Sich Zeit nehmen und die Dinge aus einem gewissen Abstand auf sich wirken lassen · das muss der Betrachter, wenn er die neueste Ausstellung im Treppenhaus des Geisenfelder Rathauses in ihrer eigentlichen Dimension erfassen will. Erste Gelegenheit dazu hatten die Besucher im Rahmen einer Vernissage am Sonntag.

Bürgermeister Josef Alter freute sich als Schirmherr der Rathausausstellungen, neben Landrat Rudi Engelhard und einigen Stadtratskollegen zahlreiche Besucher begrüßen zu können.

Die vier Künstler, die derzeit simultan im Verwaltungstrakt, in der Sparkassenhalle und im Café Maximilians ihre Werke präsentieren, wurden von Kulturreferentin Anneliese Lackermair und Organisatorin Miek Michielsen vorgestellt.
Jörg Duda am Klavier und Brigitte Starck am Fagott läuteten mit einem grazilen Rondeau von Boismoutier die Veranstaltung ein. Besonderen Applaus erntete das "Duo" mit zwei Eigenkompositionen des Geisenfelder Kirchenmusikers · einem Ostinato und einer gefühlvollen Walzervariation über zwei finnische Volkslieder. Der gebürtige Berliner Matthias Schlüter zeigt unter dem Titel "Tag und Nacht" abstrakte Malerei mit erstaunlichem Tiefgang · optisch wie inhaltlich. Mit dem nötigen visuellen Abstand werden aus scheinbaren Farbklecksen nach und nach sprechende Bilder, die der Faszination einer Nacht in der Wildnis Afrikas ebenso Ausdruck verleihen, wie der beängstigenden Lebensfülle moderner Städte. Die Farben Blau, Rot und Gelb werden bei den Schiffsmotiven zu einfachen Mittlern des Gefühls von Freiheit und Freude.

Dr. Wolfgang Meincke, Schüler Schlüters und im eigentlichen Leben Physiker spiegelt in seinen Bildern die Welt unter Wasser mit ihren trägen Eleganz wider. Im realistischen Fokus hat er dabei Fische, denen er selbst im Tod eine ästhetische Sanftheit verleiht. Seine Stillleben weisen originelle Motivüberschneidungen und imposante Farbkompositionen auf.

Einen Hauch von Urlaubsstimmung bringt Lydia Braun mit ihren von südlicher Sonne inspirierten Aquarellen in die Sparkassenräume. Italienische Impressionen von den engen Gässchen einer alten Hafenstadt bis zum weiten Azurblau des Meeres laden zum Träumen ein.

Antoniette Fraedrich, zweite Vorsitzende des örtlichen Kunstkreises Spektrum, konzentriert sich mit ihrer Bilderserie im Café Maximilians ganz auf die "Farben des Lebens". Das Gelb der Sonne verdrängt hier sinnbildlich das Blau des Himmels, das sanfte Grün der Hügel wird durch elementares Rot regelrecht "gesprengt". Und über allem steht der kalligrafische Text, der als Bindeglied zwischen den Einzelaufnahmen wirkt.

Besonderes Lob von Seiten der Aussteller wurde abschließend Miek Michielsen zuteil. Sie sei ein "Geschenk für Geisenfeld", deren Engagement das in anderen Kommunen übliche bei weitem übersteige.