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Kabarett
Geisenfeld-Online


Herrlich überzogene Geschichten

Geisenfelder Zeitung, Ellen Kellerer, Dienstag, 17.01.06
Fotos : Hans Galler


Die Angebote waren freundlich gemeint, fruchteten aber wohl auch auf der Kleinkunstbühne beim Rockermeier am Sonntagabend nicht: Leider, lieber Stefan Bauer, war wohl auch diesmal keine Frau dabei, die sich eines krisengebeutelten Mittdreißigers erbarmt, der nach seiner Scheidung widerwillig in Mutters Schoß mit Unterbrechungen für Psychotherapie und Ibiza-Single-Urlaub zurückkehrt.

Ja, so sind sie, die Kinder der 68-er Generation: genervt von den Hippie-Eltern oder, wie Stefan Bauer, aus einer konservativen Familie stammend, wo die Mutter bei der Verabschiedung des Sprösslings noch heute ,,400 Meter" neben dem Auto herläuft. ,,Man selbst" distanziert sich ja von den ,,alten Spießern", wenngleich das ,,Coming Out" des Kabarettisten Stefan Bauer in dieser Hinsicht das Publikum zu Lachanfällen hinriss.

Selbstverständlich probiert er von Wellnessurlaub über Weinseminare, billige Parfums der Marke ,,Tester" und Beate-Uhse-Kabine alles aus. Nicht aber, ohne sich über dasselbe und erfrischenderweise auch über sich selbst lustig zu machen. Herrlich überzogene Geschichten erzählt Stefan Bauer – von der Auswahl der Lottozahlen bis hin zum Bekenntnis seiner Flugangst und dem genialen mathematischen Beweis, warum ,,Fick dich ins Knie" überhaupt nicht funktionieren kann. Die Pointen sitzen, der Text nicht immer, aber das ,,Spicken" im Manuskript überspiel t er souverän .

Und: Stefan Bauer versucht sich gar nicht erst als politischer Kabarettist und schlüpft mit Genuss in die Rolle des larmoyanten Losers. Deshalb seien ihm auch die politisch völlig inkorrekten, aber köstlich komischen Verbalinjurien gegen dicke Frauen, Friseusen und ältere Herren mit teuren Autos gerne verziehen.



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