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Kabarett
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Beißender Spott und krasse Worte gegen Alkohol und andere Drogen

Suchtaufklärung mit Eisi Gulp / Rauchverbot an Schulen nur ein erster Schritt

PK Maggie Zurek
Fotos Maggie Zurek

 


Drohungen und Strafen helfen im Kampf gegen Süchte aller Art rein gar nichts · vor allem, wenn jene, die den Zeigefinger erheben, sich oft genug selber am Glimmstängel oder der Bierflasche festhalten. Ein generelles Rauchverbot an Schulen, das bis 2008 in Bayern Realität werden soll, ist deshalb aus der Sicht vieler Pädagogen nur ein Schritt in die richtige Richtung, dem weitere folgen müssen. Auf der Suche nach wirksamen Mitteln im Kampf gegen Abhängigkeiten setzt die Realschule Geisenfeld bereits zum zweiten Mal auf humorvoll verpackte Aufklärung in Gestalt des engagierten Kabarettisten Eisi Gulp. In seinem Programm "Hackedicht" stellt der engagierte "Cabaret-Clown", wie er sich selber nennt, mit beißendem Spott gesellschaftliche Ignoranz bloß und rührt an die Wurzeln des Übels.
An der örtlichen Realschule herrscht, wie übrigens an allen Realschulen Bayerns, ohnehin Rauchverbot für Schüler. Die Lehrkräfte (von 52 sind nach Auskunft non Rektor Peter Reil nur etwa eine Handvoll dem blauen Dunst verfallen) werden ebenfalls zum "Paffen" an die frische Luft beordert. Das hat zwar saubere Luft in den Schulräumen zur Folge · an der Tatsache, dass immer mehr Elfjährige bereits an der Kippe hängen, ändert es wenig.
Ein heimliches Örtchen zum giftigen Zug findet sich trotz Verbots. Eisi Gulp versucht die Ursachen dieser Entwicklung kritisch zu beleuchten, ebenso komisch wie drastisch, mit den krassen Worten der Altersgruppe, die vor ihm sitzt und ohne je zum besserwisserischen Moralapostel zu werden. So beginnt er denn seine "Mission" mit einer fetzigen Comedy-Tanzeinlage, spätestens beim ersten Griff unter die Gürtellinie ist das Eis zwischen ihm und den Jugendlichen gebrochen.
Die Aufmerksamkeit der Neunt- und Zehntklässler ist dem hervorragenden Schauspieler sicher, der vom kiffenden Möchtegern-Aussteiger bis zum hackedichten Oktoberfestbesucher Menschen mimt, die ihre Selbstkontrolle verloren haben.

Das Lachen bleibt einem schnell im Halse stecken, wird doch klar, wie erbärmlich deren vermeintliche Suche nach Lockerheit, Glücksgefühl und Bewusstseinserweiterung ist. Am Ende steht ein Wrack, geistig und gesundheitlich kaputt. Und warum das alles? Weil die Werbung einem "ins Hirn scheißt" und weil noch immer Dummheit und Ignoranz regieren. In einer schizophrenen Gesellschaft, bei der sich auf dem Oktoberfest vor großen Tafeln mit der Aufschrift "Drogen nicht erlaubt" Tausende "die Birne vollsaufen". In einer politischen Landschaft, die aus Angst vor Rauschgiftmissbrauch den sinnvollen Einsatz von Marihuana in der Medizin untersagt und den Hanfanbau zur Papierherstellung verbietet. Solange die Statistik 1377 Drogentote in Deutschland für das Jahr 2003 ausweist, aber die 60 000 nicht erwähnt, die sich zu Tode saufen, die 80 000, die an Tablettensucht sterben, und die 180 000, die an den Folgen von Nikotin zugrunde gehen, ist für Gulp einiges "faul". Skrupellose Dealer lauern eben nicht nur auf Bahnhofsclos, und deshalb sein Appell: "Haltet euch fern von allen Substanzen, die euch das kaputt machen, was euch am meisten Glücksgefühl vermitteln kann: ein gesunder Körper".


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