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Mozarts Gran Partita als "Juwel der Kulturtage"

Maggie Zurek
Fotos : Peter Mühlbacher

Poetisch gesprochen "des Daseins ganze Fülle" in musikalisch komprimierter Form erlebten die Zuhörer in der Stadtpfarrkirche mit der Aufführung der "Gran Partita" Wolfgang Amadeus Mozarts. Von Kulturreferentin Henriette Staudter als "Juwel der Kulturtage" angekündigt, wurden die Interpreten der Münchner Harmoniemusik unter der Leitung von Jörg Duda dem Anspruch des Stückes gerecht und bescherten den etwa Hundert Besuchern ein, um mit Bürgermeister Christian Staudter zu sprechen "wunderschönes Musikerlebnis".

Ungewöhnlich groß ist die Besetzung der Serenade in B-Dur, die für zwölf Bläser und Kontrabass konzipiert wurde, wobei die Bassetthörner den ohnehin warmen Gesamtklang perfekt "abrunden". Das spannungsreiche und dynamische Largo gelang den Musikern ebenso wie die verflochtenen, anmutigen Melodiestränge und tänzerischen Elemente in den Menuetten.
In die Tempiwechsel der Romanze woben sie bittersüße Untertöne und luden mit den Variationen des Themensatzes zur akustischen Meditation ein, um letztlich ins schwungvolle Finale überzugehen.
Anrührigster Satz des Werkes ist und bleibt jedoch das Adagio, in dem Mozart über ein unterschwellig wütendes Meer von Trauer und Depression tragfähige Brücken versöhnlicher Zuversicht spannt. Der Autor Peter Shaffler lässt in seinem Theaterstück Salieri ob dieser Passagen voll "himmlischer Süße" und "unstillbarer Sehnsucht" in Tränen ausbrechen.
Mit ihrer sehr gefühlvollen Lesung aus einem Brief, den Mozart am 14. April 1787 an seinen Vater schreibt, unterstrich Ruth Schorgg den musikalischen Eindruck. Als "wahren Endzweck des Menschen" bezeichnet der 31-Jährige hier den Tod, der ihm wie der "Schlüssel zur wahren Glückseligkeit" scheint.
Am Ende mochte man mit Schorgg gerne der Einschätzung Papst Benedikts XVI zustimmen, der in seinem Buch "Mein Mozart" diesen als "reine Inspiration" bezeichnet.

Gran Partita

Bläserserenade von W.A.Mozart 1756-1791)

Pressemappe Kulturreferat
Fotos : Peter Mühlbacher

Serenade B-Dur für 12 Bläser und Kontrabass
Münchner Harmoniemusik
Ltg. Jörg Duda


Die Serenade B-Dur KV 361 ist in vieler Hinsicht Mozarts umfangreichste Bläserserenade:
Mit der Besetzung von 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Bassetthörner, 4 Hörnern, 2 Fagotten und Kontra-bass hat sie die weitaus größte Besetzung aller vergleichbaren Werke.

Darüber hinaus übertrifft sie in Satzzahl und zeitlicher Ausdehnung alle ähnlichen Kompositionen. Schon ihre Erwähnung lässt davon schwärmen. Der langsame Satz erreichte durch die Beschreibung Salieri's im Film Amadeus große Bekanntheit.
So ist diese Serenade die Summe Mozarts damaligen Schaffens.

Sonntag, 15.11.2009, 19:00 Uhr
Stadtpfarrkirche St. Emmeram

Eintrittspreis 10,00 €


Gran Partita

Bläserserenade von Wolfgang Amadé Mozart (1756-1791)

Presseinfo Jörg Duda
Bilder : Peter Mühlbacher

Gran Partita (Serenade B-Dur KV 361 (370a) für 12 Bläser und Kontrabass)

I Largo - Allegro molto
II Menuetto - Trio I -Trio II
III Adagio
Text
IV Menuetto: Allegretto - Trio I - Trio II
V Romanze: Adagio - Allegretto - Adagio
Text
VI Thema mit Variationen: Andante - Adagio - Allegretto
VII Rondo: Allegro molto

Münchner Harmoniemusik

Oboe Sonja Hampe Hanne Reiser
Klarinette Dietrich Hampe Hedwig Weiss
Bassetthorn Reinhard Hausner Hubert Göbel
Horn Klaus Gierens Ulrich Lohmann
Felix Bauer Norbert Nitzsche
Fagott Brigitte Starck Iris Busse
Kontrabaß Eckhard Klement

Lt. Jörg Duda

Sprecher Ruth Schorgg

Mozarts Serenade B-Dur KV 361 (370a) trägt den nachträglich beigegebenen Titel "Gran Partita", welcher sich sowohl auf die ungewöhnliche große Besetzung mit 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Bassetthörnern, 4 Hörnern, 2 Fagotten und Kontrabaß, als auch auf die Zahl von sieben Sätzen bezieht. Dabei erliegt man auch einer zur Tradition geworden Begriffsverwirrung: Während "Partita" eine meist variierende Tanzfolge (Suite) beschreibt (hier bezogen auf die unterschiedlichen Sätze bei Divertimenti, etc.) ist "Parthia" (dt. Parthie) einfach die alte Bezeichnung für die Bläserharmoniemusik und bezieht sich auf die unterschiedlichen verwendeten Instrument.

Traditionell wird die ans symphonische reichende Besetzung durch ein Kontrabaß ergänzt und gestützt wird (nicht Kontrafagott!), welcher hier häufig auch selbstständig geführt wird.

Mozart lernte bei seiner Übersiedlung 1781 nach Wien Anton Stadler kennen, welcher ihn mit Klarinetten und Bassetthörnern bekannt machte. So wird sie am 23. März 1784 als "große blasende Musik von ganz besonderer Art" für eine Wiener Akademie angekündigt, wobei nur vier Sätze erklangen, da das Ganze noch nicht vollendet war.

Man vermutet, das es auch eine originale Frühfassung einzelner Teile für klassisches Bläseroktett gegeben hat. Die "Gran Partita" wird durch ihren warmen weichen Klang und den Reichtum ihrer Farben geprägt. Hier verwendet Mozart auch erstmals Bassetthörner (eine tiefere spezielle Klarinettenart), welche nur bei sehr persönlichen Werken erklingen: Divertimenti und Notturni für den privaten Gebrauch, Freimaurermusiken und dem "opus ultimum": dem Requiem.

Serenaden (Divertimenti etc.) haben meist eine ähnlich Aufbau: zwei schnelle Sätze umrahmen eine Folge von Menuetten und langsamen Sätzen, wobei manchmal auch andere "Intermezzi" eingestreut werden. Dies führt meist zu 5 - 6 Sätzen.

Der Kopfsatz der "Gran Partita" wird (wie manche Symphonie) durch ein majestätisches Largo eröffnet, welches in ein feuriges Allegro molto mündet. Bereits hier, wie auch in anderen Sätzen, deutet sich schon die "alla turca"-Mode an.

Die charakteristische Klangvielfalt prägt besonders die unterschiedlichen Trios zu den beiden Menuetten. Dem 1. Menuett steht ein 1. Trio rein für die vier Klarinetten gegenüber, während das 2. Trio ein begleitetes Terzett aus Oboe, Bassetthorn und Fagott in g-moll ist.

Das Adagio ist mit seinem Klangzauber der wohl berühmteste Satz dieses Werkes: die Musik steigt aus der Tiefe mit Hörner und Bässe über einen Ostinato der Mittelstimmen hin zu ein leuchtend schwebenden kantilenem Terzett aus Oboe, Klarinette und Bassetthorn welchem immer wieder alle 2. Spieler wie ein Orchester antworten. Dieses auch harmonisch reiche Stück gehört mit sein fast schmerzenden Schönheit wahrscheinlich zu den abgründigsten Werken des Meisters. Bekannt wurde dieser Satz durch die Beschreibung Salieri's im Film Amadeus.

Dem lebhaft 2. Menuett ist ein für Mozart ungewöhnlich düsteren 1. Trios in b-moll und als 2. Trio ein richtiggehender Ländler beigesellt.
Die weihevolle Romance (hier der franz. Typus) stellt ein liedhaft schlichten Melodie ein lebhaften Teil gegenüber, welcher bisweilen auch dramatische Elemente enthält.
Beim großen Variationssatz stellt sich die Frage nach Henne und Ei: ist er eine Bearbeitung der Variationen aus dem Flötenquartett C-Dur KV Anh. 171 (285b) oder umgekehrt. Dessen ungeachtet zeigt sich Mozart hier als wahrer Meister der instrumentalen Klangpracht und von charakteristischem Ausdruck.

Einem recht volkstümlichen Thema folgen sechs Variation bei den sich Virtuosität mit melancholischen Seufzern und alpenländischen Jodleraufschlägen paaren, bei denen Mozart sämtliche Instrument präsentiert. Der Minorevariation (Nr. 4) folgt als Adagio (Nr. 5) ein Oboenkantilene, welche von Klarinetten und Bassetthörnern, wie von einem "Bachgemurmel" untermalt wird, welches im 2. Teil, unterlegt mit vier Hörner fast schon zum romantischen "Waldweben" wird. Die 6. Variation bildet einen fröhlich Kehraus, welcher im Gesamtplan der Serenade ein weiteres Menuett ersetzt.

Das Finale ist ein französisches Rondo alla-turca, mit seinen zahlreichen Einschüben, bei den er nochmals alle Instrument solistisch vorführt und das gesamte tonale Umfeld der Grundtonart leitet. Der opernartige Abschluß läßt nochmals die Welt des Singspiels "Die Entführung aus dem Serail" erstehen.
Mozarts Musik umfaßt die gesamte Bandbreite heiterer Melancholie des Lebens und ist dadurch menschlich und göttlich zugleich.

Die Münchner Harmoniemusik widmet sich als semiprofessionelles Ensemble seit 2002 den größeren und kleineren Bläserserenaden bekannter, aber besonders auch unbekannter selten zu hörender Harmoniemusik.
Am Anfang standen die Wiederaufführung der Werke von Johann Georg Felmayr (* 1756 in Pfaffenhofen [Familie aus Geisenfeld!]- + 1834 in Hamburg) und Paul Anton Wineberger (* 1758 in Mergentheim - + 1821 in Hamburg), welche Musiker am Fürstenhof zu Oettingen-Wallerstein waren, und regionale Bezüge haben.
Zahlreiche Auftritte bei den Rieser Kulturtagen, in der Salzburger Residenz und in München. Musikalisch und wissenschaftliche wird das Ensemble durch den Komponisten und Musiker Jörg Duda betreut, welcher auch Kulturförderpreisträger der Stadt Geisenfeld ist und an der Stadtpfarrkirche als Kirchenmusiker wirkt. Zusammen führen sie gelegentlich auch sein eigene Bläsermusik auf (Sinfonia concertante I Op. 50 für 12 Bläser, Kontrabaß, Glockenspiel, Pauken und Orgel [München 2007]).

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