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Kabarett
Geisenfeld-Online


Rauchende Gitarren und eine Spontanhochzeit

Maggie Zurek
Bilder : Maggie Zurek
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Die ungewöhnliche Kombination von überbordender Macho-Erotik und angelsächsischem Charme bescherte den Besuchern der Kleinkunstbühne Unterpindhart einen vergnüglichen Abend voller Gegensätze – mit Lost Locos und Mark Britton als Akteure.

Erstere waren teils eigens aus Südamerika angereist – inklusive "Gründungsvater" Paul Morocco – um ihre Probentage in der Holledau abzuhalten. Mitten auf der Wiese, vor der Kulisse aufstrebenden Hopfens musizierend, sorgten sie schon vor ihrem eigentlichen Auftritt für einige Hingucker.

Schließlich gehört es nicht eben zu den Gepflogenheiten der ansässigen männlichen Bevölkerung, Salsa im Grünen zu tanzen. . .
"Verlorene Irre" – frei übersetzt ist schon der Name der drei international bekannten Gitarristen, die vor überschüssigem Testosteron schier zu platzen drohen, Programm. Juan Antonio Portela, Ruben Alvear und Carlos Chavez verkörpern den Typus "Latin Lover" in all seinen Varianten – schmalztriefend, größenwahnsinnig und – vornehm ausgedrückt – "von der Leibesmitte gesteuert".

Dabei nehmen sie sich selbst und ihre "Artgenossen" mit verdrehten Augen und laszivem Hüftschwung auf die Schippe. Für blonde Damen im Publikum sind die dank Körpersprache auch ohne Kenntnis des Spanischen eindeutigen Annäherungsversuche ein Härtetest in Sachen Schamgrenze. "Maria" (Name von Lost Locos geändert) trägt es mit Fassung und willigt am Ende zur Freude der übrigen Besucher sogar in eine Spontanhochzeit mit "Carlos" (dito) ein.

Zu Waffen mutierende "rauchende Gitarren" verleihen dem erotischen Klamauk noch einen Hauch Italo-Western. Zum Glück werden die Instrumente jedoch auch zu ihrem eigentlichen Daseinszweck genutzt und das in beeindruckender Art und Weise – Paco de Lucia, Al di Meola und John McLaughlin lassen grüßen.

Von Twist bis Salsa werden da alle Saiten gezupft, während die Füße auf dem Cajon den Rhythmus bestimmen. Diese Ausdrucksform spanischer Männlichkeit vermag (Augen zu und Ohren auf) dann auch die eher zurückhaltende deutsche Weiblichkeit zu verzaubern. Olé!
Weniger aufs Verzaubern als auf die kabarettistische Analyse setzt nach der Pause Mark Britton, der mit charmant britischem Akzent die Marotten der Bewohner dies- und jenseits des Kanals unter die Lupe nimmt.
In einer originellen Mischung als Pantomime, Stepptanz, Slapstick und Comedy parodiert und karikiert er vom Sportraucher über den pubertierenden Teenager bis zum fröhlichen Greis Menschen, wie sie uns irgendwie tagtäglich begegnen.
Während seine Erkenntnisse – etwa über das Wesen des letzten Wortes der Frau beim Ehekrach ( "alles was der Mann danach sagt, ist der Beginn eines neuen Streits") – einen zustimmend schmunzeln lassen, löst er mit treffsicher überzogener Grimassenschneiderei so manchen Lachanfall aus. Das Gesicht eines Hais auf Suche nach einer Lobby und seine Mutation zur Schildkröte brennen sich in die Netzhaut ein. Nicht zuletzt dank Brittons liebenswerten Schwiegermutter-Blödelei verlässt man den Saal mit einem Blick "on the bright side of life".

Lost Locos & Mark Britton

"Musik und Comedy"

Freitag, 24. April 2009 : Info Kleinkunstbühne
Bilder : Maggie Zurek
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Lost Locos Video

Lost Locos bieten rasante Musik-Comedy der Extraklasse. Eine schräge Mischung aus "3 Amigos" und Buena Vista Social Club". Die drei verrückten Latinos stecken voller Liebe zum Publikum, ihren Mamas und sich selbst. Sie traktieren und jonglieren ihre spanischen Gitarren ohne Erbarmen. Sie sind Meister sentimentaler Songs und funkiger Rhythmen, die Maestros des Humors und der Parodie.

Ob Schnulze oder Salsa, Heavy Metal oder Hip Hop - die drei beherrschen ein äußerst dehnbares musikalisches Repertoire. Gekrönt wird das Ganze durch Blödeleien, mit denen sie sich gegenseitig aufziehen und das Zwerchfell des Zuschauers strapazieren.

Die drei Latino-Popstar-Parodisten zaubern verzücktes Lächeln und herzhaftes Lachen, bis die Zuschauer ihnen die spanischen Tortillas aus den Händen essen. Das geht runter wie kaltgepresstes Olivenöl.

Mark Britton: Englischer Humor - aber in deutscher Sprache. Pantomime, Situationskomik, Splapstick und abgedrehte Tanzeinlagen.

Ohne Bühnenbild und Requisiten, dafür mit einmaliger Körpersprache und dem losestem Mundwerk diesseits des Kanals lässt Mark Britton im Schnelldurchlauf vorbeiziehen, was ein Engländer in Deutschland so alles erlebt: Ob Baumarkt, Sauna oder deutsche Schwiegermutter: erstürzt sich kopfüber in die Absurditäten des Alltags. Doch die Landug ist weich: " Always look on the brigth side of life...".

3 Latinos, 1 Engländer, die Mischung

Preis: 20 Euro



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