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Ausstellungen in Geisenfeld
Geisenfeld-Online


Grußwort von Thomas Stummer, Stadtpfarrer

Kunstausstellung in der Stadtpfarrkirche Geisenfeld
"Hell - dunkel"

Worte zur Ausstellungseröffnung am 3. November 2007, 19.15 Uhr


"Ich erschaffe das Licht und mache das Dunkel, ich bewirke das Heil und das Unheil. Ich bin der Herr, der das alles vollbringt." (Jes 45,7)
So lesen wir im Alten Testament, so spricht im Buch Jesaja Gott selbst: eine klassische Formulierung dessen, was die Menschen immer schon bewegt hat. "Licht" und Dunkel" sind ja nicht nur ein Phänomen unserer Wahrnehmung, stehen auch nicht nur für den Rhythmus des Tagesablaufs und Lebens, sondern sind uralte Symbolworte für das, was Miek Michielsen im Thema dieser Kunstausstellung aufgefächert hat: "Hell und Dunkel, Kain und Abel, Gut und Böse, Engel und Teufel, Schwarz und Weiß ... Die Polarisierung in der Bibel und im Leben".

Gemeint sein kann damit natürlich so manches. Polarisierungen gibt es ja immer, nicht nur zwischen Parteien und Interessen, zwischen Religionen, zwischen Menschen. Unser aller Leben bewegt sich zwischen "hell" und "dunkel", zwischen guten und schlechten Tagen, zwischen Glück und Unglück. Das ist natürlich eine banale Feststellung, aber das Trivialste betrifft uns ja oft am meisten.

Polarisierung kann man auch in einem sehr viel umfassenderen Sinne verstehen. Immer schon gab es Religionen, Philosophien und Weltanschauungen, die von einem grundsätzlichen Dualismus in dieser Welt ausgehen: Es gebe einfach zwei gleichursprüngliche Prinzipien, die, voneinander unableitbar und miteinander unvereinbar, die Weltwirklichkeit durch ihren Widerspruch bestimmen, gleich, ob man sie als "gut" und "böse" versteht, "Materie" und "Geist", oder das Prinzip anders (und vielleicht ganz wertneutral) durchdekliniert.

Das Christentum hatte immer wieder seine liebe Not, ein solches dualistisches Denken abzuweisen, weil es einfach nicht zum biblischen Zeugnis des einen, guten Schöpfergottes passen kann.

Aber woher kommt dann das "Dunkle", das Böse? Dicke Bücher sind darüber schon geschrieben worden, voll mit tiefsinnigen Gedanken. Aber eine Antwort konnten sie letztlich nicht geben, weil Böses und Leiden immer konkret ist und dem konkreten, leidenden Menschen eine theoretische Antwort nicht hilft. Auch der Glaubende muss sich die Antwort immer wieder neu suchen und erkämpfen.

Womit ich wieder bei unserer Ausstellung wäre. Denn alle Beteiligten, die sich mit dem gestellten Thema auseinandergesetzt haben, helfen auch uns bei der Auseinandersetzung - nicht weil sie uns ihre Antworten aufdrängen, sondern den Weg zur unsrigen ermöglichen.

Es ist dabei vielleicht so, wie es der große schweizer Schriftsteller Max Frisch hat einmal über seine Kunst, die des Autoren, gesagt hat und wie es wohl für jeden Künstler gilt: "Als Stückeschreiber hielte ich meine Aufgabe für durchaus erfüllt, wenn es einem Stück jemals gelänge, eine Frage dermaßen zu stellen, dass die Zuschauer von dieser Stunde an ohne eine Antwort nicht mehr leben können - ohne ihre Antwort, ihre eigene, die sie nur mit dem Leben selber geben können."

Sehr herzlich bedanke ich mich bei allen, die sich auch heuer wieder an der Kunstausstellung in unserer Geisenfelder Stadtpfarrkirche beteiligen, und besonders bei Frau Michielsen für die Idee, die Vorbereitung und den unermüdlichen Einsatz!


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