"Ein
Fotograf muss sehen können." Eine fast überflüssig erscheinende
Aussage, die aber sowohl Rudolf Zablowskys Verständnis von Fotografie erklärt,
als auch seine Leidenschaft verdeutlicht. Angefangen hat alles mit seinen
beiden Zwillingsschwestern Elke und Herta. Er war gerade 17 Jahre, als die beiden
Nesthäkchen auf die Welt kamen. Fasziniert vom Anblick der Babies überzeugte
er seine Mutter, einen Fotoapparat zu kaufen, um die bildhübschen Zwei auf
Zelluloid zu bannen. Eine Kamera für 16 Mark, lediglich ausgestattet mit
Umschalttaste für Sonnen- und Regenwetter, war Zablowskys erster Apparat.
Danach entfaltete sich seine Passion schnell und so wirkt die Liste mit Stationen
seiner Kamera-Kar riere wie ein Zeitraffer: Erste selbst entwickelte Fotografien,
Aufnahme bei den Fotofreunden Pfaffenhofen, Erster Preis bei der ersten Fotowettbewerb-Teilnahme,
zahlreiche Preise folgen, Gründung des Fotoclubs Geisenfeld, Mitgründer
des Geisenfelder Kunstkreises Spektrum, Mitglied des Filmclubs Wolnzach, zahlreiche
Diaschauen und Engagements als Fotograf ... Halt, Stopp, Ende der Wörterflut.
Eines der Probleme unserer Zeit ist für Rudolf Zablowsky nämlich die
Bilderflut von Medien und Werbung, die den Menschen nur noch schauend machen,
wobei er verlernt zu sehen, wie es Zablowsky ausdrückt. "Oft waren Leute
beim Anblick meiner Fotos erstaunt zu hören, dass die Motive aus ihrer Umgebung
stammten. Sie hatten vorher eben nicht genau genug hingesehen, oder waren nicht
nah genug rangegangen." Details, Formen, Muster und Strukturen - zum Beispiel
auf einer Sandfläche am Schieleinsee - gehören zu Zablowskys Spezialitäten.
Bizarre, rätselhafte, oder mystische Bilder können so entstehen. "Im
Mittelpunkt aber steht für mich der Mensch", betont Zablowsky. Seine
Portrait- und Aktfotografien sind bei Ausstellungsbesuchern und Portraitierten
sehr beliebt. Seine Fotoakte haben Reden von sich gemacht und so wollen viele
von Zablowsky unverhüllt oder wohl in Szene gesetzt abgelichtet werden. Sie
alle führt er in sein Fotozimmer, in sein Reich. Dort stehen die Stativlampen
meist schon bereit. In einer Glasvitrine stehen übereinander seine Kameras
aus den letzten drei Jahrzehnten und im kleinen Computer- und Nachbearbeitungszimmer
nebenan stapeln sich Dia-Boxen und Bildarchive. Mittlerweile fotografiert
Zablowsky mit einer Canon Eos 350 D. "Die Digitalfotografie finde ich fantastisch,
auch was die Nachbearbeitungsmöglichkeiten am PC betrifft." Da schon
immer mit Nachbelichtung und Vergrößerern gearbeitet wurde, kann Zablowsky
die strikte Ablehnung der Digitaltechnik seitens mancher Fotopuristen nicht verstehen.
Die Debatten darüber findet er müßig. Lieber zieht er los mit
seiner Kamera und verliert sich in der Landschaft um Geisenfeld, gespannt welch
Eindruck seine Iris diesmal reizen wird. Optisch überwältigt war
er kürzlich, als er nach 23 Jahren endlich seine beiden ausgewanderten Zwillingsschwestern
in den USA besuchte und sich mit dem Trip durch New York einen lang gehegten Traum
erfüllte. So schloss sich mit dem Wiedersehen ein Kreis seines Fotolebens,
in dem es natürlich noch lange weitergehen soll: "Ich habe noch so viele
Ideen, insbesondere in Sachen Film. Was genau werde ich nicht verraten. Wenn es
klappt, wird es ja jeder sehen können." Bescheidenheit gehört eben
auch zu Zablowskys Stil und welch originelle Blickwinkel der Mann mit dem goldenen
Auge dem Medium Film nun abtrotzen will, wird eine spannende Frage sein. | |