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Kabarett
Geisenfeld-Online


Alles andere als seicht und schubladentauglich

Geisenfelder Zeitung, 14. April 2008
Bilder : Miek Michielsen

Sieht so vielleicht die Geburt eines neuen Genres aus? Michael Ehnerts Auftritt in Unterpindhart ließ jedenfalls den Verdacht aufkeimen. Denn sein "HeldenWinter" ist alles andere als ein schubladentaugliches Format. Und schon gar keine seichte Abendunterhaltung.
Auf der Bühne: Helikopterrotoren röhren am Himmel, das Meer wird aufgewühlt von den Schiffsschrauben herannahender Marinekreuzer.

Und mittendrin Theo Nathaniel Thornton alias Tengelmann im verzweifelten Kampf um das Leben eines einzigen Wales. Schnitt. Nächste Szene. Da sitzt ein Drehbuchautor im Zug zwischen Göttingen und Hannover, vor sich einen Laptop. Auf der Suche nach der Story für ein Weltrettungs-Epos mit publikumstauglichem Helden. Schnitt. Nächste Szene. Ein Produzent, Vertragsverhandlungen. "Seelenabtretung" im Kleingedruckten. Faustisch.

Im Publikum: Irritation. Was wird das? Normales Kabarett jedenfalls nicht. Und mit jeder Minute, die Michael Ehnert seinen "HeldenWinter" inszeniert, wächst die Erkenntnis: Hier ist etwas Besonderes im Gange.
Man konzentriert sich, gebannt vom rasanten Wechsel an Personen und Gedanken, von wachsender Surrealität. Fasziniert von einer perfekten Dramatik, die aus dem Pindharter Brettl eine veritable Theaterbühne werden lässt, nackt, ohne Kulisse.

Belebt einzig von einem hervorragenden Schauspieler, der von Kinski über Hitler bis zum "tierischen" Produzenten tief in seine Rollen eintaucht, der bis zur körperlichen Erschöpfung Gefühle in Mimik umsetzt.

Michael Ehnert zerfieselt die Klischees vom Gutmenschen, entlarvt den kalten Zynismus einer mediengeilen Weltpolitik, die lieber einen Wal rettet, als ein chinesisches Kind. Prangert verblödende TV-Shows und den menschenverachtenden Sprachverfall an. Und flicht nebenbei auf seiner kafkaesken Reise durch verschiedene Zeit- und Ortsebenen, Bonmots von Adorno, Schopenhauer und Kant ein. Das alles so dicht, dass man kaum wagt zu atmen und gebannt zuhört, um nur ja nichts zu verpassen.

Kaum je hat ein Künstler das Publikum in Unterpindhart so deutlich gespalten. Begeistert von einem völlig neuen Format, von einem "Gesamtkunstwerk" das mit dem Begriff Kabarett nicht annähernd adäquat beschrieben ist, die einen. Verhalten amüsiert, verunsichert und sichtlich um Verständnis bemüht die anderen. Und einige wenige ganz offensichtlich gelangweilt, abdriftend in persönliche Gespräche am Rande.

Michael Ehnert bietet eben keinen Einheitsbrei, der jedem schmeckt, sondern den ein oder anderen Brocken, an dem man richtig zu kauen hat. Die Würzmischung allerdings macht der "Haute Cuisine" des intellektuellen Theaters alle Ehre. Sicher kein Menü für alle Tage, das da geboten wurde, aber als gelegentliches Festessen eine Bereicherung.

Aktionshow mit Eisbär

Geisenfelder Zeitung, 31. März 2008
Bilder : Miek Michielsen

Ein "rasantes Stück, wie es vielschichtiger und witziger kaum sein könnte", befindet die Mainzer Rheinzeitung, und für den Bonner Generalanzeiger ist es ein "herausragendes Stück in der deutschen Kabarettszene, das sich von den bekannten Formaten nahezu radikal absetzt".

Was von der Presse so überschwänglich gelobt wird, ist das Programm "Heldenwinter" des Kabarettisten Michael Ehnert, der am Freitag, 11. April, erstmals auf der Unterpindharter Kleinkunstbühne zu erleben sein wird.
Der 40-jährige Hamburger Michael Ehnert, der in der Hansestadt eine Schauspielausbildung absolvierte, wird zu den kreativsten Köpfen in Sachen Kabarett gezählt.

Als Träger des Deutschen Kleinkunstpreises und des Deutschen Kabarettpreises arbeitete er schon für das Düsseldorfer "Kommödchen" und die Münchener "Lach- und Schießgesellschaft". Seine beiden Soloprogramme wurden vom NDR aufgezeichnet und in einer 60-minütigen Fassung gesendet.

Nachdem es bereits für Ehnert erstes Programm "Mein Leben" Preise geregnet hatte, zeigt sich die Fachpresse auch von seinem zweiten Programm "Heldenwinter" begeistert, das nun in Unterpindhart zu erleben ist. Da trifft Rudi Carrell auf Adolf Hitler und Klaus Kinski auf Laura Croft, und so ganz nebenbei schreibt Ehnert einen aberwitzigen Actionfilm mit dröhnenden Hubschraubern, gigantischen Flugzeugträgern und rasenden ICEs.

"Heldenwinter" ist ein grandioser Ein-Mann-Marathon und eine pfeilschnell choreografierte Show mit einem ganze Koffer voller treffsicherer, überraschender Pointen. Ehnert verwebt darin die Erfolgsgeschichte vom eiskalten Superhelden einer internationalen Spezialeinheit zunehmend mit dem bitteren Niedergang eines gescheiterten Fernsehschauspielers.

Hinzu kommt ein herrenloser Metallkoffer in einer Zugtoilette, ein radebrechender Zugschaffner, ein italienischer Heiliger mit einem Faible für Mafiafilme und zu allem Überfluss auch noch ein völlig unsensibler Eisbär.

Karten gibt es bei den bekannten Vorverkaufsstellen (Geisenfeld: Reisebüro Binkert) oder beim Veranstalter direkt unter (0 84 52) 80 80.


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