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Art City
Geisenfeld-Online

Baumskulptur

von Wolfgang Nebmaier

Text vom Künstler
Fotos : Miek Michielsen und Wolfgang Nebmaier


Weihnachten 1999 wütete der Sturm "Lothar" und - unter anderem - entwurzelte er unzählige Bäume, gerade flachwurzelige Fichten im feuchten Wald zwischen Geisenfeld und Manching.
Im Frühjahr sah ich auf meinen regelmäßigen Radltouren viele dieser imposanten Wurzelstrukturen und begann mir vorzustellen, wie ich mir daraus ein Eingangstor für meinen Garten machen würde -- wenn ich einen (eigenen) hätte. Die Idee war, quasi direkt von der Erde durch die Mitte der Wurzel einzutreten.

Diverse Versuche, gemeinsam mit anderen ein solches Projekt zu verwirklichen, stießen zwar auf wenig Enthusiasmus, aber doch wenigstens auf eine gewisse Bereitschaft, mich zu unterstützen.
Auf das Ultimatum der Forstverwaltung hin, mußte ich mich dann recht schnell für eine Wurzel entscheiden.

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich mit Handsäge und Spaten im Wald, um die Wurzel vom gröbsten an Erde, anderen Pflanzen, und nocheinmal Erde zu befreien.

Ich habe in meinem Leben wenige so bewegende Erlebnisse erfahren, wie diese immer tiefer in den Intimbereich der Wurzel gehende Freilegung. Ich nannte es auch "wie Sex mit einem Baum".

Daraufhin wurde die Wurzel neben die Schreinerei Breitmoser gebracht, wo ich im Laufe vieler Wochen, mehr und mehr der Wurzelstruktur freilegen und reinigen konnte.

Das schwierigste Unterfangen war die Verwirklichung der ursprünglichen Tor-Idee. Denn aus strukturellen Gründen konnte ich nicht direkt durch die Mitte der Wurzel schneiden. Vielmehr beschloss ich, nur eine türenförmige "Scheibe" aus der Mitte der Wurzel-Unterseite zu schneiden, und sie dann wieder wie eine Tür auf Angeln in ihren ursprünglichen Platz zu hängen. Das bedeutete viel Handarbeit, da ich nicht von allen Seiten ausreichend Zugang mit einer Kettensäge hatte.

Schließlich, nach einigem Hin und Her (die Stadt Pfaffenhofen war daran interessiert, einige Privatpersonen wollten die Wurzel und hatten sich schon auf eine "Warteliste" eingetragen, und eine Stadt in Norddeutschland hatte sich für eine eigene Skulptur vorangemeldet) hat die Stadt Geisenfeld beschlossen, die Wurzel soll in Geisenfeld bleiben, wo sie jetzt gegenüber der Polizei in einem kleinen Park steht.

Sicher wird sie immer mehr Rinde verlieren, vielleicht wird sie auch von dummen menschen beschädigt, aber in ihrer Würde ist Sie unantastbar, wie die Erde in der sie gewachsen war.

Eine vollständige "Bilderstory" findet sich auf meiner Kunst-Homepage www.myartpages.de, wo sie nach der Sprachauswahl nur den Link "Die Geschichte von der Wurzel aus dem tiefen, tiefen Wald" anklicken müssen.

Ich möchte nicht versäumen, hier besonders Herrn Michael Breitmoser für seine (fast) unerschütterliche Unterstützung zu danken. Und natürlich der Stadt Geisenfeld für die Weitsicht (und ihrem Tiefbauamt für die tatkräftige Unterstützung beim Aufstellen), einer solch unkünstlichen Kunst auf ihrem Boden ein Zuhause zu geben.

Viel Freude
Wolfgang E. Nebmaier

Fragen beantworte ich gerne per email unter look@myartpages.de


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