Deutschland
Postleitzahl: 85 290
Vorwahl: 0 84 52

Kabarett
Geisenfeld-Online

Es gibt bei mir nie diesen Tag X, an dem man ein Programm anfängt oder beendet"

Kabarettist Django Asyl spricht über seine Vorbilder, seine Arbeit und die Lust der Improvisation / Termine in der Region im April

DK Anja Witzke


Zimmer 314. Hier wohnt ein Kulturbanause. So bezeichnet sich Django Asül selbst. Mit Theater und Belletristik hat er nichts am Hut. Geschichte, Soziales, Politik · das interessiert ihn. Und Sport. Und Autos. Über all das kann man trefflich mit ihm streiten. Seit 1996 steht der 1972 in Niederbayern geborene Kabarettist auf der Bühne. Derzeit tourt er mit seinem Programm "Autark" durchs Land. DK-Redakteurin Anja Witzke sprach mit Django Asül.
Kabarettist Django Asül: "Das Publikum bekommt mich eins zu eins."
Herbert

Foto : Donaukurier

Ihre Biografie bildet die Grundlage Ihres Kabarettprogramms: ein Niederbayer mit türkischem Pass in Bayern. Läuft sich das nicht irgendwann tot? Django Asül: Es ist ja nicht so, dass ich mir das ausgedacht habe. Ich bin das tatsächlich. Das Publikum bekommt mich eins zu eins. Wenn ich mich an ein Programm setze, überlege ich nicht: Was könnte ich da ausschlachten? Die Frage lautet vielmehr: Was bietet sich an? Im Programm findet sich genug, das damit gar nichts zu tun hat. Und vielleicht ist es beim nächsten völlig Wurst, ob Bayer, Türke, Südafrikaner oder Amerikaner.

Wie lange dauert die Arbeit an einem neuen Programm? Welche Inspirationsquellen nutzen Sie?
Django Asül: Alles. Angefangen bei der Familie. Und vom satirischen Potential bin ich bestenfalls die Nummer 3 · nach meiner Mama und meiner Schwester. Daneben das, was man liest, im Fernsehen sieht, unterwegs beobachtet, selbst erlebt. Laufend passiert etwas. Man macht sich Notizen · ohne zu wissen, ob daraus etwas entsteht. Und wenn, was: Kommt es in die Zeitungskolumne, wird daraus ein Internettext (www.-django-asuel.de), ein Bestandteil des Programms oder erzähle ich es in meiner Radiokolumne bei Antenne Bayern? Auf Aktuelles muss man natürlich sofort reagieren. In meinem Programm gibt es sicherlich 20 Minuten, die nirgendwo textlich erfasst sind. Das ist schließlich Reiz an der Sache · und lockt Wiederholungstäter im Publikum. Das gleiche Programm ist doch immer wieder anders. Das ist so eine Art Markenzeichen von mir. Darum gibt es nie diesem Tag X, an dem man ein Programm anfängt oder beendet. Aber es gibt tourfreie Sommermonate, in denen ich den Kern des neuen Programms ersinne.

Gibt es schon ein Thema für den Sommer?
Django Asül: Viel Arbeit · das ist mein Thema. (Lacht.) Es wäre fahrlässig, wenn ich dazu Näheres sagen würde. Denn immer wieder ertappe ich mich dabei, dass ich mit einem bestimmten Thema beginne, aber dann plötzlich eine ganz andere Richtung einschlage.

Peter Ustinov behauptet im Stern-Interview, dass kaum etwas so deprimierend sei, wie ein Abendessen mit lauter Berufskomikern: "Da herrscht eine Stimmung wie auf einem dieser schwarzbraunen Rembrandt-Gemälde." Wie launig sind denn Treffen unter Kabarettisten?
Django Asül: Man trifft mich eher unter Tennisprofis oder Leuten aus dem Sportbusiness, aus Politik und Wirtschaft. Das kann sehr lustig sein. Aber: Es wird nicht erwartet, dass ich die anderen zum Lachen bringe.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Kabarettbesuch erinnern?
Django Asül: Der allererste Livebesuch war Januar 1994 bei Bruno Jonas in Freyung. Der zweite Besuch galt Matthias Beltz im Herbst. Danach dachte ich: So was will ich auch machen.

Dann haben Sie Ihren ersten Kabaretttext geschrieben?
Django Asül: Genau. Ein paar Wochen später beendete ich meine Lehre bei der Sparkasse, jobbte danach als Tennistrainer · und fing an zu schreiben und zu spielen.

Ihr erster Auftritt?
Django Asül: In einem Buchladen in Deggendorf. Im Mai bin ich das erste Mal erneut in Deggendorf. Viel Schonzeit für die Heimat.

Wie war der Schritt auf die Bühne. Hatten Sie Lampenfieber?
Django Asül: Total unkompliziert. Ich hatte null Plan. Ich erinnere mich gut an die Minuten, bevor ich raus bin. Total easy. Ich war überhaupt nicht aufgeregt, sondern sogar ziemlich gespannt: "Jetzt schaun wir mal, was da rauskommt." Das ist bis heute so geblieben. Ich leide nicht unter Nervosität.

Kollegen wie Erwin Pelzig und Bruno Jonas haben Bücher veröffentlicht. Jess Jochimsen liest sogar bei den Ingolstädter Literaturtagen. Haben Sie auch ein Manuskript in der Schublade?

Django Asül: Ich habe 1000 leere Blätter in der Schublade. Ich habe sogar einen Vertrag für ein Buch unterschrieben. Vorletztes Jahr hätte es veröffentlicht werden sollen. Ich schreibe schon fleißig · für die Abendzeitung, den Kicker, sogar für den DONAUKURIER habe ich kürzlich einen Autotest verfasst. Mir macht schreiben auch Spaß. Aber für ein solches Projekt bräuchte ich vier Wochen Auszeit · ganz weit weg. Ich denke, das Buchthema muss mich richtig packen, so dass ich eines Tages sage: "Jawoll, jetzt greif ma´s an."


Foto Hans Galler


Zurück
Presseecho