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Kabarett
Geisenfeld-Online


Neue Facetten und Mut zum Tabubruch

GZ 26. Februar 2007, Maggie Zurek
Bilder : Maggie Zurek

Dreifache Schallgeschwindigkeit haben sie zwar noch nicht wirklich erreicht, aber mit "Mach3" beweist das Trio Philipp Weber, Mathias Tretter und Claus von Wagner jede Menge energetisches Potenzial. Einzeln und als "Zwangsensemble" zeigten sie in Unterpindhart politisches Kabarett mit erfrischend neuen Facetten und Mut zum Tabubruch.
Für die Jugend von heute ist das kritisch-humoristische Handwerk ja nicht leicht, fehlen doch die großen Feindbilder von einst, in deren Fußstapfen "Guido Westerwelle nur zum Segeltörn antreten kann". Und statt sich für eine schwere Kindheit zu rächen, können sie bestenfalls die verständnistriefende Erziehung eines netten Papas beweinen. Doch wer wirklich sucht, der findet auch und so schafften es die drei Burschen – nach einer etwas holprigen Warmlaufzeit, in der der Funke noch nicht so recht ins Publikum überspringen wollte – eine ganz neue, unverbrauchte Sicht der Dinge zu vermitteln. Bei der Wort- und Themenwahl waren sie dabei nicht zimperlich.
Solo nimmt Philipp Weber, als quirliger Derwisch eine überfütterte Konsumgesellschaft aufs Korn. Mit kritischem Blick und komödiantischem Talent entlarvt er verblödende mediale Reizüberflutung ebenso wie die Absurdität einer kinderfeindlichen Gesellschaft, die alles für mehr Nachwuchs tun will. Zum Schießen seine Persiflage nächtlicher Sexreklame ("Bei ’Ruf mich an’ denk ich nur an meine Mutter").
Claus von Wagner widmet sich mit viel Wortwitz und Süffisanz der bayrischen Mentalität. Fröhlich zieht er Parallelen zwischen Ratzinger und Beckenbauer ("beide haben von Empfängnisverhütung keine Ahnung"), stellt die kirchliche Doppelmoral bloß ("als Evangelischer darfst du zu einem katholischen Priester Vater sagen, solange du nicht wirklich dessen Sohn bist") und bringt das dreistufige bayerische Argumentationsverfahren auf den Punkt ("Ha? Wos? Na!!!").
Im Auftreten weniger locker als seine Kollegen vertritt Mathias Tretter das Genre des philosophierenden Zynikers, der im Nadelstreifenanzug über die "Unentspanntheit des Islam" mangels Alkoholkonsums reflektiert und dem Abschuss von Bruno noch etwas Positives abgewinnen kann ("Der letzte Braune der aus Österreich kam, wurde noch umjubelt").
Als "Zwangsensemble" potenzieren die drei ihre Stärken: Da führen ein schwuler Kuschelrassist und dessen Konterpart, ein türkischer Möchtegern-Nazi die NPD-Ideologie und ihre Hardliner ad absurdum. Herrlich der Ausblick auf die neue Generation der Alten in Gestalt einer WG dreier kiffender "Senilitonen", voller "Sprengkraft" der Dialog eines Ignoranten mit einem Islamisten in der U-Bahn und bitter die theoretisierende Tatenlosigkeit von Bademeisters angesichts eines ertrinkenden Kindes.
Bravorufe und rhythmisches Klatschen des Publikums animierten zu einer parodistischen Zugabe, die selbst vor Hitler nicht Halt machte. Spätestens da wurde deutlich: Im Politkabarett brechen neue Zeiten an, der Nachwuchs geht endlich unverkrampft mit einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte um.

Erstes Deutsches Zwangsensemble

Matthias Tretter,Claus von Wagner, Philipp Weber
" Mach 3! "

Flyer der Kleinkunstbühne
Bilder : Maggie Zurek


Der Kampf um das junge Kabarett hat begonnen! Drei Kabarettisten haben sich zu einer Task Force zusammengeschlossen. Sie machen Hardcore Kabarett.
Sie sind Mach 3!

Ein junge Generation, der unterstellt wird, sie sei politikverdrossen und desinteressiert befindet sich auf der Suche nach der eigenen Identität. Und Mach3! ist mittendrin - im Kampf um Weltpolitik, Kultur, eigene Biographie und Zwischenmenschliches.

Drei junge, mehrfach preisgekrönte Kabarettisten, üblicherweise "Solo" unterwegs, starten durch. Drei Programme - komprimiert und neu kombiniert. Hier wird analysiert, kritisiert und immer wieder neu definiert.

Ob politisch oder sozial, auf den Punkt oder genial daneben, Mathias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber verbinden ihr Stärken, streifen brisante Themen und zeichnen Bilder einer Generation aus verschiedenen Blickwinkeln - unkonventionell, quergescheit, treffsicher, frech, aktuell und schreiend komisch.

Ein bitter-süßes Gemeinschaftserlebnis mit drei der besten Newcomer der deutschen Kabarettszene.


Politisches Kabarett und schräge Komik

Erstes deutsches Zwangsensemble“ gastiert

GZ vom 17. Februar
Bilder : Maggie Zurek


Sie verbinden politisches Kabarett, schräge Komik und feinsinnige Gesellschaftssatire zu einem harmonischen Ganzen und gelten als beste Newcomer der Szene. – Die Rede ist von Mathias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber, die als „Erstes deutsches Zwangsensemble“ am Freitag, 23. Februar, ihre Premiere auf dem Pindharter Brettl geben.
Die drei Burschen, die sich da zusammengetan haben, sind „längst reif für das den ganz großen Kabarett-Coup“, urteilt die Bonner Rundschau, und das Trio scheint tatsächlich auf dem besten Weg dahin: Am 12. Mai wird ihnen der renommierte Kabarettpreis „Salzburger Stier 2007“ verliehen.
Wer das Programm „Mach 3“ erleben möchte: Karten im Vorverkauf gibt es in Geisenfeld beim Reisebüro Binkert, Tel. (0 84 52) 80 78, oder direkt beim Veranstalter unter (0 84 52) 80 80. Mathias Tretter, Claus von Wagner und Philipp Weber sind 23. Februar ab 20.00 Uhr auf dem Pindharter Brettl zu erleben.
   
   
   

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