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Kreativkurse
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Die Geheimnisse von "Sauspiel" und "Wenz"

Text und Bilder freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Ellen Kellerer


Christa Fersch steht der Schweiß auf der Stirn. Konzentriert wirft sie die Karte ins Spiel, und kaum ist der Stich kassiert, fliegen schon die nächsten Trümpfe auf den Tisch. An einem anderen Tisch geht es an diesem Mittwochabend beim Grasl-Wirt in Ebrantshausen etwas langsamer zu, da spielen die Anfänger. Denn Schafkopf ist ein intelligentes Spiel, da braucht man neben dem nötigen Können auch eine ganze Portion Intuition, meint "Schafkopflehrerin" Christa Fersch.

Die Obermettenbacherin bietet heuer erstmals bei der Volkshochschule Mainburg Schafkopfkurse an, speziell für Frauen. "Weil es halt immer noch eine Männerdomäne ist", wie sie festgestellt hat.

Doch das ändert sich langsam: Beim Grasl sind jedenfalls an diesem Mittwochabend die Frauen in der Überzahl, wie auch einmal im Monat beim "Zeitler" in Ossenzhausen, wo geschafkopft wird.
Bei den "Profis" nebendran kartelt neben Christa Fersch und zwei Ebrantshausener Männern noch Ruth Fendt aus Geisenfeld. Die gebürtige Fränkin, die Christa Fersch bei ihren Schafkopfkursen "assistiert", ist seit ihrem 10. Lebensjahr eine leidenschaftliche Schafkopferin und hat sich während ihres Studiums mit Schafkopf-Gewinnen "so manches Mittagessen finanziert", wie sie schmunzelnd erzählt.

Christa Fersch, die schon vielen Frauen – in jedem Alter, von 15 bis 66 – das Schafkopfen erklärt hat, musste selbst "durch eine harte Schule gehen", wie sie sagt. Ihr Mann hat es ihr beigebracht, "da musste ich mir viel anhören". Doch sie war hartnäckig, hat sich im Laufe der Jahre perfekt angeeignet, wie man ein gutes "Sauspiel" macht, ein "Solo" oder einen "Wenz" spielt, wie man "schmiert" oder ein "Bockspiel" vorbereitet.

 

Laien – des Schafkopfs, der im Mittelalter seine Wurzeln hat, nicht mächtig – können da kaum noch mit den Augen mitkommen – geschweige denn nachvollziehen, warum sich jetzt der eine "abspatzt" und der andere sich über seine "lange Farbe" freut.

Doch Christa Fersch ist eine geduldige Lehrerin. Für ihre "Schülerinnen" hat sie sogar Plakate mit Beispielskarten vorbereitet, um – wenn es sein muss mehrfach – zu erläutern, was denn nochmal ein Wenz ist, und warum akkurat jetzt der Eichel-Ober nicht sticht, wo er doch sonst der höchste ist.

Überhaupt, so die leidenschaftliche Schafkopferin, seien Frauen, wenn sie das Spiel mal beherrschen, die ruhigeren Mitspieler. Männer würden da schon mal emotionaler – gerade, wenn es um Geld geht. Auch, wenn der Schafkopf kein Glücksspiel ist, also ganz "legal" in bayerischen Wirtschaften gespielt wird, so macht doch das Spielen um ein wenig Geld noch einen besonderen Reiz aus.

So will es die Tradition. Und auch, wenn dieses urbayerische Wirthausspiel mittlerweile sogar ganz ohne "leibhaftige" drei Mitspieler im Internet erlernbar ist, so ist es einfach das gemütliche Beisammensein, das auch Christa Fersch so an ihren allwöchentlichen Schafkopfrunden schätzt.

Und ganz nebenbei sorgt die Obermettenbacherin mit ihrer Schafkopf-Initiative noch dafür, dass neben all den Feng Shui-, Qui Gong- und Shiatsu-Kursen an den Volkshochschulen in der Hallertau auch noch ein Stück bayerisches Kulturgut mit dem Spiel um den Eichel-Ober und seine "Untertanen" erhalten bleibt.


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