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Kabarett
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"Hintergrunzer", der aufbegehrt: Amüsanter Abend mit Tom Wende

Geisenfelder Zeitung, Magdalena Zurek
Montag, 25.04.05
Fotos : Maggie Zurek


Man sitzt an der Bar, schlürft einen Cocktail und im Hintergrund plätschert gekonnt gespielt, aber nicht wirklich beachtet, romantischer Soft-Jazz. Der Pianist, ein talentierter aber an der harten Welt des Konzertsaales gescheiterter Künstler, fügt sich resigniert in das Schicksal, ein Unsichtbarer zu sein. Was aber, wenn einer aufmüpft, den Job als Hintergrundmusiker (kurz "Hintergrunzer") nicht mehr klaglos hinnimmt? Dann ist es Tom Wende, der seinen 30. Geburtstag zur Krisenbewältigung nutzt · so geschehen auch in der Zechstube Unterpindhart.

Keine laute Revolution, kein ordinäres Aufbegehren kommt dabei heraus, sondern · eben ganz Barpianist · ein amüsantes, oft eindeutig zweideutiges Plädoyer für den "Mann am Klavier". Tom Wende verkörpert geschickt diese typische Mischung zwischen verzückter Egomanie und nobler Bescheidenheit, wie sie die blasierte Gesellschaft selbstverliebter Singles und Streber mit Realitätsverlust rund um den geschüttelten Martini ausmacht.
Gerade weil er nicht wirklich anders ist, kann er die vom sanften Pianogeplänkel Eingelullten unbemerkt beobachten und dann überraschend bloßstellen. Schließlich hat er selbst bei "viereinhalb Karrierestarts" etwa als "singende Glückwunschkarte" (die schon mal zur Scheidung "O Happy Day" intoniert) alle Niederungen des Lebens durchschritten.

Das Konzept dieses Wende ist stimmig, der rote Faden jener leicht unterkühlten Baratmosphäre zieht sich durch das gesamte Programm. Riskant ist dabei die Gratwanderung zwischen gewolltem Einlullen und ungewollter Langatmigkeit. Gerade rechtzeitig kommen da gelegentliche Temperamentsausbrüche wenn es ums "Maximalverlangen" oder die Einsicht "Männer sind nötig" geht. Und comedyhafte Einlagen als "Überbegabter" mit dicker Brille und Sprachfehler tun ein Übriges.

Wer mit der High-Snobiety gar nichts am Hut hat, für den winken "volksdümmliche" Einsichten über die Bedeutung der Verdauung ("Wenns Arscherl brummt is Hirn gesund" ). Einen Sonderapplaus wert ist die Sado-Maso Variante des "California Dreaming" ("Kahl und voller Striemen"). Wieviel musikalische Möglichkeiten in diesem Wende eigentlich stecken, zeigt er mit seiner kurzen aber köstlichen Kritik an moderner Kompositorik unter dem Motto "wohlich wühlich am Woolworth-Wühltisch".

Fazit eines vergnüglichen Abends: Noch ist Wende kein "Muss", aber mit seinem fünften Karriere-Anlauf auf gutem Wege, eine ganz eigene Ausrichtung des Genre "Musikkabaretts" zu finden. Etwas mehr Tiger im Tank und am Ende wird man und frau dem männlichen "Kometen mit Schweif" auf die Frage "Wie war ich?" gerne antworten: "Super!"

 


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