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Chronik zu Geisenfeld bei
Geisenfeld-Online

1978: Auflassung des alten Friedhofes


Geisenfelder Zeitung PK Nr. 181 vom Freitag, 8. August 2003

Im heutigen Sprachgebrauch heißt die Fläche lapidar Parkplatz und Grünanlage "an der Steinbräukreuzung", und kaum einer, der sein Auto dort abstellt oder sich auf einer Parkbank ausruht, macht sich Gedanken darüber, auf welchem besonderen Gelände er sich hier befindet. Weit über 300 Jahre lang diente das Areal als Friedhof von Geisenfeld.


Die Nöttinger Straße mit dem alten Friedhof, auf
dem bis 1962 Bestattungen stattfanden.

Der älteste Geisenfelder Gottesacker war freilich ein anderer: Er erstreckte sich um die Pfarrkirche St. Emmeram im Zentrum des Marktes und bestand bis 1803. Bereits zweihundert Jahre vorher, 1599, waren jedoch aus Platzgründen schon Vorbereitungen für eine Anlage außerhalb der damaligen Befestigungsmauer getroffen worden. Um 1620 war es dann so weit der neue Gottesacker vor dem Nöttinger Tor konnte seiner Bestimmung übergeben werden. Zunächst stellte der Friedhof jedoch nur eine Begräbnisstätte für Auswärtige, Pesttote und Arme dar, die reicheren Bürger ließen ihre toten Angehörigen weiterhin im inneren Friedhof beisetzen. Erst als 1803 von der kurfürstlichen Regierung alle Bestattungen im Friedhof an der Emmerams-Pfarrkirche untersagt wurden, erhob man den Friedhof vor dem Nöttinger Tor zur Begräbnisstätte für alle Einwohner der Pfarrei. Im Jahre 1867 wurde hier auch das erste Leichenhaus errichtet, vorher mussten die Verstorbenen bis zum Tag der Beerdigung in den Häusern aufgebahrt werden.


Die um 1890 erbaute und um 1980
abgebrochene Friedhofskapelle
St. Benedikt
.

Über 9000 Verstorbene fanden bis zur Schließung des Gebäudes 1960 hier ihre vorletzte Ruhestätte. 1980 wurde das Leichenhaus schließlich abgerissen.

Bereits 1963 war auf dem Gottesacker an der Nöttinger Straße, der 1880 durch den Ankauf angrenzender Anwesen erweitert werden konnte, die. Friedhofskapelle St. Benedikt errichtet worden. 1890 waren Mauerwerk, Dachstuhl und Blechteile aber bereits so schadhaft, dass das Kirchlein zum größten Teil erneuert werden musste. Über dem Portal der 1892 wiedererstandenen Kapelle befand sich ein Gemälde "Das Jüngste Gericht" des Geisenfelder Malers Heimbucher.

Trotz der 1880 erfolgten Erweiterung wurde der Friedhof an der Nöttinger Straße. schon gut ein halbes Jahrhundert später zu klein. Eine Vergrößerung war nicht mehr möglich, und so entschloss sich die Gemeinde zur Anlage eines neuen - des jetzigen Gottesackers. Ab 1962 erfolgten im alten Friedhof keine Bestattungen mehr, 1969 waren hier aber immer noch 550 Gräber vorhanden.

1978 schließlich, vor 25 Jahren, wurde der alte Friedhof dann abgeräumt, das Leichenhaus und die Kapelle wurden zwei Jahre später abgebrochen. Von der Inneneinrichtung wurden die Figuren der Pestpatrone St. Rochus und St. Sebastian in die Rundkapelle bei der Stadtpfarrkirche gebracht. Die kleine Glocke, die mit ihrem hellen Klang viele Geisenfelder auf dem Weg zur letzten Ruhestätte begleitet hatte, sowie die bunten Glasfenster befinden sich jetzt im Heimatmuseum.

Was tun mit dem frei werdenden Gelände? Diese Frage, so erinnert sich Verwaltungsleiter Hans Strauß, war Anfang der 80er Jahre im Stadtrat durchaus nicht unumstritten. Manche Räte hätten sich "aus Pietätsgründen" dafür eingesetzt, das gesamte Areal zu einer Grünflache umzugestalten.

Durchgesetzt habe sich aber schließlich die Variante mit der Aufteilung in Grünfläche und Parkplatz.
Heute erinnert nur noch ein steinerner "Findling" in der Parkanlage an die Stätte, in der Tausende verstorbener Geisenfelder ihre letzte Ruhestätte fanden .


 

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