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Kabarett
Geisenfeld-Online

"Aufbegehren führt zu Kopfverlust"

Magdalena Zurek
Bilder : Miek Michielsen

 

"Aufbegehren führt zu Kopfverlust" · früher wörtlich zu nehmen, gehört diese Aussage zumindest im übertragenen Sinne immer noch zu den elementaren Wahrheiten der Gesellschaft. So zumindest das kabarettistische Fazit des Duos Otto Göttler und Sepp Raith bei ihrem "Vormai"-Auftritt in Geisenfeld. Als Paradebeispiel für das Schicksal eines Rebellen diente den beiden die Lebensgeschichte des Mathias Kneißl, die sie mit traditionellen und zeitgenössischen Liedern umrahmten. Beim Publikum hatten die sympathischen Barden vor allen Dingen mit spontanem Humor und improvisierten Einlagen "gepunktet".

Zum "running gag" mit wachsendem Lacherfolg wurden so die liebevoll-bissigen Kommentare zum Auftritt der Bedienung (frei nach Dalia Lavi "Wer hat mein Lied so zerstört?"), die sich durch das laufende Programm nicht aus der Ruhe bringen ließ · was umgekehrt allerdings nicht im gleichen Maße galt. Dass man ausgerechnet zum Essen auf das blutige Thema "Enthauptung" kam, war aus der Sicht der Kabarettisten angesichts der politischen Couleur des Publikums nicht weiter schlimm: "Wennst bei der SPD bist, musst eh an Saumogn hom".
Eine Schuld an den tragischen Ereignissen könne man dieser Partei allerdings nicht zuweisen "weil dafür sans zu wenig" · manchmal hat es eben auch seinen Vorteil, wenn man nicht über "116 Prozent Zustimmung" verfügt, wie mancherorts die CSU.
Musikalisch brachte das Duo eine große Bandbreite an Stücken mit, die vom urbayrischen Zwiefachen über einen fetzigen "Haberfeldrock" bis hin zum Blues reichten.
Da wurde der ewige Kampf zwischen "Jaga und Wilderer" thematisiert, die Ungleicheit der Geschlechter ("Er ist ein Mann, der hat was dran") aufs Korn genommen und die heile Welt des Freistaats Bayern ("wo sonst wählen Klosterfrauen und Bordellbesitzer die gleiche Partei?") satirisch beleuchtet.
Als "Gerüst" und Aufhänger diente dabei die Lebensgeschichte Kneißls, die in Bänkelsänger-Manier vorgetragen wurde. Schade, dass die Interpreten diese Passagen ablasen · das nahm dem Text vieles von seiner möglichen Eindringlichkeit.

In weiten Teilen einfach unschuldig lustig oder von der derben Komik, die dem "Volk aufs Maul schaut" geprägt, gingen einige der Lieder auch richtig "unter die Haut". Wenn Sepp Raith in die Rolle des Kneißl schlüpfte und dessen Verzweiflung und seine Träume besang, dann war aufrichtige Anteilnahme spürbar. Und auch der "Bürger nach Maß" oder das schmerzlich aktuelle "A Kriag, a Kriag" ließen spüren, dass hier ein Thema die Interpreten wirklich berührte.

Die etwa achtzig Zuschauer dankten für einen unterhaltsamen Abend mit anhaltendem Applaus und ließen die beiden Barden erst nach einigen Zugaben gehen.


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