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Werner Gutzeit hat sich mit den verschiedenen Formen des Kubismus auseinandergesetzt und seine eigene Form gefunden.

Laudatio durch Malu Ertl
Bilder Miek Michielsen

Werner Gutzeit
Friedrichswerk 20
25746 Lohe-Rickelshof
Tel.: 0481/7870771
Fax.: 0481/7870770
info@wernergutzeit.de

Mit Werner Gutzeit und seiner Frau bin ich seit Jahren befreundet. Ich habe mit ihm zusammen gemalt und bei ihm viel gelernt. Mit seiner Hilfe bin ich in die Ölmalerei eingestiegen. Es hat mir viel Mut und Freude gemacht, weil er nebenbei auch ein sehr guter Pädagoge ist.

Aus der Einladung haben wir schon erfahren, dass der Künstler in Kopenhagen /Dänemark geboren ist. Er hat eine Muttersprache und eine Vatersprache, sein Vater war Deutscher.

Seit frühester Kindheit begeisterte er sich für die Malerei. Nach seinem Kunst- und Grafik-Studium folgte eine weiterführende Ausbildung zum Pädagogen.

Werner Gutzeit nennt sich selbst einen Kubisten. Kubismus kommt vom griechischen kybos = Würfel. Diese Kunstströmung fing wohl so an:
Mitte 1907 vollendet Picasso das Gemälde "Les Demoiselles d’Avignon". Mit diesem Bild macht er sich frei von den beiden Hauptmerkmalen der klassischen Norm für die menschliche Gestalt (die strenge Anatomie) und den Raum-Illusionismus der Zentral-Perspektive. Körper reduziert Picasso auf geometrische Formen. Durch das Verlassen der Zentralperspektive ergeben sich ganz verschiedene Blickwinkel.

Was bei der Fotografie immer 2-dimensional bleibt, bekommt auf seinem Bild Dreidimensionalität, so werden z.B. Rückenpartien, Hinterkopf, Gesicht und Brüste gleichzeitig sichtbar dargestellt, oder wie bei Césanne die Verschränkung der sonst getrennten Vorder- und Hintergrundflächen.

So spricht Césanne denn auch davon, dass alles in der Natur sich nach Kugel, Kegel und Zylinder modelliert. (Also nicht nach Kreis, Dreieck und Viereck, was ja 2-dimensional wäre.)

So wollten Picasso, Braque und andere nicht nur den Gegenstand, sondern das Gemälde selbst konstruieren bzw. komponieren. Dem bisherigen Abbild der Natur wollten sie ein Gegenbild entgegenstellen und die bemalte Fläche selbst zu einem Gebilde machen. In diesem Zusammenhang sprachen sie von dem „peinture-objet“ (dem Malereigegenstand), der als neugeschaffenes Kunstding nichts mehr mit dem „nature-objet“ (dem Naturgegenstand) zu tun hatte.

Wer sich näher mit dem Kubismus befassen will, wird auf den analytischen und den synthetischen Kubismus stoßen.

Beim analytischen Kubismus wird grundsätzlich eine Simultaneität des Räumlichen geschaffen: Vom gleichen Gegenstand, z.B. einer Fruchtschale, sieht man einen Teil von oben, einen von unten, einen anderen im Profil, alle Teile vereinigt zu in die Bildebene geklappten Flächen, die nicht nur nebeneinander liegen, sondern sich auch überlagern und durchdringen können.

Während der analytische Kubismus das Objekt zerstört, um es auf der Malfläche nach rein bildnerischen Gesetzen wieder zusammenzubauen, geht der synthetische Kubismus von abstrakten Elementen aus, um einen Gegenstand zu konstruieren, d.h. die verselbständigten Gestaltungsmittel (wie Farbe, Form, manchmal Mittel für die Collage) werden an Gegenständliches herangeführt, ohne aber ihre Selbständigkeit zu verlieren. Juan Gris, Landsmann von Picasso, ist Vertreter dieser Variante.

Natürlich musste man sich auch mit der Farbe neu auseinandersetzen. Ausgangspunkte waren das Blau – es zieht sich als Himmel, als Horizont, aus dem Bild zurück – und das Braun, als warme Farbe steht es vorn im Bild. Ich erinnere hier auch noch einmal besonders an Picasso und Braque. Daraus entwickelte auch Gutzeit das ganze Farbspektrum in seinen Schaffens-perioden. Man kann sie aus der Anordnung der Bilder gut nachempfinden.

Gutzeit nun geht im Sinne des analytischen Kubismus meistens vom Gegenstand aus, spürt seinem Wesen nach und setzt ihn ins richtige Licht, was auch die Faszination beim Betrachten seiner Bilder auslöst.

Er geht dabei, wie schon in seiner Einladung erwähnt, seine eigenen Wege und lässt sich dabei weder in Schubladen stecken noch setzt er sich selber Grenzen.

Das Malen ist für ihn existenziell wichtig. Er kann sich nicht vorstellen, kommunikativ zu wirken ohne das Bild. Es ist, wie er sagt, eine ganz tolle Sprache!

Zu einigen Bildern möchte ich Ihnen als Betrachter noch ein par Einzelheiten an die Hand geben, denn jedes Bild hat immer auch seine Geschichte:

Bild 3 Die Streichhölzer hatte er spielerisch in einen Quader frischen Ton gesteckt. Nachdem er sie dann angezündet hatte, warfen sie spannende, kontrastige Schatten. Die Motivation war sofort da, daraus ein Bild zu machen.

Bild 4,5,6: Ein Bekannter schenkt ihm einen Golfball. Die Oberfläche reizt. Wo wird der Golfball eingesetzt? Wie passt er sich in diese Natur ein? Spielen in der Natur – wie fühlt sich das an?

Bild 7: Zerstückeltes Ei: Die ganze, heile Form kann ein unvorstellbares Gewicht „tragen“, was wäre, wenn man diese heile Form zerstückelte?

Bild 21: Schmerz. Entzündung und wuchernder Tumor im Innenohr. Die Hand ist hilflos, kann nicht nach innen langen. Die rote Flamme drückt den Schmerz selbst aus. Rot steht für Aggression. Die Augen allerdings spiegeln das Vertrauen wider, dass der Patient es schafft!

Das Huhn mit dem grünen Ei hat seine eigene Geschichte, sie können den Künstler einmal fragen, es ist eines seiner Lieblingsbilder. (Bild 19)

Bild 27: Kapuzinerkresse erkläre ich nicht so gern, weil das Folgen haben könnte. Man entdeckt einen Vogel, der sich in der Kresse versteckt hat (ein Hahn?). Hängt man das Bild andersherum, ist ein viel größerer Vogel zu sehen, der sich im Gestaltungsgeschehen ergeben hat und völlig unbeabsichtigt entstanden ist, Gutzeit meint, das sind die Geschenke, die man dann und wann bekommt. Also besser heute Abend das Bild nicht herumhängen!

Zum Schluss noch die kleine blaue Serie, die der Künstler selbst für die vollendetste hält als bildliche Darstellung ohne Übertreibung des Gegenständlichen und der Gestaltung. (Bilder 12,13 und 14.)

Gerade weil sich Gutzeit keine Grenzen setzt, scheint dieser Meister der Technik und der Fantasie oft selbst erstaunt darüber zu sein, wohin ihn seine Wege führen ...

Viel Freude beim Betrachten seiner Bilder!


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