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Kabarett
Geisenfeld-Online

Grünwald: Den inneren Schweinehund mit saumäßigem Vergnügen Gassi geführt

PK Maggie Zurek
Fotos 1, 3 und 4 Hans Galler

 


Ganz auf das abschreckende Beispiel setzte "Botschafter" Günther Grünwald am Wochenende in Unterpindhart bei seiner Kampagne in Sachen "guter Geschmack". Für masturbierende Machos und ungehobelte Lümmel an der Debilitätsgrenze (oder jenseits davon . . .) ist er das kabarettistische Sprachrohr. Je weiter seine Schläge unter der Gürtellinie sitzen, desto lauter die Lacher im Publikum · über Geschmack lässt sich halt nicht streiten.

Kein Zweifel, der da auf der Bühne steht, ist eine guter Schauspieler: extrem glaubhaft seine Darstellung des Dorfdeppen, dessen Horizont da endet, wo die Nase an den Maßkrug stößt. Wenn er von den stets gleichen Sprüchen der Eltern ("so lange du deine Haxn unter meinen Tisch streckst . . ."), von entenhaft quäkenden Müttern vorm Kindergarten oder pädagogischen Fehlversuchen beim Friseur erzählt, entsteht ein gewisses "déjà vu"-Erlebnis. So ähnlich hat man es eben schon mal irgendwo erlebt. Dieser "Wiederkennens-Effekt" ist die Stärke des Humoristen.  

Leise Töne und subtile Andeutungen sind Grünwald fremd, stattdessen suhlt er sich in verbaler Dreckschleuderei, ist kaum zu stoppen, wenn er nach einer Steigerung des "dreckaten Dreckskrüppel" sucht. Und genau an diesem "Zuviel des Schlechten" scheiden sich denn auch die Geister. Während er gerade wegen der Schamlosigkeit, die jedes Tabu bricht und die gnadenlos die Schwächen anderer zerfleischt, vielen als "genial" gilt, sehen andere genau darin seine Schwäche.

Bei so viel Vergnügen am Geschmacklosen liegt der Verdacht nahe, hier werde dem Publikum nicht der kritische Spiegel vorgehalten, sondern ein Ventil für das eigene zweite Ich gesucht, das so in der normalen Gesellschaft nicht raus darf. Dass Grünwald beim Rockermeier gleich an zwei Abenden den Saal füllte, beweist jedenfalls: den inneren Schweinehund mal Gassi zu führen, kann ein "saumäßiges" Vergnügen sein.

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