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Filigrane Saiten-Töne, mal explosiv, mal sinnlich

Franz Benton begeisterte Pindharter Publikum

PK Sigrid Leger
Bilder Hans Galler

 

Nicht einmal zwei Songs benötigte Franz Benton am Freitagabend in Unterpindhart, da hatte er das Publikum schon auf seiner Seite. Spätestens bei "Fragile Feelings" aus seiner aktuellen CD "Laufmasche" gaben auch die letzten der rund 100 Besucher ihre Zurückhaltung auf und ließen sich von Benton, seiner Gitarre und seinen beiden musikalischen Begleitern mitreißen. Was diese ihren Instrumenten entlockten, war faszinierend anzuhören und auch auch anzuschauen.

Harfinist Kiko Predrozo stellte sein Können schon am Anfang des Konzertes unter Beweis. Quasi als Vorprogramm präsentierte der aus Paraguay stammende Musiker drei Stücke aus seiner ersten Solo-CD "Paseando". Improvisationen auf der Harfe, die das Klangerlebnis eines ganzen Orchesters vermittelten. "Mit dieser CD habe ich mir einen Traum verwirklicht", gestand Predrozo. Doch scheint Benton daran nicht ganz unbeteiligt gewesen zu sein: "Fast zehn Jahre habe ich gebraucht, um ihn zu überreden", behauptete der dynamische Münchener.

Die Tournee, die das Benton-Trio durch über 30 deutsche Städte führt, ist zugleich die Abschiedstour von Sebastian Fischer, dem jungen Geiger aus der Oberpfalz. Der Musikstudent geht für ein Jahr in die USA, wo er ein Stipendium an der Berkley Universität in Boston ergattert hat. "Und weltberühmt wird", wie Benton ihm prophezeite. Viel Applaus gab es für seine packenden Soli · er wird schwer zu ersetzen sein.

Franz Benton ist kein moderner Superstar. Das will er auch gar nicht sein. Denn die Musikszene wäre heute leer gefegt, hätte man die Starsuche schon immer Dieter Bohlen überlassen, frotzelt Beton mit dem Publikum. 1986 erschien Bentons Debütalbum, er etablierte sich als stimmgewaltiger Sänger und Songschreiber im Vorprogramm von Eric Clapton, Cris de Burgh und Joe Cocker. Zum ersten Mal vertont er in seinem aktuellen Album "Laufmasche" deutsche Texte, Gedichte des deutschen Lyrikers Thorsten Schüller. Seine unverwechselbare Stimme vermag Melancholie und Sinnlichkeit auszudrücken, um im nächsten Moment aber auch lautstark zu explodieren. Es sind vor allem die stimmgewaltigen, fetzigen Lieder, mit denen Benton begeistert. Und natürlich seine alten Radiohits wie "Venice", "Promises" oder "She´s mine".

Letzteres spielt er in einer neuen Version als abschließende Zugabe. Den Titel hatte er vor 16 Jahren für seine damals zweijährige Tochter geschrieben. "Kein Liebeslied", wie er betont. Überhaupt ist ihm wichtig, dass er deutlich weniger Liebesliedes schreibt als die Kritiker behaupten. Als "Schnulzensänger für Weicheier" möchte er ungern klassifiziert werden. Warum, bleibt unklar. Denn "Venice" mag eine Schnulze sein, dafür aber eine wunderschöne.

Den begeisterten Zuhörern bereitet Benton den ganzen Abend nur eine einzige Enttäuschung: Er gibt keine dritte Zugabe. Aber auch diese Enttäuschung weiß er galant zu mildern: Denn gerade noch rechtzeitig für Unterpindhart sei er "heute morgen von einer schweren Erkältung genesen". Und damit die Unterpindharter Fans auch am nächsten Abend noch in den vollen Genuss seiner Stimme kommen, muss Schluß sein. Ein letztes Schniefen, er geht. Leider.


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