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Ausstellungen in Geisenfeld
Geisenfeld-Online


Grußwort von Thomas Stummer, Stadtpfarrer

Kunstausstellung in der Stadtpfarrkirche Geisenfeld
"Entstehen- vergehen - der ewige Kreislauf"


Worte zur Ausstellungseröffnung am 30. Oktober 2005, 16 Uhr

Mit dem Wissen um die eigene Vergänglichkeit kann man sehr verschieden umgehen.
Man sagt manchmal von unserer Gesellschaft, es gebe im Gespräch keine Tabus und keine Schamgrenzen mehr; man könne über alles öffentlich reden, nur nicht über zwei Dinge: über die Höhe des eigenen Gehalts - und darüber, dass man sterben muss.
Manchmal scheint das auch zu stimmen; ich sehe das daran, dass mir in Trauersituationen immer wieder Menschen begegnen, die sagen, sie hätten noch nie einen Toten gesehen, noch nie einen Leichnam berührt, manchmal sogar noch nie eine Beerdigung mitgefeiert.
Aber letztlich sind das bei uns doch Ausnahmen. Denn die Vergänglichkeit der Welt lässt sich ebenso wenig auf Dauer wegdrücken wie die eigene Vergänglichkeit. Nicht nur melancholische Herbststunden mit Nebel und fallenden Blättern erinnern uns daran ...

Die Frage ist also nicht: Wie können wir es verdrängen? Die Frage ist: Wie gehen wir damit um? Und dafür gibt es in einer pluralistischen Gesellschaft ja wahrlich viele Möglichkeiten.
Ich freue mich, dass sich für diese Ausstellung in unserer Stadtpfarrkirche Künstler aus der Region mit diesen Ur-Fragen der Menschen auseinandergesetzt haben. Sie geben uns Anregungen für unsere eigene Antwort, stellen sie vielleicht auch in Frage, lassen uns jedenfalls nicht unberührt. Auf alle Fälle einer der vielen Punkte, wo die Anliegen der Kunst und des Glaubens eng beieinander liegen.

Der christliche Glaube hat eine Antwort. Er nennt sie "Ostern", "Auferstehung", "Leben bei Gott". Und er grenzt sie, um dem Zeugnis Jesu Christi treu zu bleiben, auch ab von anderen Vorstellungen. Vielleicht darf ich mir dazu noch ein paar Gedanken erlauben.

Denn weit verbreitet ist mittlerweile ja auch ein anderes "Modell": das der Wiedergeburt, der Reinkarnation. Man denkt es sich da so: Wie die Natur vergeht, so vergeht auch der Mensch. Und wie die Natur zu neuem Leben erwacht, so auch der Mensch. Er ist eingebunden in den "ewigen Kreislauf", in das ewige "Stirb und Werde" (Goethe).
Das kommt vielen Tendenzen in unserer Gesellschaft entgegen: Alles ist ersetzbar, alles kann ausgewechselt werden (schließlich auch die Beziehungen in der Ehe). Das Leben ist wie ein Spiel, das jederzeit neu beginnen kann; man probiert's halt noch einmal.

Wenn der erste Versuch nicht gelingt, warum dann nicht ein zweites, drittes, x-tes Mal? - Es "schwindet der Sinn dafür, sich in Freiheit zu binden und einmal getroffenen Entscheidungen treu zu bleiben. Schließlich wird dann auch das Leben auswechselbar." (Fr. Kamphaus)
Ist das ein Leben? Wer bin ich, wenn ich schon x-mal irgend ein anderer gewesen sein kann, wenn mein Leben die Neuauflage eines anderen ist? Jeder Mensch ist einmalig. Die Zeit, die uns zu leben geschenkt ist, kommt nicht wieder. Sie ist durch den Tod befristet, der Ernstfall. Man kann nicht auf Probe leben, und man kann erst recht nicht auf Probe sterben.
Der christliche Osterglaube heißt nicht, dass es endlos weitergeht mit unserem Leben: weiterleben, weitermachen, weiter, weiter, immer so weiter ... Ostern heißt: neuer Mensch und neue Welt. Der Kreislauf des ewigen "Stirb und Werde" ist durchbrochen durch Jesu Leben und Sterben. Er hat der Geschichte eine Richtung gegeben.

Sie dreht sich nicht im Kreis, sie hat einen Anfang und ein Ziel. Sie ist unwiederholbar, einmalig. Jesus hat sie auf den Punkt gebracht, er hat sie in Gott verankert. Ostern heißt endgültig bei Gott sein und in ihm leben. Das ist meine Hoffnung.

Und darum noch einmal: Ich freue mich, dass diese Ausstellung Gelegenheit gibt, sich mit dieser Hoffnung auseinanderzusetzen - und ebenso mit den vielen Fragen, die unweigerlich bleiben. Das gehört zur Ernsthaftigkeit unseres Lebens und des Glaubens.


Entstehen-vergehen-der ewige Kreislauf