Deutschland
Postleitzahl: 85 290
Vorwahl: 0 84 52

Kids und Teens
Geisenfeld-Online


Schulprojekt: "Befristet blind"

Artikel und Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Magdalena Zurek, Oktober 2008

Unser Augenlicht zählt zu den wichtigsten Sinnen überhaupt. Was es bedeutet, wenn man nicht sehen kann und wie Nase, Ohren und Tastsinn als "Ersatzkräfte" einspringen, das konnten die Fünftklässler im Rahmen eines schulischen Projekts hautnah erfahren.

Kathrin Schreck, Rehabilitationslehrerin für Blinde und Sehbehinderte, hatte sich aus Anlass der "Woche des Sehens" bereit erklärt, das Thema mit Kindern in all seinen Aspekten einmal "sinnlich erfassbar" zu machen.

Als sie die Idee im Vorfeld vortrug, fanden sich spontan fünf Mütter bereit, bei der Organisation und Durchführung mitzuhelfen. "Ohne diese Unterstützung hätte ich das Projekt nicht realisieren können", betont Schreck.

Gespannt harrten die Kinder der Dinge, die da auf sie zukommen sollten. In kleinen Gruppen wurden sie vorbereitet auf eine "befristete Blindheit". Sie bekamen Augenbinden auf und mussten dann verschiedene Herausforderungen meistern – sozusagen mit Nase, Ohr, Geschmack und Gefühl.

Aufgeregt schwatzend machten sie sich auf, um schnell festzustellen, dass ohne Konzentration und damit "Schweigen" nichts geht.

Begleitet von einem sehenden Beistand galt es zunächst, in Eimern aufgetischte Gegenstände zu "erfühlen". Keine leichte Aufgabe, wie die Kids schnell feststellten, obwohl nur alltägliche Dinge vorgelegt wurden.

Am getrockneter Mais, der Malerrolle ("weich und wollig, was is’n des") oder den Reiskörnern scheiterte so mancher. Erstaunt bemerkten einige beim nachfolgenden Barfuß-Parcours, dass man mit verschlossenen Augen wesentlich mehr Unterschiede im Untergrund spürt als sehend. Die nackten Füße werden zum Erlebnis.

Überraschend auch der Geschmackssinn, der offenbar bei Sehenden recht unterentwickelt ist. Da löst ein kleines Apfelstückchen gehörige Zweifel aus. Schmeckt es nun nach Birne oder nicht? Da brauchte es schon eine tüchtige Portion "Schnupperduft" um mit Hilfe der Nase auf die richtige Spur zu kommen.

Ganz besonders umlagert waren am Ende Margit Süß und ihr Blindenführhund Mora. Geduldig ließ die Hündin Streicheleinheiten über sich ergehen, und ihre Besitzerin musste viele neugierige Fragen beantworten.
Die von ihr mitgebracht Punktschrift-Stenoschreibmaschine wollten alle ausprobieren und auch die anderen Hilfsmittel wurden bestaunt.
  
Nach Schätzungen des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbandes gibt es 14 000 betroffene Schüler - eine Minderheit, die bei den "großen Würfen der Bildungspolitik schon mal vergessen werden kann". Deshalb setzt sich der Verband dafür ein, die sozial- und bildungspolitischen Rahmenbedingungen zu verbessern, Medien und Materialien für Schulen zu beschaffen und die spezielle Qualifikation der Lehrkräfte in der Ausbildung von Sehbehinderten zu fördern. Eine Aufgabe, die angesichts zunehmender Spartendenzen immer schwieriger wird, wie auch Kathrin Schreck als Rehalehrerin weiß.
Umso mehr sind die Verbände, wie auch der in unserer Region tätige Bayrische Blinden- und Sehbehindertenverband auf ehrenamtliche Mitarbeiter wie Margit Süß, die selbst betroffen ist, angewiesen. Ihre wichtigste Rolle: Menschen mit der gleichen Behinderung Mut zu machen. Leider, so Kathrin Schreck, habe sich im Landkreis noch niemand für diese "sehr erfüllende und wichtige Aufgabe" gefunden. In ihrem beruflichen Alltag erfährt sie täglich, wie wichtig gerade die Ermunterung ist. Wer als Betroffener für den BBSB im Landkreis tätig werden oder einfach mal einem Sehbehinderten durch Vorlesen, einen gemeinsamen Spaziergang oder sonstige kleine Hilfen das Leben erleichtern möchte, kann sich bei Kathrin Schreck unter der Telefonnummer (08452) 321657 melden.

Zurück