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Chronik zu Geisenfeld bei
Geisenfeld-Online

1704: Geisenfeld litt unter der Plage des Spanischen Erbfolgekrieges


 

Geisenfelder Zeitung PK Nr. 2 vom Samstag/Sonntag, 3./4. Januar 2004

1704: Brandschatzung und Mord

Eine schlimme Leidenszeit brach im Spanischen Erbfolgekrieg (1701-1714) über Geisenfeld herein. Besonders im Sommer 1704 - vor 300 Jahren - wütete die Kriegsfurie mit Brandschatzungen, Plünderungen, Morden, Geiselnahmen und Brandstiftungen in Geisenfeld und Umgebung. Nachdem sich die besiegten Bayern und Franzosen zurückgezogen hatten, waren Markt und Kloster schutzlos der Grausamkeit der feindlichen österreichischen Soldateska und ihrer Verbündeten ausgesetzt.

Vieh wurde in großer Zahl geraubt, und nach dem Motto "Der Krieg ernährt den Krieg" erpressten die Feinde Verpflegung, Wein und Bier. In dieser schlimmen Zeit hatte der Markt einen "Schutzmann", nachdem hier eine Straße benannt ist: den "langen Franziskaner", Pater Godefridus Steib. Der tapfere Mann, den Äbtissin Constantia Jäger um Hilfe gebeten hatte, konnte - selbst mehrmals in Todesgefahr - durch Verhandlungen mit den Feinden für Geisenfeld viel erreichen. Ihm zur Seite stand sein listiger Ordensbruder, Klosterbaumeister Phillip Plank, der wertvolle Gegenstände im Kloster gekonnt einmauerte, dass sie von den plündernden Horden nicht entdeckt wurden.

Die meisten Klosterschwestern flüchteten nach Ingolstadt und Regensburg. Für den ebenfalls geflüchteten Pfarrer Dr. Perger übernahm Godefridus die Seelsorge in der Pfarrei - Bürgermeister Hagn versteckte sich im Ort. Hauptsächlich von Juli bis September 1704 kamen immer wieder Feinde vor die Tore Geisenfelds und konnten von dem mit einem "Schutzbrief' ausgestatteten Pater durch teilweise oder ganze Erfüllung ihrer Forderungen am Eindringen in den Markt gehindert werden. Aber am 7. August 1704, als die Angreifer das Nöttinger und das Windener Tor erbrachen, setzten sich die Geisenfelder zur Wehr und bekamen die Wut der Feinde zu spüren. Ein Soldat wurde verwundet und ein Metzger erschossen. Vielleicht steht der Skelettfund vom Frühjahr 1992 an der Fuchsbüchlerkellerstraße im Zusammenhang mit dem Vorfall. Es handelte sich, wie bei den Toten gefundene Knöpfe und Uniformreste beweisen, um drei eiligst gegenüber einem Turm der Stadtmauer verscharrte österreichische Soldaten. Bis 1714 war Geisenfeld ein kaiserlich-österreichischer Markt, an dessen vier Toren der habsburgische Doppeladler prangte.


 

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