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„Vom Bauernbub zum Zeit-Zeugen“

Hans Bayerl gewährt einen ganz persönlichen Blick auf eine schwierige Epoche

Maggie Zurek



Mit der geliebten „Diatonischen“ in der Hand, so haben viele Geisenfelder Hans Bayerl noch in guter Erinnerung.

Foto Zurek

Im November wird Hans Bayerl, der den alteingesessenen Holledauern als „Selmer-Hans“ mit seiner Diatonischen noch gut im Gedächtnis ist, 86 Jahre alt. Geboren in dem kleinen Ortsteil Parleiten, zu einer Zeit als für Deutschland sich die schlimmste Epoche in seiner Geschichte anbahnte, erlebte er unvorstellbares Leid aber auch Momente tiefer menschlicher Größe. Nachzulesen in der Autobiografie „Vom Bauernbub zum Zeitzeugen“, die ab sofort bei Schreibwaren Hoppla und Bauer sowie im Bürgerbüro zum Preis von 12,50 Euro erhältlich ist.
Zwei Jahre hat Hans Bayerl gebraucht, um die vielen Ereignisse und Gefühle niederzuschreiben, anfangs noch mit dem Kugelschreiber auf einfache Blöcke. Später dann auf dem Computer. „Ich hab die Erinnerungen niedergeschrieben, wie sie kamen“, erzählt der Rentner, der als Knirps so gerne die „Pritsch-Loabe“ gegessen hat. Und er lässt dabei die Spielkameraden und Bewohner Parleitens so reden, wie ihnen der bayrische Schnabel gewachsen ist.

Berichtet von der Inflation, als das Geld mit Rucksäcken transportiert wurde aber auch vom Glück, als Kind auf einem Bauernhof wenigstens das tägliche Brot gesichert zu wissen.
Die Jahre des Krieges und der russischen Gefangenschaft hingegen, haben ihn beim Schreiben erneut gemartert. Unvorstellbare Grausamkeiten hat er erlebt, „tausendmal dem Tod in die Augen geschaut“ und mit so manchem Trick überlebt. Etwa indem er sich von einem an Ruhr erkrankten Kameraden ein wenig „Material“ für eine Untersuchung „auslieh“, um so ins Lazarett überstellt zu werden.

Alte Postkarte von Parleiten im Besitz von Schaller Robert
 Dass er einmal ein gesegnetes Alter erreichen und mit seiner Frau und vier Kindern den Grundstock für eine gedeihende Großfamilie legen würde, hat er sich damals nicht träumen lassen.
Das Buch ist ein sehr persönliches, lebhaftes Zeugnis eines deutschen Schicksals aber zugleich auch eine im positiven Sinne subjektive Ortschronik, die mit über 50 Fotos (darunter auch Luftaufnahmen Parleitens aus den 50er Jahren) aufwartet. Viele der Aufnahmen hat ein Onkel Bayerls gemacht, der stolzer Besitzer eines Fotoapparates war. Das erste solche technische Wunder, eine „Agfa“, war in Geisenfeld nämlich für betuchte Zeitgenossen erst ab 1930 beim Fotogeschäft Forstner erhältlich, wie sich der Autor mit einem Schmunzeln erinnert.
500 Exemplare seiner Memoiren hat Hans Bayerl drucken lassen. Ein Ladenhüter werden sie gewiss nicht.



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