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Ofenkacheln als Spiegel der Kultur

Von Magdalena Zurek Mai 2010
Bilder : Marianne Heimbucher

Über 700 Jahre haben die ältesten unter ihnen überdauert und heute geben sie ein lebendiges Bild der Kunstfertigkeit und des Lebensstils vergangener Zeiten wider: Die historischen Ofenkacheln aus der Sammlung, die Marianne Heimbucher nun in einer Ausstellung präsentiert.


Die "Geisenfelder Meerjungfrau", gefunden im Fuchsbüchler Hof und mit fundierter Sachkenntnis restauriert von Marianne Heimbucher, prangt als Motiv auf einer Blattkachel aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, die im Original 31 Zentimeter in der Breite und 21 Zentimeter in der Höhe misst.

Die Exponate werden am 11. Juni erstmals zu sehen sein – im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Feier der ersten urkundlichen Erwähnung des Marktes Geisenfeld vor 700 Jahren. Mit der Vernissage um 20 Uhr wird zum gleichen Zeitpunkt auch die Fotoschau "Geisenfeld gestern und heute" eröffnet.

Ihre ersten Funde machte Marianne Heimbucher, an ihrem Heimatort als Hobbyarchäologin bestens bekannt, vor etwa 20 Jahren. Die gelernte Kirchenmalerin (in vierter Generation) vor der, wie sie scherzhaft gesteht "keine Baugrube sicher ist", hat im Laufe der Zeit zahlreiche für die Dokumentation der Geschichte des Ortes wichtige Funde gemacht, die sie jeweils akribisch dokumentiert und fachgerecht restauriert.

Für ihre ehrenamtliche Arbeit wurde sie gemeinsam mit ihrem Vater Max, der ihr mit der gleichen Begeisterung für die Vergangenheit zur Seite steht, von der Stadt Geisenfeld geehrt. Auch mit der Umsetzung des Spezialthemas "Ofenkacheln" leiste sie einen "wertvollen Beitrag zum Jubiläumsprogramm" betont Bürgermeister Christian Staudter.

Hunderte von Stunden hat die Restauratorin, die sechs Jahre lang beim Bayrischen Landesamt für Denkmalpflege tätig war, in die Wiederherstellung und Dokumentation ihrer unterschiedlichen Funde investiert. Das Ergebnis ihrer Arbeit belegt nicht nur eine durchgehende Besiedelung des Stadtkerns von Geisenfeld seit der späten Merowingerzeit im 7. Jahrhundert nach Christus.

Gerade die Ofenkacheln, die zum Teil aus der Zeit um 1250 nach Christus stammen, zeigen anschaulich auch die handwerkliche Kunstfertigkeit früherer Generationen.

Darüber hinaus sind sie ein Spiegel der Wohnkultur vergangener Jahrhunderte.

Der Kachelofen, so ist dem Begleitkatalog zur Ausstellung zu entnehmen, erwies sich als idealer Nachfolger des offenen Kamins, weil er das Heizen sowie das Trockenen von Wäsche und Lebensmitteln ohne die störende Rauchentwicklung ermöglichte. Zudem gelang es mit dessen mehrteiliger Konstruktion (gemauerter Sockel, Feuerkasten, Oberofen) gleichmäßig und Holz sparend Wärme im Raum zu verteilen.

Für eine positive Energiebilanz sorgten dabei auch die Kacheln, die zunächst als becherförmige Näpfe die Oberfläche der Öfen vergrößerten. Spätestens mit der Einführung der Blattkacheln, die mit der Hilfe von Tonmodeln hergestellt wurden, hielt um 1500 auch im süddeutschen Raum die künstlerische Note Einzug in die gute Stube.

Von der Kunstfertigkeit ihrer Schöpfer zeugt unter anderem der frühbarocke Kachelofen des Pfarrhofs in Geisenfeld, der personifizierte Darstellungen der Erdteile enthält – etwa die Darstellung Afrikas in Gestalt einer Nackten, die auf einem Krokodil reitet.

Diese wurden laut Harald Rosmanitz von Georg Frentzel nach Gemälden des Antwerpener Malers Marten de Vos zwischen 1640 und 1700 angefertigt. Fasziniert von dem Prachtofen und der reichhaltigen Sammlung Marianne Heimbuchers will der bekannte Keramikexperte sich in den nächsten Wochen vor Ort ein Bild machen.

  
  

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