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Domkantorei entführte Zuhörer in die Welt der Choräle und Motetten

Magdalena Zurek, GZ vom 15.11.05
Bilder : Maggie Zurek und Miek Michielsen

In die Welt der Choräle und Motetten wurden etwa 100 Zuhörer am Sonntag in der Stadtpfarrkirche Geisenfeld entführt. Die Junge Münchner Domkantorei unter der Leitung von Karl-Ludwig Nies verzauberte die Besucher mit Chorliteratur aus vier Jahrhunderten. Abgerundet wurde das abwechslungsreiche Programm durch Kirchenmusiker Jörg Duda, der unter anderem eigene Kompositionen an der Orgel interpretierte.

Dass geistliche Werke auch nach 1300 Jahren nichts von ihrem Reiz einbüßen, bezeugten die Sänger und Sängerinnen zum Auftakt mit dem gregorianischen Choral "Spiritus Domini". Weniger geradlinig, aber von ebensolch verhaltener Eindringlichkeit präsentierte sich der Zyklus liturgischer Gesänge aus der Feder Orlando di Lassos. Zart und dennoch voller Substanz erfüllte der Chor die Motetten aus der Hochrenaissance mit Leben.

Wie sich ein wenig italienischer Esprit auf die flandrische Schule auswirkt, zeigten nachfolgend die kraftvolleren und dynamischeren "Exsultate Varianten" aus der Feder Ludovico Grossis und Alessandro Scarlattis. Ein besonderer Genuss war das selten zu hörende "Factus est repente" Gregor Aichingers, bei dem der Sopran mit klarer Artikulation hervorstach.

Wahrhaft ergreifende Momente bescherte der Ausflug in die Chorliteratur des ausgehenden 19 Jahrhunderts. Allen voran das "Locus iste" Anton Bruckners, das zu den Höhepunkten des Abends gezählt werden darf.

Jörg Duda zog seinerseits fast wörtlich zu nehmend alle intakten Register der Geisenfelder Orgel. Die unterschiedliche Charakteristik der gewählten Stücke ließ ihn die gesamte Bandbreite des Stimmumfanges und der eigenen Fähigkeiten demonstrieren. Von einem bedrohlichen Continuo Bass in Bachs g-moll Fantasie über virtuose Läufe die quasi "aus der Fuge" geraten bis hin zur zeitgenössischischen Thematik eines Robert Fuchs. Mit seinen Variationen über einen finnischen Choral lässt Duda alle Stimmungen eines Sommertages vor dem geistigen Auge erstehen · tanzende Mücken, träge Verliebte und tirillierende Vögel · alle von einer zufriedenen Zartheit erfüllt.

Abschließend erklingen strahlende Fugen in der Toccata ricercata, die ebenfalls aus der Feder Dudas stammt.

Nicht ohne ein dickes Dankeschön der Kulturreferentin und des Bürgermeisters für ein konzertantes Erlebnis "erster Sahne", verabschieden sich die Interpreten mit einem anrührenden "Weißt du wieviel Sternlein stehen" · selige Kindheitserinnerungen als Seelenbalsam für herbstliche Nebelnächte.




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