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Kabarett
Geisenfeld-Online

"Hard Folk" und eine gute Portion Gesellschaftskritik

Programm mit "A Bakers Dozen" und den "kleinen Stachelbären" kam gut an

PK Ellen Kellerer
Bilder Hans Galler

 


Keinen kabarettistischen Ascherfreitag, respektive -samstag gab es heuer auf der Unterpindharter Kleinkunstbühne, aber trotzdem musste das Publikum nicht auf freche Sprüche und eine "zünftige Musi" verzichten · wenngleich sich das beim Rockermeier immer ein bisschen alternativ zum üblichen Starkbierzeitprogramm gestaltet: Statt Blasmusik gabs "Hard Folk" mit "A Bakers Dozen" und statt "Derblecken" servierten die "Stachelbären" in der kleinen Besetzung mit Volker Bergmeister und Michael Eberle eine gute Portion Gesellschaftskritik, gewohnt gekonnt verpackt in allerlei intelligenten Wortwust und abgerundet mit hinreißender Darstellungskunst.

Weniger die große Politik, als vielmehr der alltägliche Wahnsinn mit Computerfrust, PIN-Nummern-Peinlichkeiten, der "Ich-AG" in Form eines Watschenmannunternehmens und albernen Anglizismen in Stellenanzeigen brachten Bergmeister/Eberle aufs Tablett. Hübsche Gemeinheiten zum Renten- und Gesundheitssystem, bei dem sie für eine "Unsolidaritätsabgabe" und die Einführung des frühen Rauchens plädierten ("denn wer früher stirbt, belastet ja die Krankenkassen nicht"), und gar nicht mehr so abwegige Fernsehvisionen wie die "Operationsshow" aus der "sagrotangeschwängerten Welt der Arztkittel" oder das "Dokudrama: Verschollen im Wartezimmer" machen aus den "kleinen Stachelbären" ganz große Kabarettisten, weitab von jeglichem Klamauk und wohltuend schlau.

Einziger und gerne verziehener Ausflug in die Welt der sogenannten "Comedy" war die Paradenummer der "alten Damen" Bergmeister/Eberle, bei der in Schurzkittel und Strickhäubchen über Rentenpolitik und das Wetter genial komisch aneinander vorbeigeredet wird.
Zeit zum Erholen von diesem Feuerwerk an Hintersinnigkeiten hatte das Publikum bei den Klängen von "A Bakers Dozen". Kennt so mancher die dreiköpfige Gruppierung vielleicht als schnelle Folk-Band mit aufgrund des rasenden Tempos fast nicht mehr tanzbaren Stücken, so drehten die "Bakers" diesmal · bis auf ein paar gut eingestreute Ausrutscher · das Tempo ein wenig zurück.

"Muskel" Georg Appel am Akkordeon und mit Gesang, Hans Struck am Bass und Rudi Randelzhofer am Schlagzeug boten musikalisch und textlich "runde" Stücke, wobei man sich gerade bei einer Folkgruppe etwas mehr Interaktion mit dem Publikum gewünscht hätte. "Suleika", um nur ein Beispiel zu nennen, mit erstaunlicher musikalischer Dynamik, aber auch textlich zuhörenswerte Songs wie "Wedding anniversary" oder "Western middleclass suffering" sowie so mancher Coversong von "A Bakerss Dozen" machten den Abend zu einer perfekten Symbiose aus Musik und Kabarett, die einfach Spaß gemacht hat.

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