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"A bisserl fabuliert worden is bei uns immer scho"

Anneliese Schmid und das Geisenfelder Heimatlied - ein Porträt zum 85. Geburtstag

Bettina Stangl in "Der Geisenfelder 02/06 vom 6. Dezember 2006

Sie ist gebürtige Geisenfelderin. Das Licht der Welt erblickte sie im Haus der Hypobank. Dort war ihr Vater Filialleiter. Anneliese Schmid, die in diesen Tagen ihren 85. Geburtstag feiert, erinnert sich gerne an ihre Kindheit zurück : "Ich hatte ein liebevolles, aber strenges Elternhaus. Zur Heimatkunde hatte ich schon früh einen engen Bezug, weil der Großvater (Gottfried Eglinger) die "Geisenfelder Chronik" geschrieben hat". Und außerdem liebte die ganze Familie den Umgang mit der Sprache.

"Wenn der Vater gesprochen hatte, antworteten wir oft in gereimten Sätzen." Es sei bei ihnen daheim halt "scho immer a bisserl fabuliert" worden, begründet Anneliese Schmid diese gemeinsame Leidenschaft.
Später schickte man sie aufs Internat "Kloster Gnadental" nach Ingolstadt. Doch daran denkt die agile Seniorin nur ungern zurück. "Es war eine harte Zeit." Anschließend verbrachte Anneliese Schmid zwei Jahre in Hannover, wo sie die staatliche Prüfung als Kindergärtnerin ablegte. Die Ferien verbrachte sie zu Hause, um dem Vater im Büro zu helfen.
Auf der Suche nach neuen Wegen : Schon bald fühlte sich Anneliese Schmid von ihrem Beruf nicht mehr ausgefüllt. "Mir wurde es als Kindergärtnerin zu langweilig." Sie studierte in Bayreuth Lehramt, kam dadurch in vielen Ortschaften im Bayerischen Wald, bevor sie ihre beiden Ausbildungsjahre in Regensburg absolvierte. Als dann jedoch ihr Bruder während des Zweiten Weltkriegs als vermisst gemeldet wurde, forderte der Vater die Rückkehr seiner Tochter nach Geisenfeld.
Sie unterrichtete dort fortan in der Volksschule. Vor ihrer Heirat mit dem Bäckermeister Karl Schmid befand sich Anneliese Schmid gerade auf Urlaub, als sie Post von der Mutter erhielt. "Das war um 1952", erinnert sie sich. Im Umschlag befand sich ein Artikel aus der Heimatzeitung mit einem Aufruf : Es wurde jemand gesucht, der den Text für das Geisenfeld-Lied schreibt: Damals war Geisenfeld noch Markt. "Verschiedene Gedichte wurden vorgeschlagen, aber der Bezug zur Heimat fehlte in den Texten." Anneliese Schmid formulierte einen Text, schickte ihn ein und - er wurde genommen.
Das Geisenfeld-Lied entsteht : Nachdem Anton Staudacher den Text vertont hatte, nahm der sängerverein Geisenfeld das Heimatlied auf Schallplatte auf. Ab dem 18. November 1952 - dem Datum der Stadterhebung Geisenfelds - war das Lied in den Schulen Pflicht. Die Kinder lernten es im Unterricht. Anneliese Schmid dagegen trat in ihrem Beruf zurück, denn sie wurde in der Bäckerei ihres Mannes gebraucht : "Ich musste jeden Tag sieben Personen versorgen. Wir hatten außerdem Hopfen, für den wir Hilfskräfte einstellten. So waren zeitweise 20 Leute zusätzlich da."
Der einzige Sohn wohnt heute in Rosenheim. Er ging seinen eigenen Weg und leitet eine der größten privaten Ausbildungsstätten für Personalentwicklung in München. Auf diesen großen beruflichen Erfolg ihres Sohnes ist Anneliese Schmid sehr stolz. Und sie freut sich jedes Mal wenn sie ihre drei Enkelkinder sieht. "Bei mir muss sich immer was rühren",erklärt die ehemalige Lehrerin, die seit der Aufgabe der Bäckerei nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1984 regelmäßig Nachhilfeunterricht erteilt. "Das mache ich nicht nur für die Kinder, sondern vor allem für mich. So bleibe ich fit." Dass es nicht zu ruhig wird im Leben der liebenswerten Geisenfelderin, dafür sorgen nicht zuletzt auch zahlreiche Freunde, Bekannte und ehemalige Schüler, für die die Tür bei Anneliese Schmid stets offen steht.

Das Geisenfelder Heimatlied

Text: Anneliese Schmid, geb. Pollinger
Melodie: Anton Staudacher

Es wohnt ein emsig Völkchen am Rand der Holledau.
Hoch oben ziehen Wölkchen am Himmel, weiß und blau.
Umrahmt von Hopfengärten steht meiner Heimat Welt.
Fragst Du, bekommst zur Antwort: "Die Stadt heißt Geisenfeld".

Sie hat vor vielen Jahren Graf Eberhard gebaut
mit Türmen, Kirch` und Kloster, das heut ins Land noch schaut.
Gerechtigkeit die Waage am Rathaus stetig hält.
Ein Sinnbild ist`s der Ordnung im schönen Geisenfeld.
Sankt Emmeran, der Gute, ist unser Schutzpatron.
Es ist uns oft zumute, als wüsst` er`s lange schon,
wie rauh und fromm und tüchtig, mit oder ohne Geld,
und lustig auch und listig sind d`Leut in Geisenfeld.
Die Bürger und die Bauern, das Handwerk und die Kunst,
sie wissen, soll was dauern, tut man`s mit Schicksals Gunst.
Sie reichen sich die Hände, dass Treu die Wache hält,
zum Lob und Preis und Ehre der Heimat Geisenfeld.
Trotz allbekannter Weise: "Der Hopf, der is a Tropf",
hilft man ihm hier mit Fleiße in vieler Brauer Topf.
Nicht Wein von süßen Reben, nein Bier die Kraft erhält.
Es lässt sich fröhlich leben im Städtchen Geisenfeld.
Und außerhalb der Gärten, wo sich der Hopfen wiegt,
ein Kranz von grünen Wäldern um Geisenfeld dann liegt.
Die Ilm fließt still im Tale. Sie immerfort erzählt,
wie schön ist für uns alle die Heimat Geisenfeld.

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