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Geisenfelder G'schichten
Geisenfeld-Online

Da Maxl

erzählt von Max Steinberger


oller Leidenschaft wird in Geisenfeld die Standortfrage des Löwendenkmals diskutiert. Dabei war einst das Kurfürstendenkmal inmitten des heutigen Stadtplatzes das weitaus bedeutendere. Es war kein Zufall, dass der Bayerische Rundfunk in seiner Sendereihe "radio/Wissen" im Februar 2004 die schlimme Zeit der Franzosen in Bayern ausgerechnet am Beispiel Geisenfeld dargestellt hat, denn die hatte es besonders arg erwischt. Trotz der genauen Beschreibungen können wir die unglaublichen Drangsale der damaligen Zeit nicht mehr nachvollziehen, so schlimm waren sie.

chon im ersten Franzosenkrieg 1796 waren von den 600 in Geisenfeld vorhandenen Rindern nur 30 übrig geblieben. Der Markt war völlig ausgeblutet. Dann kam die Rinderpest und im Jahre 1800 der zweite Franzosenkrieg. In einem einzigen Monat mussten 60 000 Mann Truppen und Tausende von Pferden einquartiert und versorgt werden. Alle Vorräte wurden hinweggenommen.

   

ereits 1802 hatten die Geisenfelder aus Dankbarkeit für diese Gunst ein Denkmal errichtet, das die Amerikaner 1945, ohne lange Diskussion, abmontiert haben. Heute schmückt diese Büste das gleichnamige Rathausbistro, weil sich das der auswärtige Wirt halt so gewünscht hat. Die Maximiliansbüste ist jedoch ein Stück bedeutende Geisenfelder Geschichte, ein Erbstück - jedenfalls mehr als Zierrat.

ie Ironie des Schicksals wurzelt gern in der Unwissenheit. So thront der Kurfürst ausgerechnet über einer Theke. Ausgerechnet er, der jeden Tag konsequent schon um 10 Uhr ins Bett ging, selbst nicht trank und Säufer zutiefst verachtete. Selbst als der Kurfürst 1806 quasi durch Napoleons Gnaden zum ersten bayerischen König befördert wurde, blieb der Maximilian ein einfacher Mensch, der die derben Witze der Bauern in der Münchener Schranne liebte.

iesen geschichtlichen Hintergrund muss man unbedingt kennen, wenn man in Geisenfeld über den Kurfürsten Max Joseph IV redet. Der war 1799 von Zweibrücken nach München gekommen. "No Maxl, weilst nur grad da bist", meinte der Kaltenegger Bräu. Die verzweifelten Geisenfelder erhofften sich vom nämlichen Landesherrn eine entsprechende Kriegsentschädigung. Der konnte jedoch auch nicht zaubern, genehmigte aber den Geisenfeldern die Abhaltung von Viehmärkten, die längerfristig tatsächlich zur Aufwärtsentwicklung des Ortes beitrugen. Das können wir rund neunzig Jahre später zum Beispiel im Marktbericht vom 3. August 1896 nachlesen: 272 Ochsen, 178 Kühe, 450 Saugschweine, 75 Frischlinge. Die Bauern kamen bis aus Neustadt an der Donau nach Geisenfeld.

 

un steht sein Konterfei wieder an einem alten Getreideumschlagplatz, in der früheren Schranne von Geisenfeld, aber ohne Bauern und "Troad". Zu Lebzeiten ging der "Vater Max" nach dem Besuch der Münchner Schranne regelmäßig zum Kaltenbrunner und schrie durchs Kuchlfenster: "San Knödl scho fertig?" Und heute? Statt gekochtem Ochsenfleisch und Kren, wie beim Kaltenbrunner, gibt's in Geisenfeld Gnocchi Salbei und statt einer Handwurst Chickenwings als "Fingerfood". Unter Missbrauch seines Namens "Pute Maximilian's", gibt es statt Semmelknödel Putenbruststreifen im pikanten Chiliteig und Cocktail-Dip.

as die Leut' von heut' aus den Bigauderer so gemacht haben, würde selbst ein bayerischer König nicht mehr verstehen. Aber vielleicht ist das nur die Strafe dafür, weil der Maximilian im Jahr 1803 mit der Auflösung des Geisenfelder Klosters einverstanden war.


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