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Kabarett
Geisenfeld-Online


Gelungener Seelenstriptease aus Hengersberg

Geisenfelder Zeitung
Montag, 31.01.05


Tragisch oder komisch?, das ist die Frage bei Martin Großmanns Kabarettprogramm "Zeltwache", mit dem er am Freitagabend auf der Kleinkunstbühne beim Rockermeier gastierte. Reservespieler beim TSV Hengersberg, gescheiterter Elektrohandwerkslehrling, aber Einziger mit Abitur und dem Ruch des Intellektuellen in der niederbayerischen "Ökonomenmetropole", in der man entweder Gemeinderat oder Kabarettist wird: Auch Django Asül stammt von dort.

Die "Zeltwache" am Vorabend der 100-Jahrfeier des Sportvereins hat man Martin Großmann übernehmen lassen · als Gegenleistung dafür, dass er im Vorprogramm einer Stripteasetänzerin am Festabend 20 Minuten Kabarett zeigen darf. Das Programm ist eine Persiflage auf den Vorsitzenden des Vereins, in die Großmann seine ganze Hassliebe auf die spießigen und urigen, die herzlichen und harten des urbayerischen Schlages seiner Heimat legt.

Doch zunächst gilt es, die Nachtwache durchzustehen: Da sinniert er über seine Probleme, die logischerweise in der Kindheit liegen · als Frühgeburt in dritter Klasse gelegen, im Bus nur immer den Stehplatz gekriegt, der reiche Onkel kurz vor der Kommunion gestorben und vom Opa zum Rauchen animiert · maßlos überzieht Großmann seine Geschichten und Geschichtchen.

Klar, Übertreibung gehört dazu, meistens gerät`s komisch, bisweilen ist es Klamauk. Ganz alleine muss er die Zeltwache durchstehen, weil Freund Walter ("eigentlich is des a richtiger Depp") sich bei der Monika vergnügt, während Großmann bei dessen von ausgefallenen Sexualpraktiken träumenden Ehefrau Rita als Seelentröster per Handy herhalten muss. Und das erinnert natürlich wieder stark an die gescheiterte Beziehung zu seinem ersten Kabarettgroupie. Wenn da nur nicht dazwischen wieder die Angstattacken wegen des entlaufenen Bären wären, der angeblich das Festzelt samt Biervorrat bedroht. Martin Großmanns niederbayerischer Seelenstriptease kam gut an beim Unterpindharter Publikum · Hengersberg scheint hier ja noch ungeahnte Reserven kabarettistischen Potentials zu haben.



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