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Harald Demuth dreht die Zeit zurück

Donaukurier IN 26.06.06, Suzanne Schattenhofer
Bilder der Fahrt durch Geisenfeld von Peter Mühlbacher

Ingolstadt hat jetzt auch seinen Nürburgring, seine Rennstrecke. Sie ist zwar nur rund 400 Meter lang und eigentlich ein Schwimmbad-Parkplatz, hat aber alles, was nötig ist: scharfe Kurven, Geraden zum Gasgeben, sogar Steigung und Gefälle und eine Tribüne für die Promis.

Am Samstag war Premiere auf dem Wonnemar-Ring, und die Ingolstädter waren begeistert. Vor allem, als Harald Demuth, zweifacher deutscher Rallye-Weltmeister, einen 83er Audi Quattro dermaßen über die Piste jagte, dass der Motor heulte und die Reifen qualmten. Das waren Spaß und Spannung pur - vor allem, wenn der Rallyewagen durch die Kurven driftete, haarscharf an den Zuschauern vorbei.

Als Demuth den Quattro nach sechs Runden zum Stehen bringt, brüllt die Menge: "Zugabe! Zugabe!" Aber Moderator Günther Schäfer schüttelt den Kopf: "Wir sind doch hier nicht auf einem Popkonzert." Die Veranstalter der Renn-Demo des Oldtimer-Festivals Donau Classic haben nämlich strenge Auflagen einzuhalten. Dazu zählt die, dass nicht schneller als 40 Stundenkilometer gefahren werden darf. Demuth gesteht nach dem Trip allerdings, er sei 42 Sachen gefahren - was natürlich stark untertrieben ist. Aber solche Späßchen zeigen, wie viel Freude dem 55-Jährigen dieser ungewöhnliche Auftritt macht."Harald, du wirst vermisst"Vor und nach dem Rennen ist Demuth, der 1978 zu Audi kam, umringt von Autogrammjägern.

Was den 55-Jährigen sichtlich rührt: "Damals lag der Fokus ja eher auf dem Wagen als auf uns Fahrern," sagt er bescheiden. Ein Mann aus der Menge widerspricht: "Harald, du wirst immer noch vermisst in Ingolstadt." Ein Motorsport-Mechaniker drückt Demuth an sich. Es ist Reinhold "Holdi" Podolski, der auch jetzt beim sensationellen Sieg des R10 TDI in Le Mans dabei war. "Wir dürften immer wieder alles herrichten, was die Herren Fahrer kaputt gemacht haben."Demuth nickt und lacht: "Mit diesem Quattro haben wir Geschichte geschrieben", so der 55-Jährige zum DK. "Damals musste man sich zurückhalten mit solchen Sätzen, aber jetzt darf man's ja sagen."

An seinen ersten Eindruck vom Quattro erinnert sich der Rallyefahrer nur wage: "Was mich damals sogar mehr beeindruckte als der neue Allradantrieb war die Kraft, die dieses Ding hatte." Vor diesem "Ding" fällt gerade Marco Reese vom "1. Bayerischen Ur-Quattro Club" in die Knie, mit der Kamera. "Immer wieder eine Wucht, der Wagen", meint der Hamburger. "Wir von der südschwedischen Fraktion sind nur nach Ingolstadt zum Donau Classic gekommen, um diesen Wagen zu sehen. Der ist das einzig Wahre!" Knatterkiste hebt "Beinchen"Nun ja, es sind auch andere beeindruckende Fahrzeuge auf dem Wonnemar-Ring zu sehen: Zum Beispiel der französische Amilcar, Baujahr 1927.

"Der geht Spitze 140, aber es ist nicht ratsam, so schnell zu fahren, denn bei dem merkt man jede Zigarettenkippe auf der Strecke", erzählt Besitzer Walter Henigin vor dem Rennen. Dann rollt Rainer Köhne von Audi Tradition mit einer Replique des Wanderer "Stromlinie" auf den Ring - auch er lässt in den Kurven die Reifen quietschen. Das zu überbieten hat sich Herbert Schöffner zum Ziel gesetzt mit seinem DKW F12, den er von ursprünglich 34 auf 80 PS hochgetunt hat. der Lichtenauer pretscht mit seiner Knatterkiste über die Strecke, bis das sie ein "Beinchen" hebt.Als der Lotus über den Asphalt heizt, halten sich die Zuschauer dann schon die Ohren zu.

"Selbst für gute Leute ist es sehr schwierig, dieses Auto zu fahren. Ich versuche halt, es zu bewegen", meint der Besitzer bescheiden und lässt es richtig krachen. Und auch der Thomas Schönacher lässt mit seinem Alfa Romeo GTV richtig "die Sau raus", wie er zuvor vom Sprecher ermuntert wird. Der Neuburger hat schon Übung, denn er fährt seit drei Jahren mit seinem Oldtimer historische Rallyes. "Ich hab' schon den dritte Platz bei den Südbayerischen gemacht."550 PS und Biosprit. Zum krönenden Abschluss kündet Schäfer einen "Donnerbolzen" an, einen Ford GT 40 - das Auto, das gebaut wurde, um Ferrari Respekt einzujagen. 550 PS stark - aber von Biosprit angetrieben. Fahrer Toni Pielmeier aus Schrobenhausen gibt sich ebenfalls bescheiden: "Mit vollen Hosen ist gut stinken."


Über 80 Oldtimer liefern sich ein heißes Rennen rund um den Hauptplatz

Donaukurier PAF 26.06.06, Tina Bendisch
Bilder der Fahrt durch Geisenfeld von Peter Mühlbacher

Die Palette reichte von chromblitzenden Straßenschiffen über rassige flache Flundern bis zum kleinen, knallroten "Topolino": Eine enorme Vielfalt an Raritäten und Exoten auf vier Rädern rollte bei der "Donau Classic-Rallye" am Samstagnachmittag durch die Pfaffenhofener Innenstadt.

Rund 100 Wagen - bis ins letzte Detail liebevoll restaurierte Autogeschichte - nahmen vom Ausgangspunkt Ingolstadt an der Gleichmäßigkeitsrallye teil, die sie über drei Tage und 470 Kilometer durch das Donaumoos, Altmühltal und Hopfenland führte (siehe auch gesonderte Berichte im überregionalen Teil dieser Ausgabe).

Dreimal galt es beim "Großen Preis von Pfaffenhofen", die Runde Hauptplatz, Ingolstädter-, Löwen- und Türltorstraße zu fahren, und dabei präsentierten sich die PKW-Schönheiten längst vergangener Tage in ganzer Pracht und voller Aktion. Angeführt wurde der beeindruckende Konvoi von Rallye-Legende Walter Röhrl: Als er im weiß-blauen Porsche 953 mit dröhnendem Motor um die Kurve am Rathaus preschte, vibrierte im Straßencafé das Geschirr, leere Flaschen kippten um.

Der röhrende Röhrl, von Experten zum "besten Rallye-Fahrer aller Zeiten" gekürt, ließ mit Sound und Fahrstil die Herzen der Motorsportfans höher schlagen. Horch reihte sich an Aston Martin, Audi an Daimler, Triumph an Renault Alpine, Volvo an Bentley, VW-Käfer an Rolls Royce, Lancia an Maserati... Angesichts der automobilen Kostbarkeiten - darunter ein Mercedes SL "Flügeltürer" - gerieten sachkundige Zuschauer ins Schwärmen: "Für den Gegenwert von dem könntest du dir ein Haus kaufen, und zwar ein tolles!"
Bürgermeister Hans Prechter freute sich über ein weiteres sommerliches Highlight in der Kreisstadt und erinnerte sich beim Bestaunen der geballten Auto-Nostalgie an Kindheitserlebnisse auf vier Rädern: "Mein Onkel hatte einen BMW V8, ein Auto, das viele sicher noch aus der alten Fernsehserie "Isar 12" kennen. Wenn ich da mitfahren durfte, fühlte ich mich wie der Staatspräsident..." Auch schon ein Oldtimer wäre das erste Auto, das sich 2. Bürgermeister Franz Schmuttermayr vor 50 Jahren kaufte: "Ein Opel Caravan - nichts Flottes, aber sehr praktisch mit großem Kofferraum".
   

 

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