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Passionssingen bot Gelegenheit zur "Besinnung auf das Wesentliche"

GZ, Maggie Zurek
Fotos : Peter Mühlbacher


Unser Leben ist geprägt vom Überfluss, von Süchten verschiedenster Art und von alltäglichen Abhängigkeiten. In der Passionszeit ruft die christliche Kirche mit dem Grundgedanken des Fastens zum Verzicht, zur Besinnung auf das Wesentliche auf. Gelegenheit den Blick nach innen zu richten und für ein paar Momente jenes Klischee des "Seelenfriedens" Wirklichkeit werden zu lassen, gab es am Sonntag anlässlich des Passionssingens in der St. Ulrichskirche zu Ainau.

Zu den Klängen der Birnthaler Saitnmusi und des Bairischen Singkreises der VHS unter der Leitung Margit Moosers konnten sich die Besucher "fallen lassen", Kraft und Hoffnung vermittelte Diakon Nikolaus Lackermair mit seinen Gedanken zu den "Sieben Worten Jesu am Kreuz".

Mit der religiösen Betrachtung in Anlehnung an das Oratorium Joseph Haydns griff Lackermair eine alte Tradition auf. Sein Wunsch, dass die Musik "innerlich anrühren" möge und "tiefer dringe, als durch Worte möglich ist", damit sie zum geistlichen Gewinn und Segen werde, dürfte nach diesem Nachmittag für die meisten Zuhörer in Erfüllung gegangen sein.

Durch seine Worte am Kreuz erweise sich Jesus immer wieder als wahrhafter Mensch, der Verzweiflung und Einsamkeit, ja körperliches Leid empfindet. Zugleich aber sei seine Botschaft eine "unerhörte", sei es doch gerade ein Verbrecher, dem er als erstes die Einkehr in das Reich Gottes zusage. In dem er Johannes die Verantwortung für Maria überträgt und diese ihrerseits zur "Mutter der Kirche" macht, entfache er noch am Kreuz Glaube, Liebe und Hoffnung für den Dienst am Menschen, so Lackermair in seiner Deutung. Gerade die Verzweiflung in dem Aufschrei "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen" lasse Jesus uns nah sein. In den Worten "Es ist vollbracht" zeige sich, dass der Heiland jedoch jede Phase seines Lebens und Sterbens auf Gott beziehe. In dem er den eigenen Tod zur endgültigen Form der Hingabe macht, überbrückt er die Kluft zwischen Mensch und Gott und vollendet so das Werk seines Lebens.

Raum zum Nachdenken über das Gesagte schaffte die Birnthaler Saitnmusi mit ihrer gefühlvollen Interpretation völkischer Weisen, in deren Klängen die religiöse Botschaft nachwirkte. Volltönend und zugleich einfühlsam interpretierte der Bairische Singkreis, die bekannten Melodien, die aus der Passionszeit nicht wegzudenken sind. Ob "Schönster Jesu auf der Wies", "Ecce Homo" oder "In der ganzen Stadt da brennet kein Licht" · in ihrer naiven Aufrichtigkeit haben die traditionellen Gesänge nichts an ihrer bewegenden Emotionalität verloren.

Angesichts der momentanen Weltsituation gewann die Weise "O Sünder, so hör doch einmal auf" mit der eindringlichen Bitte "Hört auf mit Mord und Kriegen, es wird doch keiner siegen" an schmerzlicher Realität.

Neben einem herzlichen Applaus dankten die Zuhörer den Interpreten mit großzügigen Spenden, die der Renovierung der Kirche in Ainau zugute kommen werden. Insgesamt landeten 275,10 € im "Körbchen".


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