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Kabarett
Geisenfeld-Online

Finesse statt derbem Klamauk

PK Magdalena Zurek, 20.12.2004
Bilder : Hans Galler

 

Es gibt ihn also doch noch, den echten Humoristen · jene selten gewordene Spezies, die Sprache mit Finesse einsetzt und nicht mit grobschlächtiger Derbheit. Dessen Geschichten weder Menschen noch Tabus in gröbster Weise verletzen und die einen dennoch zu herzhaften Lachern hinreißen. Bescheiden, ja fast unscheinbar trat Axel Hacke in Unterpindhart als Lektor an und eroberte, gänzlich ohne Klamauk und Comedy, sein Publikum im Sturm.

Hacke spielt mit der Identifikation, entdeckt hinter persönlich Erlebtem die allgemeinmenschliche Dimension, formuliert unumstößliche Gesetze. Von Familienautos, deren Sitzflächen regelmäßig durch einen weltraumtaugliche Kitt aus Multivitaminsaft, Schokolade und Gummibärchen versiegelt sind.

Von den "Archetypen" menschlichen Verhaltens, den Wegschmeißern und Behaltern, die eigentlich nicht zusammen leben können und es in jeder Ehe dennoch tun. Von den "Jörgs" dieser Welt, die fleischverachtend und weltverbessernd scheinbar aus keinem Elternbeirat wegzudenken sind. Dabei findet er treffliche Vergleiche - wenn etwa beim chinesischen Essen das Gesicht der Dame gegenüber plötzlich aussieht wie "handgeschöpftes Büttenpapier". Seine Wortschöpfungen vom "Partnerschaftspassiv" bis zur "Unökomöhre" taugen zum "Wort des Jahres".

Hackes Reaktionen sind unsere eigenen · ob er von eben jenem Jörg gefrustet zum "Wurstfresser" wird oder als genervter Vater eines besserwissenden Dreijährigen vor Wut explodiert. Genau deshalb bringt er uns zum Lachen. Und sein melancholischer Hang zum Dialog mit Küchengeräten macht ihn uns nur sympathischer.

Doch der verschmitzte Journalist mit der feinen Beobachtungsgabe hat weit mehr zu bieten. Wenn er sich seinen Landsleuten auf sehr persönliche Art widmet, mit Porträts vom Austauschstraßenfeger bis zum Lachkurs-Guru, dann spricht hinter der humoristischen Fassade auch ein nachdenklicher Philantrop.

Der Deutsche ist gründlich. In seinem allgemeinen Hang zum Perfektionismus nimmt er es auch mit dem Lachen sehr genau und hilft der Heiterkeit gegebenenfalls schon mal mit entsprechenden Seminaren nach. Auch Axel Hacke hat ein solches besucht. Und das, was der Kursleiter "William" alias Wilhelm August Drucks seinen Probanten vermittelte, offensichtlich perfekt verinnerlicht. Getreu dem Ratschlag jenes William lässt Axel Hacke seine Zuhörer die eigene Leichtigkeit entdecken und sein Publikum geht in Unterpindhart aus dem Saal mit der Absicht, sich nie mehr vom Gewicht des Alltags nach unten ziehen zu lassen. Und sollten wir doch einmal in Versuchung geraten, dann brauchen wir bloß an die "Verhörer" zu denken. Der "weiße Neger Wumbaba" wird´s schon wieder richten.

Foto : Peter Frese

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