
Geisenfeld-Online

Den "goldenen Löffel" als Kabarett-Koch verdient

PK Nr 268, Mittwoch 20.11.2002, M.Zurek


Wie viele Muskeln hat eigentlich das menschliche Gesicht? Ganz gleich wie die Antwort aus anatomischer Sicht lauten mag, Helmut Schleich verfügt mindestens über die doppelte Anzahl - anders lässt sich seine schauspielerische Leistung einfach nicht erklären. Mit mimischen Mutationen im Sekundentakt, denen körperliche Wandlungsfähigkeit und Stimmenimitation in nichts nachstanden, lud der Kabarettist sein Pindharter Publikum auf eine kulinarische Achterbahnfahrt durch die Tiefen des Verdauungstraktes ein. Nach der Devise "Und das Auge isst man mit" gab er als Feinschmecker und Allesfresser, Knödelfreund und Körnerfan seinen humoristischen Senf zum täglichen Brot.


Beeindruckte sein Unterpindharter Publikum mit körperlicher Wandlungsfähigkeit und mimischen Mutationen in Sekundentakt : Helmut Schleich
Foto : Zurek

Was immer er auftischte sorgte für Begeisterung, auch wenn es keineswegs durchweg "leicht bekömmlich" war, was da serviert wurde: Spätestens bei den "braunen" Beilagen (Schleich zeichnet als Dompteur des stubenreinen Kampfwellensittichs "Harrrrrtmann" ein erschreckendes Szenario dumpfer Gewaltverherrlichung) blieb einem der Bissen, respektive das Lachen, im Halse stecken. A propos Hals: wo der Kabarettist denselben als "Ottfried Fischer" ließ und wie es ihm gelang, unversehens auf die doppelte Breite anzuwachsen, bleibt das faszinierende Geheimnis seiner Bühnendiät.

Einfach "lecker", wie er in die Rolle des soeben verspeisten, urigen Semmelknödel schlüpft, der sich mit "Frantischek Schaschlik" als Dreingabe anfreundet, um im Streitgespräch mit einem esoterischen Eissalat über Sinn und Glück des Gegessenwerdens zu streiten - bis zu der Frage, ob es wohl ein Leben nach dem Dickdarm gibt. Dass er bei diesem "hinterlastigen" Thema nicht auf das oberflächliche "Furzkissenniveau" gängiger Comedy abrutscht, ist einen zusätzlichen Stern im der kabarettistischen Michelin wert. Stattdessen darf man Tränen lachen über den bauernschlauen "Metzger Geil", der dank Internet völlig neue Methoden des "Linkens" entdeckt oder über sächsische "Bradkaddoffeln" ( wenns geene Budda gibt, dann duds auch Margarine) bei Biolek.

Dass die "Mauer in den Töpfen" sich nicht nur auf die Ost-West-Thematik beschränkt, beweist Schleich als blasierter Gourmet, der den Genuss als Statussymbol sinniert.
Aus der Sicht des Zuschauers jedenfalls hat Schleich zweifelsohne den "goldenen Löffel" als Kabarett-Koch verdient - völlig "Wurst" was man vom Thema Idealgewicht hält und ob man der Ravioli-Fraktion oder Kaviar-Partei angehört.

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