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Kabarett
Geisenfeld-Online

Rotzfreche Seitenhiebe auch gegen Geschlechtsgenossinnen

PK vom 28.09.04 Ellen Kellerer
Bilder: Hans Galler

 

Wo gibt es das sonst · außer in Oberschweinbach: Eine Frauenrechtlerin, die Frauenparkplätze an der Kirche durchsetzt, eine "Blue-Wonder"-Vertreterin, die mit dem "Zauberputzlappen" schon mal ihre Kundschaft für sich das ganze Haus durchwienern lässt, und eine Anführerin der "Josefs-Verehrerinnen". Doch Oberschweinbachs engagierteste Frauen sind gleichzeitig wohl auch Bayerns bekannteste und beste Volksmusik-Kabarettistinnen: die Wellküren. "Volksmusik macht süchtig" heißt ihr aktuelles Programm, das sie am Freitag und am Samstag in Unterpindhart zeigten. Der Name ist Programm: Ein Titel jagt den nächsten, und zweieinhalb Stunden rotzfrecher Seitenhiebe gegen Geschlechtsgenossinnen und Männer im Besonderen vergingen trotz dreier Zugaben viel zu bald.

"Streiten dean mia uns nia, mia redn höchstens nimma miteinander" · so die Devise der drei Well-Schwestern, die sich neben neun weiteren Geschwistern auch noch gegen ihre berühmtesten drei Brüder, die "Biermösl-Blosn", durchsetzten mussten und in den letzten 18 Jahren bewiesen, dass sie das sehr gut konnten. Und die Familienbande gaben sogar noch Stoff für Einlagen, die neben der Musik viel komödiantisches Talent abverlangen · das man den drei drahtigen Grazien beileibe nicht absprechen kann.
Die "g`fotzertste" der drei ist die Moni, deren Redefluss durch geschickt platzierte Einwürfe der Schwestern gewürzt wird.

Wenngleich die Präferenzen in punkto Mann eindeutig in verschiedensten Richtungen liegen · von Ottfried Fischer bei der Vroni: ("i mecht wissn, ob der wirklich de greisligen Hiendl-Möbel bei sich rumsteh hod") bis Oliver Kahn bei der Moni: "Mei, dad i den dreschn". Doch wer über andere lästert, muss selbst auch was aushalten können, und am besten ist Kabarett doch immer dann, wenn man merkt, dass die da auf der Bühne auch über sich selber lachen können.
Da ist bei den drei Volksmusik machenden Hausfrauen Well (oder hausfraulichen Volksmusikerinnen, wie auch immer) die weltbewegendste Alltagsfrage, "wenn ma die Kinder und an Mann in da Friah ausm Haus g`sschimpft hod: Was koch i heid?". Da besteht das straff durchorganisierte Wochenprogramm aus Bauchtanzkurs, Tupperwarenvorführung und Problemzonengymnastik, wenngleich man sich fürs Optische ja nie unters Messer legen würde: "Für mein Mann bin i alleweil no schee gnua."
Und wenn der Sohn missraten, fett und computersüchtig ist, dann liegt`s wahrscheinlich "am schlechten Samen, weil mei Ei, des war frisch!" Sogar über die Gefahren von Fertiggerichten und deren möglicherweise hochexplosive Inhaltsstoffe gibt`s ein Lied der drei hochmusikalischen Schwestern, deren Selbsteinschätzung hinsichtlich ihres Namens zwischen "Well-Ness" und "Well-Blech" liegt. Ob wir ·trotz aller Genialität · die Wellküren beim nächsten "Grapri dela Schosong" mit dem recht blutrünstigen Titel "I hob di zum Fressen gern" hören werden, sei dahingestellt. Da machen sich Moni, Burgi und Vroni schon besser als musikalische und kabarettistische Talente, die nicht einmal davor zurückschrecken, Männer zum Bauchtanz auf die Bühne zu holen und als Kandidaten für "Deutschland sucht den reifen Star" zu präsentieren.

Foto : Hans-Peter Hösl

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