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Kabarett
Geisenfeld-Online

Überaus witzig verpackte Gemeinheiten

PK vom 13.09.2003 Claudia Daiber
Fotos : Hans Galler

 


Sie sind wirklich ein Phänomen in der Musikszene, das stellten sie auch bei ihrem jüngsten Auftritt auf der Kleinkunstbühne Unterpindhart am Donnerstag nachdrücklich unter Beweis: Bereits seit 1976 verschießen die Well-Brüder Michael, Hans und Christoph als "Biermösl Blosn" ihre musikalisch-satirischen Pfeile und treffen damit wie kaum eine andere Gruppe ins Schwarze. Das Trio hat noch immer die gleiche geradezu diebische Freude daran, ihre Mitmenschen · bevorzugt natürlich die Großkopferten · durch den Kakao zu ziehen und begeistert damit ihre Zuhörer wie eh und je: Am Donnerstagabend waren es knapp 500 Zuhörer im Stadel des Landgasthofs Rockermeier.

Schon wenn Michael, Hans und Christoph die Bühne betreten und die ersten ihrer witzig verpackten Gemeinheiten los werden, ist klar: Den Well-Brüdern sitzt der Schalk noch immer genauso im Nacken wie in ihren Anfängen als junge Kerle. Wie immer zeigte sich das Trio über die örtlichen Verhältnisse bestens informiert und hatte Lokales in ihr Programm eingebaut. Ein Geisenfelder, 2. Bürgermeister und stellvertretender Landrat Erich Deml, hatte dann auch die Ehre, als erster "dranzukommen" und als "herausragend" gewürdigt zu werden: "Der ist so herausragend wia´s nua grod geht, wenn er zwischen zwoa Gartenzwerg drin steht . . ."


Und ein bisserl Wahlkampf konnte sich die "Biermösl Blosn" angesichts der bevorstehenden Wahlen auch nicht verkneifen: "Wer Bayern nach 40 Jahr von de Schwarzen befreit, der g´hört in de Befreiungshalle nei", postulierte das Trio unter großem Beifall · um gleich danach in Richtung Publikum festzustellen: "Da ham 61 Prozent ned mitklatscht".
Überhaupt versteht es die "Biermösl Blosn" perfekt, mit ihrem Publikum zu spielen, und so blieben auch die Zuhörer natürlich nicht ungeschoren: Zweifel an der Intelligenz der Geisenfelder und der auswärtigen Besucher kamen auf, weil "in Sandharlanden" die Sache mit den Refrains viel besser klappte, und der an einer langen Teleskopstange ausgefahrene Klingelbeutel leer blieb · dafür gab´s ein zorniges "Knickert" vom Hans.

Eigentlich muss man über das Programm der "Biermösl Blosn" nicht mehr viele Worte verlieren: Pointen, die wirklich sitzen, gelungene bayerisch-englische Wortspielereien (z. B. über das in Bayern verbreitete "Blackvoting") und außergewöhnlich hohes musikalisches Niveau (wobei Christoph Well herausragt) · mit dieser Mischung begeistern die drei ihr Publikum landauf, landab. Höhepunkte waren dabei die "Brieffreundschaft" mit der Warsteiner Brauerei, mit deren Gerstensaft das Trio als engagierter Verfechter echter bayerischer Bierkultur mehrfach hörbar auf Kriegsfuß steht, und die Nummer über die "edelste aller Sportarten", die Treibjagd, bei der nur eine unschuldige Kuh und ein armes Hängebauchschwein den Tod finden, sich am Ende aber wenigstens der Chefarzt über die Vollbelegung seiner Klinik mit ungeschickten Jagdfreunden freuen kann.

Natürlich kamen die drei nicht ohne Zugaben von der Bühne, bei denen sie dann auch noch drei Alphörner für eine jazzig-groovige Nummer auspackten · und spätestens jetzt fragte man sich, ob es ein Musikinstrument gibt, das die drei nicht meisterlich zu spielen verstehen.


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