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Kabarett
Geisenfeld-Online

Literarisch-lästerliches Vergnügen mit den "LesDerhosn" in Pindhart

PK Magdalena Zurek
Bilder Hans Galler

 

Fernab der dumpfen Abgedroschenheit gewohnter Comedy-Kalauer zielten die Les Derhosn am Freitag in Unterpindhart "Voll unter die Goethelinie". Dabei nahmen sie Politisches und Menschliches derart eloquent auf`s Korn, dass wohl selbst der Dicherfürst an so viel literarischem Feinsinn und sensiblem Sprachgefühl seine Freude gehabt hätte. Die im Programmtitel anvisierte Zielrichtung sowie jede Menge Schalk und Musik als Munition garantierten eine hohe kabarettistische Trefferquote ohne übertriebene Kopflastigkeit.
Als wortgewaltiger Moderator, dessen Augen, Hüften und Hände allein schon Geschichten erzählten, kommentierte Michi Marchner die "Sackgassen des Alltags" mal bitter-sarkastisch, mal liebevoll ironisch. Mit beeindruckendem Stimmunmfang und maskulinem Temperament stand ihm Michaila Kühenmann als "Vollblutweib" mit martial-matriarchlichen Gelüsten ("Ich hab drei Leichen im Keller") zur Seite. Der "Clown" Martin Lidl komplettierte das Trio als verkanntes Weichei ("Maaatin · da is ja sogar im Namen schon das harte "rrr" weggefallen) und Gitarrenvirtuose.
Neben dem Tacker als Racheinstrument der Unterdrückten zog sich das Thema "Heimat" ("des is do, wo der Bauer Hei maat") als roter Faden durch den Abend.


Fotocollage : M.Zurek

Als frisch gebackene Untermettenbacher fanden Marchner und Lidl sogar eine Erklärung für den "bröseligen" Charakter ihres neuen Wohnortes. An einer geographischen Front gelegen, wolle sich in "Membo" ganz offensichtlich die oberbayrische Scholle von der niederbayrischen Platte lösen. Die Folge dieser Spannungen: Hausputz, Feuerwehrgerätehaus und sogar den Kirchturm "derbröselt's".

Musikalisch ebenso originell wie begabt, boten die Drei einen internationalen Stilmix, bei dem selbst ein Abstecher in die Welt der Operette nicht fehlte. Ob sie vom "Wonkatonk" der Nobelslums oder vom "Pferdeafter an der Wand" sangen, Tipps für die Aufnahme in den Himmel gaben oder die Globalisierung ("Einfalt frisst Vielfalt und übrig bleiben Hamburger") kritisierten, das Ohr und die Lacher der Zuhörer waren ihnen Gewiss. Doch fehlten auch nachdenkliche Töne nicht, etwa wenn Marchner ganz poetisch über die Freiheit sinnierte. Alles in allem ein literarisch-lästerlicher Musikgenuss, dem man nach dem Motto "Kleinkunst macht auch Mist" eine Fortsetzung wünscht.

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