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Konzerte
Geisenfeld-Online


Kleine Juwelen der Renaissance

Durch originalgetreues Equipment Eindrücke wie anno dazumal

Maggie Zurek
Bilder : Miek Michielsen

Obwohl einige Perlen im Collier der europäischen Ästhetik aus dieser Epoche stammen, spricht die Renaissance kein breites Publikum an. Umso erfreulicher, dass man in Geisenfeld den Mut hatte, eine Nische für sie im Rahmen der Kulturtage frei zu halten.

Die Programmvielfalt wurde so um ein kleines Juwel bereichert, das im stilvoll renovierten Foyer des Innenarchitekturbüros Hlady (ehemals Café Kunst) bestens zur Geltung kam. Für die Bereitschaft, den stimmungsvollen Raum unentgeltlich zur Verfügung zu stellen, sprach Kulturreferentin Henriette Staudter den Hausherren den Dank der Stadt aus.

Mit einer warmen, vollen Sopranstimme verzauberte Angela Schwaiger die etwa 60 Zuhörer. Ihr gelang es, eine Vielfalt an Emotionen musikalisch zu fassen, wobei das auserkorene Repertoire von Dufays andächtiger "Vergine Bella" bis zu John Playfords frechem "Jamaica Limerick" reichte.

Den besonderen Charme der noch ohne Akkorde im strengen Sinn auskommenden Melodik vermittelte die Compagnia Cinquecento mit Einfühlungsvermögen und Detailtreue.

Wo musiziert und gesungen wird, da darf der Tanz als Ausdruck von Lebensfreude und erotischem Werben nicht fehlen. Und so schlüpften Daniela Drummer, Ute und Peter Reichl sowie Barbara Fuchs in originalgetreue Kostüme, um nach historischen Choreografien das ewige Spiel der Geschlechter mit Leben zu füllen.
Dass derart neckisches Treiben der Geistlichkeit – sofern sie dem Vergnügen nicht selber zum Opfer fiel – ein Dorn im Auge war, versteht sich. Die moralinsauren Tiraden des Theologen Geiler von Kaysersberg gegen derlei Unsitte zeigten jedoch im 15. Jahrhundert ebenso wenig Wirkung wie im modernen Geisenfeld. Am Ende eines nicht zuletzt dank der humorvoll-informativen Moderation vergnüglichen Abends ließen sich einige Gäste gar in die verwerfliche Kunst des Kreistanzes à la "Sellinger’s Round" einführen.

" Vergine Bella "

Lieder und Tänze der Renaissance

Presseinfo zu den Kunst- und Kulturtagen
Bilder : Miek Michielsen

Unter dem Titel "Vergine Bella" lädt die Stadt Geisenfeld im Rahmen der Kulturtage zu einem Abend mit Liedern, Tänzen und Lautenmusik der Renaissance ein. Die Besucher erwartet ein außergewöhnliches Programm:

In historischen Kostümen wird die Tanzgruppe "Il Ballarino" originale Tanzchoreographien der Renaissance präsentieren. Dabei reicht der Bogen vom italienischen Saltarello (15. Jh.) und der französischen Courante (16. Jh.) bis zum englischen Country Dance des frühen 17. Jh.

 

Das Musikerensemble wird von der bekannten Freisinger Sopranistin Angela Schwaiger angeführt. Die begleitenden Instrumentalisten sind Friederike Eglhuber (Fidel, Barockvioline) sowie die beiden Lautenisten Christoph Eglhuber und Uli Sommerrock, die die Tanzrhythmen der Zeit auf einem farbigen Instrumentarium verschiedenster historischer Zupfinstrumente lebendig machen werden.

Neben der Tanzmusik werden im Wechsel auch Lieder und Lautenmusik aus Italien, England, Deutschland und Frankreich erklingen, u.a. Musik von Dufay, Le Roy, Senfl, Dalza, Caroso, Playford, Dowland und Robinson.

Ein nicht nur musikalischer Ausflug in die Renaissancezeit, der durch die visuelle Komponente zur Erlebnisreise in die Vergangenheit wird. Freunde historischer Musik sollten sich diesen besonderen Abend nicht entgehen lassen.

Die Mitwirkenden
Historische Tanzgruppe "Il Ballarino"
Daniela Drummer
Ute Reichl
Johannes Sturm
Peter Reichl
Die historische Tanzgruppe "Il Ballarino" besteht seit 1995 und hat sich zum Ziel gesetzt, Tänze aus früheren Epochen wieder zum Leben zu erwecken.

Die Grundvoraussetzung dafür ist die Orientierung an historischen Kostümen und Choreografien. Die entsprechenden Vorlagen liefern Bilder und authentische Tanzaufzeichnungen der wichtigsten Tanzmeister vom 15. Jahrhundert bis zur Biedermeierzeit.

Aus diesen Unterlagen lässt sich auch heute noch genau nachvollziehen, wie in früheren Zeitepochen tatsächlich getanzt wurde. Außerdem beschreiben beispielsweise die Renaissancetanzbücher von Fabritio Caroso und Cesare Negri auch das Leben am Hof und die dort nötigen Regeln und Konventionen. Der höfische Tanz war damals für jeden, der in den herrschenden, adeligen Kreisen verkehrte, die notwendige Voraussetzung, um bei den gesellschaftlich und politisch wichtigen, großen Bällen und Festen anerkannt zu sein.

Die Tanzgruppe "Il Ballarino" leitet ihren Namen vom Titel des ersten Tanzbuches des italienischen Tanzmeisters Fabritio Caroso ab, das im Jahre 1581 erstmals veröffentlicht wurde.
Alle vier Tänzer der Gruppe haben langjährige Erfahrung im historischen Tanz und dabei zahlreiche Auftritte im gesamten deutschsprachigen Raum und im europäischen Ausland aufzuweisen.

Musik: Compagnia Cinquecento

Angela Schwaiger, Sopran, Perkussion
Friederike Eglhuber, Fidel, Barockvioline
Christoph Eglhuber, Altlaute, Basslaute, Cister, Barockgitarre, Gemshorn
Uli Sommerrock, Altlaute, Tenorlaute, Barockgitarre

Die vier Musiker der Compagnia Cinquecento wirken seit vielen Jahren in verschiedensten Besetzungen mit historischer Musik zusammen, z.B.: La Tartaruga, Attior-banda, Kammerorchester Freising, Trio Chanterelle, Rupert-Ignaz-Mayr-Consort.
Die spezielle Quartettformation wurde eigens für das Programm "Vergine Bella" ins Leben gerufen, welches 2005 aus der Taufe gehoben wurde und seitdem immer wieder zur Aufführung kommt.

Die beiden Lautenisten Ulrich Sommerrock und Christoph Eglhuber haben sich auf das Spiel historischer Zupfinstrumente spezialisiert und konzertieren im süddeutschen Raum als Solisten Ensemblemusiker und Generalbassspieler auf Laute, Theorbe, Cister, Vihuela oder Barockgitarre.

Dazu kommt die stilistisch sehr vielseitige Sopranistin Angela Schwaiger und - als klanglicher Gegenpart - Friederike Eglhuber mit historischen Streichinstrumenten.

Mit dieser Besetzung ist ein buntes musikalisches Programm möglich, das neben der Tanzmusik aus Italien, Deutschland, England und Frankreich Lieder und Lautenmusik des 16. Jhdt. enthält.

Ensembleleitung: Christoph Eglhuber

Besuch des Musischen Gymnasiums in Freising mit Unterricht in Klavier, Gitarre, Po-saune und Musiktheorie. In diese Zeit fällt auch die Zuwendung zur alten Musik, das Erlernen des Generalbassspiels auf Tasten- und Zupfinstrumenten, sowie das Mitwir-ken in entsprechenden Ensembles.

Studium an der Musikhochschule München (Staatsexamen im Fach Schulmusik und künstlerisches Diplom im Fach Gitarre bei Johannes Klier) und an der Ludwig-Maximilian-Universität im Fach Musikwissenschaft.
1986 Kulturpreisträger des Landkreises Freising, 2006 Kulturpreis des Landkreises Freising.

Konzerttätigkeit als Instrumentalist und Ensembleleiter, Spezialisierung auf das Spiel historischer Zupfinstrumente, im Besonderen auf das Generalbass- und Ensemblespiel mit verschiedenen Lauten- und Theorbentypen, bis hin zu den frühen Gitarreninstrumenten.
Leiter bzw. Mitglied verschiedener Ensembles für Alte Musik (Cantare e sonare, Atti-orbanda, BarockBand München, La Chanterelle) und Mitwirkung bei entsprechenden Spezialensembles im süddeutschen Raum (La Banda, Arsatius-Consort, Neue Hofkapelle München, Die Gruppe für Alte Musik München, Parthenia Baroque, Lyra Ensemble des Orpheus-Kammerchores).

Mitwirkung bei Projekten namhafter Münchener Orchester (Philharmoniker, Rund-funkorchester, Symphoniker, Bach-Collegium, Residenzorchester, Klangverwaltung) und zahlreichen Rundfunk-, Platten- und Fernsehproduktionen.
1991-2006 Lehrbeauftragter an der Musikhochschule München in den Fächern Generalbassspiel und Geschichte der Gitarrenmusik, sowie seit 2001 hauptamtlicher Dozent am Institut für Musikwissenschaft und Musikpädagogik der Universität Regensburg.

Programm
Vincenzo Capirola (1474-um 1548) Padoana ala francese
Joan Ambrosio Dalza (um 1500) Calata
Guglielmo Ebreo (um 1420-nach 1484) Rostiboli

Guillaume Dufay (um 1400-1474) "Vergine bella"
Guglielmo Ebreo Leoncello
Dufay hinterließ eine sehr erhabene Vertonung der ersten Strophe von Petrarcas be-rühmter Canzone "Vergine bella" ("Schöne Jungfrau"), einer prächtigen Huldigung der Himmelskönigin Maria.

Adrian Le Roy (um 1520-1598) "Mes pas semez" /
Diego Ortiz (um 1510-nach 1571) Recercada Quarta
Adrian Le Roy Passameze
Anonym (Frankreich Ende 16. Jh.) "Ma belle si ton ame"

Le Roys Lied und Ortiz´ Recercada sind beide über das gleiche Harmoniemodell (Folia) komponiert und sind daher hier kombiniert worden. Der Text transportiert die Gefühle des Einsamen, der sich mitteilt, aber nicht gehört wird.
Der Liebhaber in Ma belle ist dagegen schon weiter. Er möchte mit seiner Schönen ins Grüne und endlich die "Flamme" entzünden, solange es noch Frühling ist ...

Michael Praetorius (1571-1621) Courante
Ludwig Senfl um 1486-1542/43) "Es het ein Biedermann ein Weib"
Wolff Heckel (um 1515-nach 1562) Il estoit une fillete
Oratio Vecchi (1550-1605) "So ben mi cha bon tempo"
Ludwig Senfl parodiert in witziger Weise eine Eheepisode bekannter Qualität: Sie wagt einen Seitensprung....

Der Text von Oratio Vecchis Tanzlied transportiert neckische Liebesweisheiten, wie etwa: "... ich weiß, wer mein Favorit ist, aber ich sag es nicht ! Fala lala lala la......."

Pause

Cesare Negri (um 1535-nach 1604) Oratio Vecchi: Spagnoletto
Pierre Phalèse (um 1510-um 1575) Canti di voi le ladi
Cesare Negri Torneo amoroso
Spagnoletto bringt einen ähnlich gearteten Tanzliedtext wie oben schon bei Vecchi, hier eine Kostprobe: "Alle jungen Verliebten auf die Beine zum Spagnolettotanzen! Paar dich hier, paar dich dort und wenns dann passt: curucucu......."

Giulio Caccini (um 1550-1618) "Amarilli mia bella"
Giulio Caccini "Amor ch´attendi"
Fabritio Caroso (um 1530-nach 1605) Allegrezza d´amore
Caccinis Amarilli ging durch die Liederbücher ganz Europas, war sozusagen ein Schlager der Zeit und besingt - wie in solchen Arien häufig - die Angebetete inständig. In Amor ch´attendi bedient sich der Liebhaber weitergehender Mittel. Er fordert Liebesgott Amor auf, aus seiner Lethargie zu erwachen und für ihn die Pfeile scharf zu machen ....

John Dowland (1562-1626) Can she excuse my wrongs?"
John Playford (1623-1686) / Henry Purcell (1659-1695) The Siege of Limerick
Der abgewiesene Liebhaber in Dowlands Lutesong schiebt ihr die Verantwortung zu: "Will sie mit ihrer Zurückhaltung, mit ihrer Tugendhaftigkeit wirklich mein Elend, meinen Tod verantworten?"

Anonym (England um 1600) La Rosignoll
Thomas Robinson (um 1600) "Go from my windows"
Thomas Morley (1557/58-1602) "It was a lover and his lass"
Der Titel Go from my window findet sich als Instrumentalstück häufig in den engli-schen Quellen. Ein entsprechendes Lied ist nicht erhalten, hier aber ein passender Schauspieltextausschnitt von Beaumont & Fletcher (1607) unterlegt: "Liebe, weiche von meinem Fenster, Wind und Regen machen es für dich ungemütlich."

Ebenfalls aus einem Schauspiel, Shakespeares As you like it, enstammt das von Mor-ley vertonte Lied, das die unbeschwerte Maienliebe eines jungen Paares im Kornfeld würdigt: "Denn Liebe lacht im Jugendkleid, zur Maienzeit, zur Paarungszeit, die Vöglein singen tirilei, süß Liebe liebt den Mai."

John Playford Jamaica
Ballade von den Erlebnissen eines Haudegens und Seefahrers im Trinkliedformat:"... hab alle Meere schon befahren .... mit Drake die Spanier platt gemacht ... aus Holland kam ich nackt und bloß ... und nun ein Schluck auf Euch zur Nacht !"

Samstag, 31.10. 2009
Beginn: 20:00 Uhr
Einlass: 19:00 Uhr
Veranstaltungsort : Innenarchitekt Hlady, Münchener Str. 1, Geisenfeld (ehem. Café Kunst)

Eintrittspreis 10,00 €

  
  
  
  
  
  
  

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