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Art City
Geisenfeld-Online


Ausgezeichnete Sanierung

Einstiges Café Kunst als Vorzeigeobjekt

Maggie Zurek
Bilder 1 - 8 mit freundlicher Genehmigung von Jürgen Hlady
Bilder 9 - 10 : Copyright Peter Mühlbacher zur Ausstellung Tanja Röder

Bisher fristete das Haus an der Münchner Straße, vielen noch unter dem Namen „Café Kunst“ bekannt, architektonisch gesehen ein eher unbeachtetes Dasein.
Nach seiner Sanierung hat es nun als Vorzeigeprojekt den Eintrag ins „Handbuch Innenarchitektur“ geschafft.
Eine besondere Auszeichnung, denn von 134 in diesem Jahr eingereichten Vorschlägen genügten lediglich 21 den strengen Aufnahmekriterien der vom Bund Deutscher Innenarchitekten (BDIA) herausgegebenen Fachbroschüre.
Über die besondere Auszeichnung entscheidet eine vierköpfige Fachjury, der heuer neben Prof. Dr. Siegfried Hausdorf (ehemaliger Dozent der TU Dresden) auch Tina Freitag vom herausgebenden Callwey Verlag und Julia Schneider aus München (beide diplomierte Ingenieurinnen) sowie Kirsten Schönherr als in der Baupraxis erfahrene Jurorin angehörten.
Entscheidungskriterien sind für das Gremium, wie Jutta Kehr vom gleichnamigen Architekturbüro aus Erfurt erläutert, „die Qualität des Projektes und eine unverwechselbare Innenarchitektur“, aber auch die Bezugnahme auf den Nutzer, Umweltverträglichkeit sowie die Umsetzung einer grundlegenden Idee.
Indirekt ist die Aufnahme also auch für den verantwortlichen Innenarchitekten – im vorliegenden Fall den Wahl-Geisenfelder Jürgen Hlady – eine besondere Anerkennung seiner fachlichen und kreativen Leistung.„Sanieren“ bedeutet für Jürgen Hlady ganz wörtlich genommen „heilen“, einem Gebäude "zeitgemäß Lebendigkeit verleihen, damit seine historische Individualität vital bleiben kann.“
Das Objekt, ein Nebengebäude des Benediktinerinnen Klosters Geisenfeld – erbaut im 18. Jahrhundert, 1804 anlässlich der Säkularisation erstmals urkundlich erwähnt und 1910 bis auf die Mauern des Erdgeschosses niedergebrannt – fand von Anfang an sein besonderes Interesse. Denn es war architektonisch durch einen „willkürlichen Wiederaufbau“ und „fahrlässige Umbauten“ entstellt, im statischen Kern „massiv verletzt und dem Verfall preis gegeben worden“.
Hladys Ziel, das historische Gesicht der Fassade wieder herzustellen, die Persönlichkeit des Hauses im historischen Stadtensemble zur Geltung bringen und dem Raum seine einzigartige Identität wieder zu verleihen, ist aus der Sicht der Juroren erfolgreich umgesetzt.Im Erdgeschoss präsentiert sich das Gebäude jetzt als multifunktionale Plattform ohne störende Wände und mit einer fein herausgearbeiteten
Gewölbekonstruktion. Von deren bestechendem Ambiente konnten sich Besucher unter anderem anlässlich der Kulturtage bei einem Abend mit Renaissance Tänzen überzeugen. Im Obergeschoss lädt das Haus mit einem Wohnbereich aus loftartigem Allraum und daran angeschlossenen kleinen Privaträumen zum Wohlfühlen ein.
Heimische Eiche und lokaler Kalksandstein sowie regionale Ornamentik betonen den lokalen Bezug und das historische Element auch auf dieser Ebene.
Besondere Herausforderungen des Projekts waren laut Hlady die vom Denkmalschutz geforderte Einhaltung unveränderbarer Firsthöhen bei gleichzeitig neuer Gestaltung der Ebenen (die Decke wurde im Obergeschoss auf 2,80 Meter erhöht) und die schwierige statische Situation.
Bundesweit wird das Haus aus Geisenfeld im nächsten Jahr in der Fachwelt präsent sein, denn das Handbuch erscheint in einer Auflagenhöhe von 6 000 Stück und ist im Buchhandel erhältlich, wird aber auch an Ministerien in Bund und Ländern, Kommunen und Verbände geschickt.

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