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Kabarett
Geisenfeld-Online

Sozialkritische Botschaften in bissigem Humor verpackt

Otto Göttler und Sepp Raith in Unterpindhart eher Patent- als Ersatzlösung

GZ Dienstag, 17. Februar 2004 Maggie Zurek
Fotos : Hans Galler

 

Auch Untiere werden gelegentlich krank. · So fielen auch die "Monster des Alltags", deren Auftritt am Freitagabend in Unterpindhart geplant, einer Virusattacke zum Opfer. Statt zweier jung-dynamischer Comedy-Helden präsentierten sich Otto Göttler und Sepp Raith. Auf den ersten Blick weder jung noch dynamisch erwiesen sich die beiden aufmüpfigen Musikkabarettisten jedoch eher als Patent- denn als Ersatzlösung. Glaubt man dem begeisterten Applaus des Publikums, dann hat die Mehrzahl der Gäste am Ende des Abends nicht wirklich etwas vermisst.

Mit traditionell bayrischen Instrumenten kommen sie daher · geradezu idyllisch ihre Weisen. Man könnte sich auf einen Heimatabend in Hintertupfing wähnen, wären da nicht die hinterfotzigen Texte, der bissige Humor und die sozialkritischen Botschaften. Da werden amerikanische Fresskultur und Gen-Food an den Pranger gestellt, die am Irschenberg und anderswo Einzug gehalten haben. Eine Kulinarik, an der "der Hund verreckt" und in deren Zuge selbst das Verzehren einer Schwammerlsuppe zum Risiko wird ("da strahlst mit deiner Wampen wie eine Japanlampn").
Und überhaupt dieses Amerika, wo im Reservat der Indianische Markt von Weißen geleitet wird, während die Rothäute auf dem Parkplatz um Feuerwasser betteln. Vielleicht ist es doch nicht so gut, die Jugend mittels Ballspielen auf der Toilette zum "Clo-Ball-Player" zu erziehen?

Den beiden verschmitzten "rheumatischen Altrevoluzzern" oben auf der Bühne ist die Globalisierung ebenso suspekt wie die zunehmende Verbreitung "elegant gekleideter Trachtler nordeuropäischer Herkunft" im weißblauen Urlaubsland. Grund genug, der bayrischen Heimat mit "Am Tegernsee is wirklich schee" ein ausgesprochenes Liebeslied zu widmen.

Spontaneität und Improvisationstalent zeichnen die beiden aus, besonders sympathisch macht es den "Gwamperten" und den "Bladderden" mit dem verschmitzten Charme jedoch, dass ihr Humor nicht zynisch, sondern voller Mitgefühl ist. Deutlich wird dies in dem Appell "Ali, bleib do", einer Hommage an Freundschaft über sprachliche und nationale Barrieren hinweg.

Nach einer anfänglichen "Aufwärmphase" laufen beide auch musikalisch zur Höchstform auf, vor allem, wenn sich Göttler die Diatonische schnappt und Raith an der Gitarre "loslegt". Da zeigt sich, dass Amerika mit Rock und Blues doch wenigstens ein paar positive Dinge hervorgebracht hat . . .


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