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Kabarett
Geisenfeld-Online

Duo Eberle/Bergmeister schwimmt weiter obenauf

PK, 07.12.04 Magdalena Zurek
Bilder Magdalena Zurek

 

Kohle korrumpiert · diese Erkenntnis beziehen antikapitalistische Kabarettisten gemeinhin auf andere. Was aber, wenn ein solcher Komiker selber vor der Macht des Geldes kapituliert? Die Antwort gab es am Wochenende bei der Premiere zum neuen Programm des Stachelbär-Duos Eberle/Bergmeister. Der Begriff "schwarzer Humor" bekommt eine ganz eigene Dimension, wenn diese beiden an einem von der CSU gesponsorten Casting für eine "Bäder-und Seentour" teilnehmen. Dass sie als Vertreter einer farblichen Minderheit dabei oben schwimmen, kann aus ihrer Sicht wohl nur mit der masochistischen Vorliebe des Bayern, sich "derbläcka" (steckt da nicht das Englische "black" schon drin?) zu lassen, erklärt werden.

Anhaltender Applaus und anerkennende Pfiffe bei einem Publikum, das die politische Gewichtung im Freistaat repräsentiert haben dürfte, legen dies jedenfalls nahe.
Auf der Suche nach den geeigneten Themen für ihren Wettbewerbsbeitrag schwimmen die beiden sich, mal einzeln mal gemeinsam, in unterschiedlichen Gewässern frei. Ob sie die Praxisgebühr verteidigen (kostet weniger als Kino und jede Woche gibts ne neue Zeitschrift), den Spartrend ad absurdum führen (wenn mit Jagdeifer das Wochenzettel-Revier nach Schnäppchen durchforstet wird) oder den Alltag auf dem Recycling-Hof beschreiben · sie haben die Lacher auf ihrer Seite. Aber sie wären nicht bekennend antikapitalistisch, wenn nicht eine gehörige Portion Sozialkritik durchklänge (etwa bei den Überlegungen zum volkswirtschaftlichen Nutzen großer Supermarktketten).

Mit Rücksicht auf das Niveau der Auswahl-Jury schreckten die beiden auch vor dem Sumpf erotischer E-Mail-Botschaften und derben Witzen nicht zurück. Wie es sich für erfahrene Bühnenprofis gehört, auch für das echte Publikum in der geeigneten Dosis.
So richtig in ihrem Element sind die beiden aber, wenn sie in die Untiefen der großen Politik abtauchen, um den Untergang der Republik zu ergründen. Die Probleme im Staat führen sie auf orthografische Schwächen der Minister zurück · die buchstabieren Wir(r)tschaft eben mit zwei "r". Schröders Machtworte sind da wenig hilfreich, basieren sie doch auf einem falschen Genitiv (man lasse beim Wort Schröder einfach das "s" weg. . . ). Vielleicht, so mutmaßen sie, liegt die Ursache des Übels aber schon in der Tatsache, dass es meist Lehrer und Beamte sind, die sich zum Politiker berufen fühlen (und da auch noch jene, die schon früher in der Schule beim Fußball nicht haben mitspielen dürfen).

In Bayern sieht es da schon etwas anders aus. Da hat Minister Huber für den Fall, dass er Stoiber endlich ablösen darf, die Lösungen schon in der Tasche. Eine 73-Stunden-Woche für Beamte ("is doch wurscht, wo die schlafen") ist nur ein Bestandteil seiner Reform. Probleme bei deren Durchsetzung braucht er im "reinrassigen Völkergemisch" der Bajuvaren nicht fürchten. Schließlich definieren die Demokratie auf ihre eigene Art ("de mog grod i"). Natürlich sind sie auch um Erklärungen für die zahlreichen Skandale à la "Moni Gate" nicht verlegen (dass jener spezielle folgenlos blieb, könnte man auf das vom Papa gesammelte "Herrschaftswissen", in dem die Tochter "rumgestoibert" hat, zurückführen).

Hätten die Zuhörer beim Rockermeier zu entscheiden gehabt, wären Eberle/Bergmeister sicher "Nummer eins" beim Casting geworden. Schließlich kam kein Lokalpolitiker (sieht man von einem einzigen Pfaffenhofener Stadtrat ab) bei ihrem Badespaß in Gefahr. Mit Blick auf die eingangs erwähnte Vorliebe ist aber genau das auch der einzige Mangel an ihrem Programm. Irgendwie wartet nicht nur Johann Buska drauf, dass er endlich dran kommt.

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